Dass die Schweizer Delegation in Nizza die Auslosung der Qualifikationsgruppen mit weniger Nervosität mitverfolgte als auch schon, liegt an der Aufstockung der Endrunde auf 24 Teams. Fast die Hälfte aller UEFA-Mitglieder wird 2016 nach Frankreich reisen. Die beiden Erstplatzierten jeder Gruppe und der Beste der neun Gruppendritten sichern sich die Teilnahme direkt, die weiteren Gruppendritten machen in einer Barrage die letzten vier Teilnehmer aus.
Nach der Auslosung ist klar, die Schweiz steht vor einer lösbaren Aufgabe. Der zukünftige Nationalcoach Vladimir Petkovic sprach von einer spannenden und machbaren Gruppe: «Wir müssen vor keinem Gegner in Ehrfurcht erstarren. Ich bin überzeugt, dass wir jeden Gegner schlagen können.» Das Ziel sei die direkte Qualifikation. «Wir wollen gegen alle auf Sieg spielen.»
Das Rennen um die ersten beiden Plätze dürfte eine Angelegenheit zwischen der Schweiz, England und Slowenien sein. England sei der klare Favorit, urteilte Petkovic, erinnerte aber daran, dass die Schweiz vor nicht allzu langer Zeit bewiesen habe, dass sie gegen diesen Gegner bestehen kann. Anfang Juni 2011 in der verpassten Qualifikation für die EM 2012 spielte die SFV-Auswahl auswärts in Wembley gegen England 2:2.
Die Schweizer werden mit einem Heimspiel am Montag, 8. September (20.45 Uhr) gegen England die Kampagne in Angriff nehmen. Mit dem neuen Spielformat «Week of Football» werden die Spiele einer Runde jeweils auf drei Tage aufgeteilt - deshalb der ungewohnte Termin für die Nationalmannschaft. Bei Doppelrunden wird von Donnerstag bis am darauf folgenden Dienstag täglich gespielt.
Hodgson freut sich auf die Duelle mit der Schweiz: «Der Name Schweiz zaubert immer ein Lächeln auf mein Gesicht, weil ich dort vier sehr schöne Jahre hatte. Sie haben ein sehr gutes Team.» England qualifizierte sich ohne Niederlage für die kommende WM. Aus dem Kader, das Hodgson zur Verfügung steht, stechen vier Leistungsträger heraus, die alle mehr als 80 Länderspiele bestritten haben: Ashley Cole (106 Länderspiele), Steven Gerrard (108), Frank Lampard (103) und Wayne Rooney (88). Es ist indes möglich, dass der eine oder andere dieser Stars im Sommer nach der WM den Rücktritt aus dem Nationalteam bekannt gibt.
Slowenien, zwei Balten und ein Zwerg
Slowenien ist den Schweizer Internationalen noch bestens in Erinnerung. Auf dem Weg zur WM nach Brasilien wurde der EM-Teilnehmer von 2000 zweimal geschlagen, darunter im letzten Qualifikationsspiel in Bern mit 1:0. Petkovic warnt aber: «Slowenien hat eine gute WM-Qualifikation gespielt. Es hat unter Trainer Srecko Katanec grosse Fortschritte gemacht.» Die mögliche Qualifikation für Brasilien hatten die Slowenen mit einem miserablen Start in die Kampagne verspielt. Katanec übernahm das Nationalteam Anfang letzten Jahres.
Weniger gut kennt Petkovic die weiteren Gegner. Die Erinnerungen an Estland, Litauen und San Marino sind aber durchwegs gut. Die einzige Begegnung mit Litauen wurde 1924 an den Olympischen Spielen mit 9:0 gewonnen. Seit der wiedererlangten Unabhängigkeit 1990 sorgten die litauischen Fussballer nicht für grosse Schlagzeilen. Sie stehen in ihrem Land ohnehin im Schatten der erfolgreicheren Basketballer.
Etwas besser ist die Bilanz des anderen baltischen Schweizer Gegners. Estland scheiterte in der Qualifikation für die EM 2012 erst in der Barrage an Irland. Auf dem angestrebten Weg nach Brasilien war das vom Schweden Magnus Pehrsson trainierte Team dann aber wieder chancenlos. Chancenlos ist auch immer aufs Neue San Marino. Die Fussballer des knapp 33'000 Einwohner zählenden Mini-Staates bestritten ihr erstes Pflichtspiel 1990 und verloren dieses 0:4 gegen die Schweiz. Nur einmal verliessen sie das Feld als Sieger: Am 28. April 2004 schlugen sie Liechtenstein in einer Testpartie 1:0.
Schweiz im Glück, Koller nicht
Die Auslosung an der französischen Riviera hat keine grosse Fussballnation in Angst und Schrecken versetzt. Einige Gruppen stellen aber durchaus eine Herausforderung dar. Holland spielt unter anderen gegen Tschechien, der Türkei und Island, Deutschland wurde in einer Gruppe mit Irland, Polen und Schottland gelost, Italien misst sich mit Kroatien, Norwegen und Bulgarien und in der nur fünf Mannschaften zählenden Gruppe I spielen Portugal, Dänemark, Serbien, Armenien und Albanien. Die von Marcel Koller betreuten Österreicher stehen in der Gruppe G gegen Russland, Schweden, Montenegro, Moldawien und Liechtenstein ebenfalls nicht vor einer einfachen Aufgabe.
Die Schweiz kam um die härtesten Widersacher herum. Anstatt Slowenien hätte auch die Türkei oder Serbien ein Gegner sein können, anstatt Estland etwa Bulgarien und in den am schlechtesten besetzten Töpfen gab es mit Island, Albanien oder Kasachstan stärkere Mannschaften als Litauen und San Marino.
Spielplan Gruppe E
Montag, 8. September 2014 (20.45 Uhr): SCHWEIZ -England, Estland - Slowenien, San Marino - Litauen.
Donnerstag, 9. Oktober 2014 (20.45 Uhr): Slowenien - SCHWEIZ, England - San Marino, Litauen - Estland.
Sonntag, 12. Oktober. 18.00 Uhr: Estland - England. 20.45 Uhr: Litauen - Slowenien.
Dienstag, 14. Oktober, 20.45 Uhr: San Marino - SCHWEIZ.
Samstag, 15. November. 18.00 Uhr: England - Slowenien, San Marino - Estland. 20.45 Uhr: SCHWEIZ - Litauen.
Freitag, 27. März 2015 (20.45 Uhr): SCHWEIZ - Estland, England - Litauen, Slowenien - San Marino.
Sonntag, 14. Juni 2015. 18.00 Uhr: Estland - San Marino, Slowenien - England. 20.45 Uhr: Litauen - SCHWEIZ.
Samstag, 5. September 2015. 18.00 Uhr: Estland - Litauen, San Marino - England. 20.45 Uhr: SCHWEIZ - Slowenien.
Dienstag, 8. September 2015 (20.45 Uhr): England - SCHWEIZ, Litauen - San Marino, Slowenien - Estland.
Freitag, 9. Oktober 2015 (20.45 Uhr): SCHWEIZ - San Marino, Slowenien - Litauen, England - Estland.
Montag, 12. Oktober 2015 (20.45 Uhr): Estland - SCHWEIZ, Litauen - England, San Marino - Slowenien.
(bert/Si)