Der 1:3-Rückstand aus dem Hinspiel vor zwei Wochen im Celtic-
Park ist zwar eine Hypothek, unlösbar ist die Aufgabe aber nicht.
Die Ausgangslage ist für Basels Trainer Christian Gross klar: «Wir
müssen mindestens zwei Tore schiessen und dürfen keines erhalten.»
Jedes Argument ist dem FCB recht, um sich am Mittwochabend ab 20.30 Uhr
im ausverkauften St.Jakob-Park im wichtigsten Spiel seit 21 Jahren
stark zu reden. «Die über 30 000 Zuschauer sollen uns lautstark
unterstützen und auf jegliche Scharmützel verzichten», hofft der
Trainer, der aufkommende Transfergerüchte nach Kaiserslautern als «absurd und töricht» bezeichnet.
In der vergangenen Saison hat Celtic Glasgow, die Mannschaft des
Nordiren Martin O'Neill, auswärts sämtliche Champions-League-Spiele
der 1. Runde verloren (2:3 bei Juventus, 0:3 beim FC Porto, 0:2 bei
Rosenborg Trondheim). Auch im UEFA-Cup schoss der 38-fache
schottische Meister bei Valencia in den Sechzehntelfinals kein Tor
(0:1).
Das Hinspiel im «Paradise», wie der Celtic-Park im Volksmund
genannt wird, verdeutlichte die Schwachstellen der Schotten.
Technisch war der FCB mindestens ebenbürtig, taktisch sogar
fortgeschrittener. Mit direkten Passfolgen, vorzugsweise über die
Flanken und flach vorgetragen, scheint die Abwehr inklusive
Torhüter Robert Douglas nicht unüberwindlich. Manager O'Neill zieht
den Schotten dennoch vorderhand dem schwedischen Nationaltorhüter
Magnus Hedman vor.
Auch ein Blick in die Fussball-Historie lässt den FCB hoffen.
1978 gelang den Grasshoppers als einzigem Schweizer Team im
Meisterwettbewerb der Umschwung nach einem Rückstand von zwei Toren
aus dem Hinspiel. Die Doublette von Claudio Sulser in der 8. und
86. Minute ermöchlichte GC damals gegen Real Madrid den 2:0-
Heimsieg nach der 1:3-Niederlage im Bernabeu und den Einzug in die
Viertelfinals.
Vor vier Jahren schied Celtic im UEFA-Cup gegen Zürich aus (1:1,
2:4). Vom damaligen Team sind lediglich der ehemalige Dortmunder
Paul Lambert und der Schwede Henrik Larsson übrig geblieben. Der 30-
jährige Stürmer bestreitet bereits die sechste Saison bei Celtic.
117 Tore hat er in den ersten fünf Saisons erzielt, obwohl er vor
drei Jahren durch einen Beinbruch zurückgeworfen worden war. Diese
Saison hat Larsson bereits wieder fünfmal getroffen. Wenn er am
Mittwoch leer ausgeht, rücken Basels Champions-League-Hoffnungen
der Realität näher.
Vorvertrag mit Kleberson
O'Neill weiss, dass Celtic in Basel eine schwierige Aufgabe
erwartet. «Den letzten Niederlagen Basels messe ich keine Bedeutung
bei, denn sie haben einige Spieler für das grosse Kräftemessen am
Mittwoch geschont. Ich denke, dass wir mindestens einen Treffer
erzielen müssen, um unsere Pflicht zu erfüllen.» Die Schotten mit
einem Budget von 125 Millionen Franken müssen unbedingt in die
Champions League vorstossen, um Schulden in der Höhe von rund 20 Millionen Franken abtragen zu können.
Für den Fall der Qualifikation wurde bereits ein mündlicher
Vorvertrag mit dem brasilianischen Weltmeister Kleberson
abgeschlossen. «Solche Spieler können wir uns nicht leisten, selbst
wenn wir die Champions League gewinnen würden», schmunzelte Gross.
Das Bangen um Ergic und Esposito
Basels Hauptproben sind missraten. Das 2:3 gegen Luzern und das
2:4 in Thun, dazu der bevorstehende Wechsel von Präsident René C.
Jäggi als Vorstandsvorsitzender zu Kaiserslautern führten zur
Verunsicherung. Gross denkt aber nicht zurück, sondern orientiert
sich nach vorne. Noch bangt er um die Einsätze des Australiers Ivan
Ergic (Adduktorenprobleme) und von Antonio Esposito (muskuläre
Probleme). Mindestens einer (Ergic) sollte am Mittwoch aber einlaufen können. Dazu stehen die in Thun schmerzhaft vermissten
Innenverteidiger Alexandre Quennoz und Murat Yakin wieder zur
Verfügung. Rund eine Million Franken an Prämien locken Spieler und
Trainer finanziell, Auftritte im europäischen Schaufenster
sportlich.
Der Trainer hat nach dem unerwarteten Ausrutscher in Thun vor
allem sein argentinisches Sturmduo Christian Gimenez und Julio
Hernan Rossi kritisiert. «Defensiv haben sie nichts gemacht und
jeden Zweikampf verloren», haderte der Trainer. Deshalb wäre ein
Einsatz von Hervé Tum, des Doppeltorschützen in Thun, für Rossi
denkbar. «Wenn wir in den ersten 20 Minuten in Führung gehen, wird
es für Celtic schwer», ist Christian Gimenez überzeugt und spricht
davon, am Mittwoch das wichtigste Spiel seiner Laufbahn zu bestreiten.
Die voraussichtlichen Teams: Basel: Zuberbühler; Barberis, Murat Yakin, Quennoz, Duruz;
Ergic, Cantaluppi, Atouba/Savic; Hakan Yakin; Gimenez, Tum/Rossi.
Celtic Glasgow: Douglas; Mjällby, Baldé, Valgaeren; Agathe,
Lambert, Lennon, Petrov, McNamara/Petta; Larsson, Sutton.
Schiedsrichter: Frisk (Sd).
(von Peter Wyrsch/sda)