Fussball: 1:5-Debakel der Deutschen in Rumänien

Sie gaben sich in Rumänien der Lächerlichkeit preis, die deutschen Stars aus der Bundesliga. Ein mittelmässiger Gegner, der die EM-Qualifikation verpasst hatte, deckte die taktischen Schwächen der nicht in bester Formation angetretenen Gäste mit erfrischendem Angriffsfussball, aber ohne Gnade auf. Völler sah sich nach der Demütigung mit gutem Grund veranlasst, den deutschen Anhängern via TV eine Entschuldigung zu übermitteln.

Kahn sank nieder

Als Danciulescu, der Stürmer der lokalen Dinamos, kurz vor der Pause mit seinem zweiten Treffer das 4:0 schoss, sank Captain Oli Kahn rücklings nieder. Er, der in der Vergangenheit seinen Kollegen schon so oft Unangenehmes erspart hatte, musste den epochalen Absturz machtlos hinnehmen.

Kahn traf beim Desaster keine Schuld; schon Plesan und Rat hatten auf dem Weg zur Doublette (21./23.) mehr Raum als im Training vorgefunden.

Miserable Leistung des WM-Finalisten

Kahn erschien zum zweiten Teil der Bukarester Lektion nicht mehr - mehr Gegentore mochte ihm Völler nicht mehr zumuten. Mit grimmiger Miene verfolgte der Münchner den Rest der Blamage, wie er die miserable Leistung des WM-Finalisten hinterher bezeichnete.

"Für diesen Auftritt gibt es absolut keine Entschuldigung. Da braucht gar niemand nach Ausreden zu suchen", grollte Kahn und rang auch 45 Minuten nach der Auswechslung mit der Fassung.

Sogar Beckenbauer ratlos

Selbst dem früheren Weltmeister-Coach Franz Beckenbauer, der in der Pause für das ZDF eine erste Analyse der Demontage vornehmen sollte, stand die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. "Nein, so etwas habe ich eigentlich noch nie erlebt", gab der OK-Präsident der kommenden WM zu. "Die Rumänen erteilten uns eine Lehrstunde." Überberwerten wollte der "höfliche Kaiser" das niederschmetternde Resultat gleichwohl nicht.

Kurzfristige Absagen

Die kurzfristigen Absagen von Michael Ballack, Jens Nowotny und Frank Baumann lösten im offenkundig limitierten Team Völlers ein wahres Chaos aus.

Jens Jeremies und der masslos überforderte Carsten Ramelow, die erstmals überhaupt - und fraglos nie mehr - die Innenverteidigung der Deutschen bildeten, liessen sich von den schnelleren, technisch deutlich überlegenen, um Längen entschlosseneren Rumänen Mal für Mal ausmanövrieren.

Höchster Pausenrückstand seit 91 Jahren

Der desolate, kaum erklärbare Auftritt endete im höchsten Pausenrückstand seit 91 Jahren und mit der ersten Niederlage gegen Rumänien seit 1967. In der 96-jährigen Geschichte des Deutschen Fussball-Bundes lagen die Deutschen erst einmal, am 23. November 1913 in Antwerpen, gegen Belgien 0:4 zurück. Nur in einem der 740 Länderspiele waren sie in Oxford gegen England in grauer Vorzeit mit einem 0:5 konfrontiert.

Rumänien - Deutschland 5:1 (4:0)
Bukarest. -- SR Rosetti (It). -- 15 000 Zuschauer. -- Tore: 21. Plesan 1:0. 23. Rat 2:0. 35. Danciulescu 3:0. 43. Danciulescu 4:0. 84. Caramarin 5:0. 88. Lahm 5:1.

Deutschland: Kahn (46. Hildebrand); Friedrich, Ramelow, Jeremies, Lahm; Hamann, Ernst (77. Kehl), Schneider, Frings (46. Freier); Bobic (61. Neuville), Kuranyi.

Bemerkungen: Deutschland ohne Nowotny, Ballack, Baumann, Wörns, Hinkel, Klose und Lehmann (alle verletzt). A-Debüt des Stuttgarters Hildebrand

(pt/Si)