Das Warten auf Müller

publiziert: Freitag, 23. Mai 2008 / 00:00 Uhr

Alles Müller, oder was? Der Innenverteidiger ist in diesen Tagen das zentrale Thema im Vorbereitungscamp der Nationalmannschaft im Tessin. Erhält Patrick Müller die Freigabe von Lyon noch heute, oder muss Köbi Kuhn auf ihn verzichten?

Wie fit ist Patrick Müller? Er muss es im Spiel gegen Liechtenstein unter Beweis stellen.
Wie fit ist Patrick Müller? Er muss es im Spiel gegen Liechtenstein unter Beweis stellen.
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Bis heute, Freitag, Vormittag erwarten die Verantwortlichen den definitiven Bescheid, ob Müller rechtzeitig für die Partie gegen die Slowakei zum Schweizer Team stossen kann. Ein Privat-Jet würde den Genfer auf schnellstmöglichem Weg ins Tessin bringen.

«Wir brauchen einen gültigen Test; zwei Spiele mit der Nachwuchself von Lyon reichen dazu nicht aus», erklärte Kuhn. Der französische Meister will jedoch am Samstag im Cupfinal gegen Paris St-Germain erstmals das Double gewinnen und Müller dafür als Ersatzspieler im Kader haben.

Es entwickelte sich so ein Machtkampf zwischen Lyon und dem SFV, wobei Müller in der unangenehmen Situation ist, quasi zwischen Stuhl und Bank zu sein. Würde er vorzeitig zum Schweizer Team reisen, wäre dies de facto ein Vertragsbruch mit Lyon.

«Ein lieber, ehrlicher Mensch»

«Müller ist ein lieber, ehrlicher Mensch», so Kuhn, der keinen plötzlichen Aufbruch erwartet. Bleibt er jedoch in Lyon, kompromittiert Müller seine EM-Chancen wohl entscheidend. Der Vertrag läuft am Ende der Saison aus, und der französische Meister wird ihn nicht verlängern. An der EURO würde sich Müller gerne im Schaufenster zeigen und sich für einen «Klub in Italien oder Spanien» empfehlen.

Die Gespräche zwischen den beiden Parteien laufen derweil weiter. Lyons Trainer Alain Perrin will Müller frühestens nach dem Abschlusstraining heute Abend in Paris freigeben -- und auch nur, wenn Jean-Alain Boumsong einsatzfähig sein sollte. In Lugano wüsste man so frühestens gegen 20 Uhr, ob Müller nun zur Verfügung steht oder -- wahrscheinlicher -- nicht. Kuhn signalisierte, dass «mir das zu spät ist».

Testspiel ist Pflicht

Für den Schweizer Nationalcoach ist klar, dass Müller gegen die Slowakei spielen muss, weil er vier Tage später -- noch vor der Partie gegen Liechtenstein -- sein 23er Kader der UEFA melden muss. Und selbst wenn Müller gegen die Slowakei spielen könnte, wäre es «fraglich, ob er dabei sein würde».

Die Situation ist vertrackt. Kuhn unterminiert mit der Fokussierung auf einen Spieler, der seit beinahe einem Jahr kaum mehr gespielt hat und mehrheitlich (schwer) verletzt war, zu einem Teil auch das Vertrauen in die anderen Anwehrspieler. Auf der anderen Seite ist auch Müllers Konkurrenten im Nationalteam bewusst, wieviel Erfahrung der 76-fache Internationale ins Team bringen würde.

Test auf hohem Niveau fehlt

«Er hat die Chance verdient, zu zeigen, wie fit er ist», erklärt Kuhn. Dies wisse eigentlich nur Müller. Zweimal spielte er nach überstandenem Kreuzbandriss mit zweiten Mannschaft von Lyon -- beschwerdefrei. Ein Test auf hohem Niveau fehlt dem Routinier jedoch, und sowohl Kuhn als auch Müller wollen und brauchen einen solchen Test.

Die Adduktoren-Probleme von Boumsong, der derzeit nur reduziert trainieren kann, sind die Ursache der derzeitigen Probleme im Schweizer Nationalteam. Nicht dass Müller in der Equipe Lyons den französischen Internationalen ersetzen würde -- diese Aufgabe würde Mathieu Bodmer zuteil --, aber Perrin möchte den Schweizer in diesem Fall sicherheitshalber auf der Ersatzbank haben.

FIFA-Reglement

Kuhn verwies auf das FIFA-Reglement, wonach ein Spieler spätestens zwei Wochen vor dem Turnierbeginn bei der Nationalmannschaft sein müsse. Der Anpfiff am Samstag in Cornaredo gegen die Slowakei erfolgt exakt zwei Wochen vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels im St.-Jakob-Park. Für ein juristisches Nebenspiel fehlt der Schweiz jedoch die Zeit.

«Wenn Lyon ihn nicht freigibt, dann muss ich auf Müller verzichten», erklärte Kuhn denn auch überdeutlich. Dass der 31-Jährige im Cupfinal zum Einsatz kommt, ist höchst unwahrscheinlich. «Wenn er weder in Paris noch mit uns spielt, dann wird es sehr schwierig», sagt Kuhn. Müllers Chancen auf die EURO schwinden derzeit beinahe im Wortsinn stündlich.

(Sascha Rhyner, Lugano/Si)

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