Berlusconi akzeptiert Rücktritt von Galliani nicht

Während vier Stunden haben die alten Männer in der Nacht auf Samstag in Berlusconis Villa in Arcore bei Mailand getafelt und sich ausgetauscht. Zu später Stunde hat Berlusconi seinen wichtigsten Geschäftspartner und Vertrauensmann umgestimmt. "Galliani bleibt im Amt. Bei Milan herrscht wieder Einigkeit und Heiterkeit. Wir machen mit den gleichen Leuten weiter", liess Berlusconi am Samstagmittag in einem Communiqué gegenüber der Nachrichtenagentur ANSA verlauten.

Somit hat Berlusconi seine Tochter Barbara fürs Erste ausgebremst. Die 29-Jährige hatte Galliani im Prinzip zum Rücktritt gedrängt, um den Generationenwechsel in der Führungsetage des Klubs mit 18 internationalen Titeln zügig voranzutreiben. Als ersten hochkarätigen Mitarbeiter des "neuen" Milan hatte sie am Freitag bereits den früheren Star-Verteidiger Paolo Maldini für sich gewinnen können. Zum Engagement von Maldini kommt es (vorerst) nicht. "Wir haben nun zwei Geschäftsführer. Vizepräsident Adriano Galliani ist für die sportlichen Belange zuständig. Barbara kümmert sich um die anderen Bereiche", so Berlusconi.

Eigentlich hatte Silvio Berlusconi am Samstag einen grossen Auftritt vor den Medien geplant. Per Helikopter wollte er sich im Trainingsgelände Milanello einfliegen lassen, um die Neuigkeiten, soweit dies ein Status quo sein kann, zu verkünden. Doch der dichte Nebel in der Lombardei liess den Flug von Arcore in die Provinz Varese platzen.

Über die Gründe der Kehrtwende in der "Causa Galliani" wird nun gemutmasst: Macht Galliani weiter, weil er sich mit seinem Freund Berlusconi nicht über eine Abfindung einigen konnte (im Raum stand eine Summe von über 30 Millionen Euro)? Oder hat Berlusconi einfach zeigen wollen, dass er noch immer der starke Mann im Klub ist und hat deshalb als Patron und Patriarch seiner Tochter die Flügel gestutzt? Oder hat sich Berlusconis älteste Tochter Marina eingeschaltet? Sie muss als Präsidentin der Familien-Holding Fininvest auf Aktienkurse und Image(-schäden) achten und hat deshalb das Vorgehen ihrer Halb-Schwester zuletzt verschiedentlich kritisiert.

(fest/Si)