Die Spassvögel aus Holland wollen in den WM-Final

publiziert: Dienstag, 6. Jul 2010 / 18:33 Uhr

Kein Schweizer Fussballer besitzt über den holländischen Fussball mehr Insider-Informationen als Johann Vogel (33). Sechs Jahre lang spielte der Genfer für den PSV Eindhoven. Er kennt die Qualitäten des WM-Halbfinalisten im Detail.

Holland-Kenner Johann Vogel.
Holland-Kenner Johann Vogel.
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Vogel hat die Holländer als «sehr offene und herzliche Menschen» in bester Erinnerung. Ihren Sachverstand und das hohe Interesse am Fussball schätzte er. Nicht die reine Unterhaltung, sondern der Sport stehe dort im Vordergrund. «Sie betreiben den Fussball auf allen Ebenen extrem professionell. Die Holländer hatten schon immer ein klares Konzept und eigene Ideen.»

Die erstklassige Junioren-Förderung hat im verhältnismässig kleinen Holland (16,5 Millionen Einwohner) Tradition. In den Zentren von Ajax, Eindhoven oder Rotterdam werden im Nachwuchsbereich seit Jahrzehnten Top-Coaches engagiert. «Viele ehemalige Spieler engagieren sich früh in den Juniorenschulen. Von diesem enormen Knowhow profitieren am Ende alle», weiss Vogel aus eigener PSV-Erfahrung.

Van Bommels Ehrgeiz

An der Seite von Mark van Bommel gewann der frühere Captain der SFV-Auswahl in der «Eredivisie» viermal den Titel. Zu seinem langjährigen Weggefährten kommt Vogel spontan vor allem eines in den Sinn: «Er war unglaublich erfolgsorientiert und vom totalen Ehrgeiz angetrieben. Ein absoluter Chef.»

Der Mittelfeld-Motor Hollands habe sich in den letzten Jahren aber spürbar weiterentwickelt. «Er spielt heute dosierter. Mark macht nicht mehr ständig energieraubende Rushes nach vorne.» Für Vogel ist die taktische Wandlung der Leaderfigur kein Zufall. Mit reinem Spektakel sei auf diesem Niveau im modernen Fussball nichts mehr zu gewinnen. «Die Holländer haben wohl begriffen, dass sie so nicht Weltmeister werden können.»

Das Volk hingegen wünscht sich immer noch den attraktiven «Totaalvoetbal». Die gloriose Zeit von Cruyff und Co. ist nach wie vor eines der Hauptthemen. Das 4-3-3-System gehört zur «Elftal» wie die Windmühlen zum flachen Land. «Das stimmt. Aber die Formation ist mittlerweile wandelbar. Aus dem 4-3-3 kann im Bedarfsfall auch ein 4-5-1 werden. Dann spielt Holland wesentlich defensiver mit fünf im Mittelfeld.»

Kartenspiel vor dem Match

Verbissenheit hat Vogel im Zusammenhang mit Oranje kaum je erlebt. Sie seien schon eher mal die Spassvögel. «Manchmal haben wir beim PSV bis eine Stunde vor dem Match Karten gespielt. Eric Gerets (damaliger Trainer -- d. Red.) sass selber auch noch am Tisch.» Aber irgendwann werde der Schalter umgelegt. «Per Knopfdruck ist die totale Konzentration da. Dann hört der Spass schlagartig auf.»

In der Vergangenheit stoppten sich die «Spass-Fussballer» auch schon selber. Immer mal wieder standen sich die Stars gegenseitig auf die Füsse. Von derartigen internen Konflikten ist die aktuelle Ausgabe offenbar nicht mehr betroffen. Vogel vermutet, dass der Trainer-Assistent Phillip Cocu «in diesem Bereich mit seiner grossen Sozialkompetenz einen sehr wichtigen Einfluss hat. Er könnte jeden zur Rede stellen, weil alle im Team zu ihm aufblicken.»

(Sven Schoch/Si)

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