Das Restprogramm ist happig, die beiden Anwärter auf den Schweizer Meistertitel haben innert vier Wochen (bis am 1. Juni) noch acht Partien zu bestreiten. Im Vorteil befindet sich aufgrund des breiteren Kaders wohl der Titelverteidiger aus Basel. Die ständigen Rotationen von Trainer Murat Yakin ohne grossen Qualitätsverlust haben sich bislang mehrheitlich ausbezahlt. Am letzten Sonntag, beim 0:3 gegen Luzern, ging der Plan des Taktikers für einmal nicht auf. Weil die Grasshoppers tags zuvor ebenfalls eine Heimniederlage kassiert hatten, blieb der Fehltritt des FCB ohne Folgen - zum zweiten Mal hintereinander.
Denn wären die Dinge in den letzten 180 Minuten der Super League etwas anders gelaufen, wären die Grasshoppers und Basel gleichauf. Oder das Meisterrennen vielleicht schon entschieden. Und Basel hätte nun nicht drei, sondern fünf oder acht Punkte Vorsprung. Weil der FCB (0:3 gegen Luzern, 2:2 in Thun) und GC (0:2 gegen Thun, 1:1 in Luzern) zuletzt im Gleichschritt marschierten, konnte GC-Trainer Uli Forte vor der Partie gegen Servette beruhigt feststellen: «Es ist nichts passiert.»
Das Fernduell geht an diesem Wochenende in die siebtletzte Runde, eine knappe Woche nach dem Cupfinal wird es am Sonntag, 26. Mai, im Rahmen des 34. Spieltags zum letzten Aufeinandertreffen zwischen GC und FCB kommen. Nun sind die Kräfte, zumindest was den Kalender bis Saisonende betrifft, also wieder sprichwörtlich gleich verteilt. «Unter Umständen ist es für uns eine Befreiung, dass die Zeit in der Europa League vorbei ist», sagte Yakin. Nun geht es darum, das Risiko richtig zu dosieren. Das gilt sowohl im Bezug auf die Selektion der Spieler als auch auf die Wahl der Taktik auf dem Platz.
Mentaler Kraftakt
Auf Basel wartet im bereits 55. Ernstkampf der Saison die mutmasslich schwierigere Aufgabe. Der FC Basel muss in Sitten zum letzten Mal den Schalter von international auf national umlegen. Und genau darin wittert Sion seine Chance. «Diese Partie am Donnerstag kostete mental sehr viel Kraft», glaubt Xavier Margairaz. «Der Wechsel von der Stamford Bridge ins Tourbillon wird ihnen nicht leicht fallen.» Der Mittelfeldspieler, der nach seiner langwierigen Knieverletzung in dieser Woche wieder fit ist und mit dem Team trainiert hat, weiss, wovon er spricht. Im Kopf des Romands ist die Niederlage mit dem FC Zürich in Bellinzona - vier Tage nach dem gloriosen Sieg 2009 im San Siro gegen die AC Milan - noch immer präsent.
Für Sions spielenden Trainer Gennaro Gattuso war Basels Vorstoss in den Halbfinal der Europa League der ultimative Beweis, «was ich seit Anfang Jahr immer wieder gesagt habe: Die Schweizer Liga ist kompetitiv!». Der FCB gehöre, was Budget, Spielerkontingent und Strukturen angehe, zu den sehr guten Klubs des Kontinents. «In Italien würde Basel jedenfalls in den Top 5 mitspielen», behauptete das langjährige Mitglied der «Squadra Azzurra».
Yakins Sorgen
FCB-Coach Yakin sieht sich mit einem Problem im Sturm konfrontiert. Captain Marco Streller ist angeschlagen (muskuläre Probleme), Jacques Zoua gesperrt und Raul Bobadilla offensichtlich kein Thema. Yakin sprach davon, dass der Argentinier aufgrund mangelnder Spielpraxis derzeit «keine Unterstützung» sei und dringend ein Tor brauche. An den Diskussionen zum gesundheitlichen Zustand des «Gauchos» - mehrere Medien befanden Bobadilla für leicht übergewichtig - wollte sich der Basler Trainer selbstredend nicht beteiligen. Eine Variante wäre es, den Ägypter Mohamed Salah als Spitze spielen zu lassen.
(fajd/Si)