Auf der Suche nach alter «Grandezza»

publiziert: Mittwoch, 6. Jun 2007 / 08:49 Uhr

Mamma mia, was ist bloss mit Italiens Weltmeistern geworden? Vor dem EM-Qualifikationsspiel am Mittwoch in Litauen schauen die Fans misstrauisch auf ihre vor einem Jahr noch gefeierten Azzurri. Die «Grandezza» der WM ist längst verblasst.

Italiens Trainer Roberto Donadoni wird heftig für sein Entscheide kritisiert.
Italiens Trainer Roberto Donadoni wird heftig für sein Entscheide kritisiert.
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Die stolzen Weltmeister 2006 sind auf dem steinigen Weg zur EM 2008 zu einer orientierungslosen Truppe verkommen.

Auch die vier Siege in Serie in der EM-Qualifikation brachten keine Ruhe für den von Beginn weg hart kritisierten Teamchef Roberto Donadoni und seine Mannen.

Nach dem blamablen 1:1 gegen Litauen im Startspiel in Neapel im Vorjahr und dem 1:3 bei der WM-Revanche in Frankreich kletterte Italien (13 Punkte) immerhin hinter Frankreich (15) auf Platz zwei der Gruppe B vor.

Spielerisch blieb Italien aber einiges schuldig. Beim 2:1-Auswärtserfolg über die Färöer schrammte der vierfache Weltmeister am Samstag nur knapp an einer Blamage vorbei, die alleine Filippo Inzaghi mit seinem «Doppelpack» verhinderte.

Donadoni unerfahren und planlos

Roberto Donadoni, der in den Fussstapfen seines Vorgängers Marcello Lippi zu versinken droht, befindet sich seither wieder im Kreuzfeuer der Kritik. «Donadoni beweist immer mehr, dass ihm für eine so delikate Aufgabe die Erfahrung fehlt,» kritisierte die «Gazzetta dello Sport».

Der 43-Jährige sei ohne Charisma und planlos: Seit der WM testete er vier verschiedene Spielsysteme und berief insgesamt 55 Spieler, davon 11 Debütanten, in die nationale Squadra. Das sei ein «Wegwerf-System» spottete «Gazzetta».

Auch Donadonis Personalentscheide werden kritisiert, vor allem seine taktische Aufstellungen lösten wiederholt Kopfschütteln aus. Mit Andrea Pirlo auf einer zurückgezogenen Mittelfeldposition wurde Italien Weltmeister und die AC Milan Champions-League-Sieger, aber Donadoni setzte den Regisseur auf anderen Positionen ein.

Entscheidende Spiele

Trotzdem erhält der Teamchef vom Verband weiterhin Rückendeckung. «Wir haben alle Möglichkeiten, zur EM zu kommen», erklärte Verbandspräsident Giancarlo Abete vor dem Match in Kaunas. Wegen der entscheidenden Spiele gegen Frankreich und die Ukraine Anfang September will Abete sogar die Serie A früher starten lassen, damit die Stars eingespielt sind. Die Liga rebelliert jedoch gegen den vorgezogenen Beginn am 19. August.

Neben Italien wird in der starken Gruppe B auch von Frankreich ein Sieg am Mittwoch erwartet. Der WM-Zweite empfängt in Auxerre Aussenseiter Georgien. «Wenn wir dieses Match verlieren, dann ist unser 2:0 über die Ukraine vom Samstag wertlos», sagte Frankreichs Teamchef Raymond Domenech. «Um in unserer Gruppe weiterzukommen, ist es unbedingt notwendig, sämtliche Heimspiele zu gewinnen.»

Konflikt zwischen Klose und Frings

Einen Tag vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei in Hamburg wurde der Bremer Konflikt um die Zukunft von Miroslav Klose auch in die deutsche Nationalmannschaft getragen. Der von Bayern München umworbene Stürmer machte keine konkreten Aussagen, ob er schon in der Sommerpause zum deutschen Rekordmeister wechseln wird. «Die wichtigen Leute wissen Bescheid», sagte Klose nur. Bundestrainer Joachim Löw hat dem 28-Jährigen das Vertrauen ausgesprochen und ihn trotz der Formschwäche auch gegen die Slowakei gesetzt.

Der in einer sportlichen Krise steckende WM-Goalgetter hat aber einen Einblick in sein Seelenleben gegeben und seinen Mitspieler Torsten Frings verbal angegriffen. «Wer Torsten kennt, der weiss: Wenn der Wind aus der Richtung kommt, dann äussert er sich so, und wenn er von der anderen Richtung kommt, dann ist es genau das Gegenteil. Das kann sich täglich und stündlich ändern», sagte der sonst zurückhaltende Stürmer in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung». Klose reagierte damit auf Äusserungen seines Vereinskollegen Frings, der ihm unterstellt hatte, keine emotionale Bindung an Werder Bremen mehr zu haben.

Bundestrainer Joachim Löw wird gegen die Slowakei fast die gleiche Mannschaft aufbieten, die am Samstag in Nürnberg San Marino 6:0 niederkanterte. Den einzigen Wechsel gibt es im rechten Mittelfeld, wo der Bremer Clemens Fritz den Stuttgarter Roberto Hilbert ersetzt. Neben Klose, der seit 271 Minuten ohne Länderspieltor ist, wird erneut der Schalker Kevin Kuranyi stürmen. Mario Gomez von Meister VfB Stuttgart, am Samstag zweifacher Torschütze, bleibt wie schon gegen San Marino zunächst nur die Jokerrolle. Im Mittelfeld übernimmt Torsten Frings die Rolle vor der Abwehr, Bernd Schneider rückt erneut für den verletzten Michael Ballack ins Zentrum hinter die Spitzen. Über aussen soll neben Fritz der Stuttgarter Thomas Hitzlsperger Druck machen.

(bert/Si)

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