Die Young Boys bleiben makellos und zurückhaltend

Selbstkritisch analysierten die Spieler der Young Boys das 3:1 gegen den FC Zürich. Vieles habe nicht gestimmt, meinten Christoph Spycher und Moreno Costanzo unisono. "Es gab Licht und Schatten", präzisierte Spycher und hob hervor: "Die Mannschaft hat solidarisch verteidigt." Über weite Strecken der enttäuschenden Partie war der Leader der Super League damit beschäftigt, die Angriffsversuche der Zürcher zu stoppen. Selten waren die Phasen, in denen YB den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren lassen konnte.

Trotzdem traf der Gast dreimal. "Wenn man eine Siegesserie hat, dann gewinnt man halt auch mal so ein Spiel", freute sich Costanzo. Zwei offensive Highlights in den ersten 30 Minuten machten die Aufgabe einfacher. In der 21. Minuten stürmte der schwedische Stürmer Alexander Gerndt übers halbe Feld, vorbei an Verteidiger Berat Djimsiti und schloss die Aktion mit einem Schuss in die linke obere Torecke ab. Neun Minuten später führte eine sehenswerte Kombination über Spycher, Nuzzolo, Zarate und Sutter zum 2:0 von Michael Frey.

Abgeklärtes Spiel

Die restliche Zeit litt YB, tat dies aber mit einer gewissen Souveränität. Bei einem profilierten Topteam würde man sagen, es habe im Stile einer Spitzenmannschaft agiert. Torchancen liess die Abwehr um Steve von Bergen kaum zu. Am ehesten hätte die Partie nach elf Minuten eine andere Wendung nehmen könne, als Oliver Buff von Dusan Veskovac im Strafraum gestoppt wurde. Schiedsrichter Amhof hätte auf Penalty für den FCZ entscheiden können. Alain Nef, der nach einer Stunde mit einem wuchtigen Kopfball das 1:2 erzielt hatte, meinte: "Das war die entscheidende Szene."

In grosse Gefahr geriet YB nach der Startviertelstunde und auch nach dem Anschlusstreffer nicht. In der Nachspielzeit gelang der Mannschaft von Uli Forte sogar noch das 3:1 - durch den Japaner Yuya Kubo, der in gewisser Weise zum Sinnbild der neuen Young Boys geworden ist. Der Teenager, der in den letzten beiden Partien dreimal getroffen hat, wurde von den eigenen Fans nach der Partie auch speziell gefeiert.

Seit 54 Jahren nicht mehr so gut gestartet

Die Young Boys sind also auf Kurs, so gut in die Meisterschaft gestartet wie seit 54 Jahren nicht mehr. 1959 hatte das damalige Team auf dem Weg zum 10. Meistertitel sieben Siege aneinandergereiht. Um das zu egalisieren müssten Spycher und Co. in den kommenden Wochen noch Aarau, GC und Basel schlagen. Damit will sich bei den Bernern niemand befassen. Man gibt sich bewusst bescheiden. "Wir sind selbstkritisch genug, um nächste Woche hart zu arbeiten, um das zu beheben, was gegen Zürich nicht funktionierte", versicherte Spycher. Es gebe keinen Grund abzuheben, so Forte. "Sonst zeige ich den Spielern die Tabelle von der letzten Saison. Wir wissen, woher wir kommen."

Veränderungen zu der völlig verunglückten letzten Saison mit dem 7. Platz konnte Spycher aber ausmachen: "Ich glaube, wir sind mehr eine Einheit, leidensfähiger. Einer gibt alles für den anderen. Keiner bröckelt aus dem Kollektiv weg. Jeder arbeitet mit. Deshalb waren wir gegen Zürich auch in der Lage dagegenzuhalten, als es schwierig war."

Zürich - Young Boys 1:3 (0:2)
Letzigrund. - 10'060 Zuschauer. - SR Amhof. - Tore: 21. Gerndt (Zarate) 0:1. 30. Frey (Sutter) 0:2. 60. Nef (Buff) 2:1. 91. Kubo (Nuzzolo) 1:3.

Zürich: Da Costa; Philippe Koch, Nef, Djimsiti, Benito; Etoundi, Buff (76. Chiumiento), Kukuruzovic (71. Schönbächler), Pedro; Rikan; Chermiti (66. Gavranovic).

Young Boys: Wölfli; Zverotic, Veskovac (71. Rochat), Von Bergen, Sutter; Costanzo, Spycher; Zarate, Frey (61. Kubo), Nuzzolo; Gerndt (65. Afum).

Bemerkungen: Zürich ohne Kukeli, Teixeira (beide verletzt) und Chikhaoui (nicht im Aufgebot). Young Boys ohne Doubai, Gajic und Simpson (alle verletzt). 71. Veskovac verletzt ausgewechselt. Verwarnungen: 20. Sutter. 43. Zarate. 43. Spycher. 56. Nuzzolo. 62. Rikan (alle Foul).

(fest/Si)