2010 war «Schland» noch nicht dran

publiziert: Donnerstag, 8. Jul 2010 / 23:46 Uhr
Der blaue Pullover brachten diesmal kein Glück.
Der blaue Pullover brachten diesmal kein Glück.

Nach dem 0:1 im Halbfinal gegen Spanien stellt sich Deutschland die Sinnfrage: Ist das Glas halb voll oder halb leer? Es ist zumindest gut gefüllt, denn das junge Team hat glänzende Perspektiven. Es gehört bei den nächsten Turnieren zu den Top-Favoriten. Die Frage ist bloss: Ist Joachim Löw dann noch der Coach?

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Joachim Löws Glückbringer brachten diesmal kein Glück. Sein blauer, enger Pullover mit V-Ausschnitt ist nun kein Siegespullover mehr. Seine Ehefrau Daniela hat auf der Tribüne den Erfolg auch nicht herbeibeten können. Sie war erstmals an dieser WM live dabei - und sah, wie das Team ihres Mannes eliminiert wurde.

20 Jahre nach dem Triumph in Italien platzte der Traum vom vierten WM-Titel erneut in den Halbfinals, wie vor vier Jahren im eigenen Land gegen Italien. Lange Zeit hatte das in Deutschland populäre WM-Bonmot des Comedians Oliver Pocher «Schland ist so was von dran!» Gültigkeit. Seit Mittwochabend um 22.19 Uhr nicht mehr.

Keine Ausreden

Löw musste nicht lange analysieren. «Die Spanier waren besser, sie haben verdient gewonnen. Wir hatten Hemmungen, die wir über die gesamte Spielzeit nicht ablegen konnten.» Natürlich hätte Löw auf Details eingehen können. Auf die Abwesenheit des gesperrten vierfachen WM-Torschützen Thomas Müller.

Oder auf die Szene unmittelbar vor der Pause, als Sergio Ramos den durchgebrochenen Mesut Özil zu Boden drückte. Es wurde in solchen Szenen auch schon Penalty gepfiffen. Doch der ungarische Schiedsrichter Kassai liess weiterlaufen. Und auch der nahe am Tatort postierte Assistent intervenierte nicht. Tibor Vamos heisst der, ausgerechnet «Vamos», wie der spanische Schlachtruf.

Doch die Deutschen verzichteten auf solche Ausreden. Sie wollten gute Verlierer sein und das positive Image, das die Mannschaft in den letzten vier Wochen in die Welt getragen hatte, nicht beschädigen. Dabei fühlten sie sich nicht mal wie richtige Verlierer. Eher als Gewinner, die gerade verloren haben. «Dieses Team hat eine Klasse-WM gespielt», urteilte Löw zu Recht.

Deutschland gehört die Zukunft

Bastian Schweinsteiger, Löws neuer Chef auf dem Platz, schob nach: «Man hat gesehen, dass wir eine gute junge Truppe mit Zukunft haben.» Wenn die Online-Ausgabe des «Stern» schreibt, die deutsche Mannschaft sei «schwerfällig wie Sattelschlepper mit Anhänger in der Kölner Altstadt» gewesen, hat dies seine Richtigkeit für den verlorenen Halbfinal gegen Spanien, trifft aber nicht den Allgemeinzustand der DFB-Auswahl. Denn zweifellos gehört diesem Team die Zukunft, dessen «Routiniers» Schweinsteiger (25), Lukas Podolski (25) und Philipp Lahm (26) noch Mitzwanziger sind, jedoch alle schon über 70 Länderspiele absolviert haben.

Die deutsche Zukunft ist rosig, doch sie ist noch mit Fragezeichen behaftet. Die Personalie Löw ist noch nicht geklärt. Beobachter urteilen, dass die Halbfinal-Qualifikation die perfekte Konstellation für eine Weiterbeschäftigung darstellt. Hätte Deutschland den Titel geholt, wäre Löw wohl auf dem Höhepunkt abgetreten. Ein Vorrunden-Out gegen Ghana oder eine Achtelfinal-Niederlage gegen England hätten den Abgang des Schwarzwälders wohl ebenfalls beschleunigt.

So aber wird der in den Medien teilweise frontal angegriffene DFB-Präsident Theo Zwanziger alles daran setzen, den Vertrag mit Löw bis 2012 zu verlängern. Die Konditionen freilich dürfte Löw nun grosszügig mitbestimmen können. Er hat sich mit den begeisternden Auftritten in Südafrika und dem Vorstoss in die Halbfinals, die in der Heimat eine Welle der Euphorie losgetreten hatten, in eine mächtige Position gehievt. Zumal auch die Spieler zu 100 Prozent hinter dem «Bundes-Jogi» stehen. «Wer die Entwicklung des Teams anschaut, muss wissen, wie wichtig Löw als Trainer ist. Die Spieler wissen, was sie an ihm haben», sagte Schweinsteiger zu fast mitternächtlicher Stunde, als er traurig durch die Katakomben des Moses-Mabhida-Stadium zum Teambus schlich.

Ebenfalls noch nicht geklärt ist die Position von Michael Ballack. Zunächst schien der abwesende, weil verletzte Captain der grosse Verlierer der aufregenden deutschen WM-Kampagne zu sein. Als Philipp Lahm, sein Ersatz im Captain-Amt, mit der Rückendeckung von Schweinsteiger seine Ansprüche auf diese Rolle für die Zukunft erhob, war dies quasi der verbale Vorbote einer Ausbootung Ballacks. Doch der zahme, fast ängstliche Auftritt gegen Spanien offenbarte, dass das Team den langjährigen Leithammel noch immer nötig hat. Deshalb ist Michael Ballack ebenfalls einer der Gewinner im Umfeld der Halbfinal-Verlierer.

(von Stefan Wyss, Durban/Si)

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