Arschawin: «Ich habe schon oft noch besser gespielt»
Zwei Spiele reichten dem Russen Andrej Arschawin (27), um einer der Superstars der EURO zu werden. Der Stürmer von UEFA-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg ist im Ensemble von Trainer Guus Hiddink der Taktgeber in der Offensive.
Andrej Arschawin, Russland hat das erste Spiel in der Vorrunde gegen Spanien 1:4 verloren. Nun treffen Sie im Halbfinal wieder auf die Iberer. Arschawin: «Für mich hat die erste Begegnung keine Bedeutung mehr. Vielleicht weil ich bei diesem Spiel nicht dabei war. Uns steht ein Halbfinal bevor, bei dem jeder Fehler entscheidend sein kann.»
Was lief bei den Russen im ersten Spiel gegen Spanien falsch? Arschawin: «Wir haben taktische und individuelle Fehler gemacht. Wenn man Stürmern wie David Villa oder Fernando Torres nur den Hauch einer Chance lässt, kriegt man Probleme. Die beiden können einen Verteidiger problemlos aussteigen lassen und ein Tor erzielen. Genau das taten sie gegen uns.»
Was kann man für den Halbfinal erwarten? Arschawin: «Russland wird wie gewohnt spielen, wir lieben den offensiven Fussball. Es hängt aber nicht alles von uns ab. Schauen wir mal, was die Spanier zu bieten haben. Vielleicht ist es für uns schwieriger, weil wir eine sehr offensive Ausrichtung haben. Der Gegner kann kontern und hat dafür auch schnelle Spieler. Wir müssen aber unseren Stil spielen und dürfen uns nicht nach dem Gegner richten.»
Im Halbfinal sind Denis Kolodin und Dimitri Torbinski gesperrt. Wie schwer wiegen die Absenzen? Arschawin: «In dieser Phase des Turniers ist jeder Spieler, der nicht dabei ist, ein Verlust. Ich hoffe aber, dass sie gut vertreten werden. Ich habe auch nicht im Rückspiel des UEFA-Cup-Halbfinals gegen Bayern dabei sein können. Jeder sagte, das sei ein grosser Verlust. Zenit gewann trotzdem mit 4:0. Man kann einen Spieler immer ersetzen. Wir müssen uns mit den Spielern vorbereiten, die wir zu Verfügung haben.»
Sie waren nach dem Platzverweis im letzten Spiel der Qualifikation gegen Andorra für die ersten zwei Spiele gesperrt. Mit welchen Gefühlen sind Sie zur EM gereist? Arschawin: «Ich hatte gehofft, bei einem so grossen Turnier spielen zu dürfen. Ich war vorher noch nie bei einem wichtigen Ereignis dabei. Wir hatten einige harte Trainingseinheiten. Für mich war es schwierig, so viel zu trainieren, obwohl ich wusste, dass ich nicht spielen darf. Das war schon ein ungewöhnliches Gefühl. Dennoch bin ich froh, dass Guus Hiddink mich trotz der Sperre nominiert hat.»
Nach Ablauf der Sperre haben Sie im dritten Spiel gegen Schweden ihre Chance gepackt. Haben Sie damit gerechnet, gegen Schweden und Holland so gut zu spielen? Arschawin: «Ich habe schon oft noch besser gespielt. Es geht aber nur um den Erfolg der Mannschaft. Ich leiste nichts Aussergewöhnliches. Manchmal schiesse ich ein Tor, manchmal gebe ich eine Vorlage. Wenn du das bei einer WM oder einer EM machst, ist die Wirkung natürlich grösser.»
Sind Sie der Leader der Mannschaft? Arschawin: «Darüber denke ich nicht nach. Wenn ich meinen Mitspielern helfe, helfe ich mir selbst. Wenn sie sich so bewegen, wie ich das will, ist es auch für mich einfacher zu spielen. Ich mache das nicht, um ein Leader zu sein, sondern damit wir schneller die Resultate erreichen, die wir wollen.»
Sie haben mitgeteilt, dass Sie Zenit verlassen wollen. Welches ist ihr Traumverein? Arschawin: «Ich bin schon mein ganzes Leben ein Fan von Barcelona. Barcelona ist mein Traum. Ich habe nie gedacht, dass ich einmal eine realistische Chance habe, für diesen Verein zu spielen. Schauen wir mal, wie es sich entwickelt. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Im Moment bin ich ein Spieler Russlands und konzentriere mich darauf, im Halbfinal gut zu spielen.»
Wenn Ihnen jemand vor dem Turnier gesagt hätte, Russland gewinnt drei Spiele in Folge und dominiert seine Gegner, hätten Sie das geglaubt? Arschawin: «Ehrlich gesagt, nein. Ich kann nicht behaupten, dass wir in den Testspielen gut gespielt haben. Aber die Dinge ändern sich schnell im Leben. Wir haben mit Holland das vielleicht stärkste Team des Turniers geschlagen. Da ist es doch logisch, dass wir selbstbewusster werden.»
Welche russischen Spieler haben Sie hier beeindruckt? Arschawin: «Juri Schirkow und Igor Akinfejew spielen gut, und Roman Pawljutschenko schiesst die Tore. Sie stehen ein wenig über den anderen. Mit Pawel Pogrebnjak (verletzt -- Red.) und Igor Denisow (lehnte Aufgebot ab -- Red.) wären wir noch viel stärker. Diese Namen sollte man sich merken, wobei ich denke, dass sie schon bekannt sind, weil sie Zenit zum Gewinn des UEFA-Cups geführt haben. »
Wie wichtig ist Trainer Guus Hiddink für die Mannschaft?
Arschawin: «Als er vor zwei Jahren hierher kam, war das die wichtigste Entscheidung unseres Verbandspräsidenten. Jeder in Russland beneidet ihn um das viele Geld und seinen Einfluss. Seine Arbeit ist aber nicht einfach. Für uns Spieler ist die EM ein grossartiger Event. Hiddink lässt uns Freiheiten, glaubt an uns, vertraut uns. Deshalb spielen wir gut. Ich bin sehr glücklich, mit einem der besten Trainer der Welt zu arbeiten. Es macht Spass, Teil dieser Mannschaft zu sein.»
(fest/Si)
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