Für den 3. Platz hinter den beiden besten und reichsten Klubs (GC und Basel verfügen über
Budgets von mehr als 20 Millionen Franken) kommen am ehesten Lugano, St. Gallen und Servette in Frage. Zürich, Sion und die Young Boys können hingegen kaum in den Kampf um die Europacup-
Plätze eingreifen.
Mit Zwyssig noch stabiler
Basel startet am Wochenende mit drei Punkten Vorsprung zur
Finalrunde und hat beste Aussichten, den neunten Meistertitel zu
holen. Mit Marco Zwyssig haben Trainer Christian Gross und der neue
Generalmanager Roger Hegi die Abwehr noch gefestigt. Eine 1:8-Abfuhr wie zum Meisterschaftsauftakt am 4. Juli in Sitten wird es kaum mehr geben. Aber auch ein Stilwandel scheint ausgeschlossen; Basel wird wohl unspektakulär Richtung Titel marschieren -- es sei denn, Goalgetter Gimenez (21 Saisontore) reisse das ganze Team mit
seinen spielerischen Mitteln mit.
Bei den Grasshoppers hat sich im Gegensatz zum Vorjahr nicht
viel geändert. Einzig der Trainer und der Torhüter sind neu.
Hanspeter Zaugg musste dem GC-Urgewächs Marcel Koller weichen, der
in St. Gallen keine Perspektiven mehr sah. Fabrice Borer aus Sitten
soll das Goalieproblem beheben. Papa Bouba Diop hat den Meister für
eine horrende Transfersumme (man spricht von 8,5 Millionen Franken)
Richtung Lens verlassen. Ein Ersatzmann für den Senegalesen wurde
(noch) nicht verpflichtet. Koller baut auf die herausragenden
Individualisten Nunez (17 Saisontore) und Chapuisat, aber auch auf
das starke Kollektiv. Auf dem Hardturm wird Sicherheit ebenfalls
erste Priorität geniessen.
Neue Spielfreude mit Castella
Luganos Chancen auf den ersten Titel nach 53 Jahren sind durch
die Abgänge von Gimenez (Basel), Ludovic Magnin (Werder Bremen),
Lubamba (Troyes) und Caico (zurück nach Brasilien) gesunken. Ob die
Lücken durch die Argentinier Colautti und Cepeda ausgefüllt werden
können, bleibt abzuwarten. St. Gallen hat mit Gérard Castella einen
neuen Trainer, der auf alte Stärken setzt, gleichzeitig aber die
Spielfreude fördert. Imhof meldet sich nach langer Verletzungspause
zurück. Neben Gane ist ein zweiter treffsicherer Stürmer gefragt.
Macht etwa Bieli, der in der Vorbereitung häufig traf, die Suche
überflüssig?
Cupsieger Servette kann sich nach dem 0:3 im Achtelfinal-
Hinspiel des UEFA-Cups in Valencia ganz auf die Meisterschaft
konzentrieren. Trainer Lucien Favre hat mit dem Russen Mitschkow
und dem Brasilianer Marcelo zwei konstruktive Mittelfeldkräfte
erhalten, die Claiton vollwertig ersetzen. Thurre fällt hingegen
bis Saisonende aus. Er musste sich einer zweiten Unterschenkel-
Operation unterziehen. Wenn Bratic und Comisetti wieder fit werden
und die Genfer Ende März noch vorne dabei sind, können sie
vielleicht noch in den Titelkampf eingreifen.
Und der FCZ?
Beim FC Zürich hat sich in der Winterpause einiges getan. Nach
der erneut erzitterten Finalrunden-Qualifikation wurde ausgemistet
und eingekauft: Giannini und Douglas weg, die teuren Jamarauli und
Bühlmann in den Nachwuchs verbannt und eine Handvoll Spieler neu
verpflichtet. Ob Renfer, Gygax, Iodice, Keller und der Australier
Milicevic mit den von Verletzungen inzwischen genesenen Fischer und
Jeanneret für neue Höhenflüge sorgen, ist jedoch fraglich. Das
'neue' Team muss sich erst finden, von Homogenität fehlt noch jede
Spur. Der FC Sion vertraut seinem unzähmbaren Kampf- und Teamgeist,
der allen Existenzängsten zu trotzen scheint. Die Young Boys haben
mit der Qualifikation für die Finalrunde das Saisonziel schon
erreicht, können unbelastet an die kommenden Aufgaben herangehen
und für Überraschungen sorgen.
Reduktion drängt sich auf
Der Profifussball hat sich zum millionenschweren Unternehmen
entwickelt. Die monetäre Spirale dreht sich exzessiv und führt entweder zum Erfolg oder in den Abrund. In der Schweiz ist das
marode Dreikammer-System mit Nationalliga, 1. Liga und Amateur-Liga der Entwicklung hinderlich. Berufs- und Amateurfussball sind klar
zu trennen. Und die Nationalliga muss aktiver und innovativer werden. Die Reduktion der Spitzenklasse auf zehn oder sogar acht
Mannschaften ist dringend notwendig, damit die Geldsorgen bei den kleinen Klubs geringer und der Rückstand der grossen auf die
ausländische Konkurrenz nicht noch weiter wächst. Auch der 15 Jahre gültige Modus muss vereinfacht werden. Gewonnene Punkte zu
halbioeren und allenfalls auzurunden, ist absurd; Arithmetik gehört
in die Schulstube, nicht auf den Fussballplatz.
Zahlreiche NLA-Vereine wie Luzern, Lausanne, Sion oder auch
Aarau und Xamax gehen am Stock oder stehen vor dem finanziellen
Kollaps. Die Nationalliga hat ihre Auflagen verschärft, ist nun
aber aufgefordert, bei Missständen sofort zu handeln, ehe es zu
spät ist. Auch die Idee, den Meisterschaftsbeginn in den Frühling
zu verlegen, darf nicht fallen gelassen werden.
Rangliste
NLA. Rangliste vor dem Beginn der Finalrunde:
1. Basel 22
Punkte.
2. Lugano 19.
3. Grasshoppers 19.
4. St. Gallen 18.
5.
Servette 17.
6. Sion 17.
7. Young Boys 16.
8. Zürich 15.
Bei
Punktgleichheit entschied die Klassierung nach der
Qualifikationsrunde.
(Peter Wyrsch /sda)