Fussball: Bayern warb zu aggressiv um Rosicky

Trotz der durch die immense Ablösesumme verursachten hohen Erwartungshaltung sieht der 20-jährige Mittelfeldspieler seiner neuen Aufgabe jedoch zuversichtlich entgegen: «Angst habe ich nicht. Ich bin es von Sparta her gewohnt, um die Meisterschaft zu spielen. Und das will ich auch mit Borussia Dortmund.»

In Prag lobte Sparta-Präsident Vlastimil Kostal noch einmal die Atmosphäre während der Verhandlungen: Dortmund habe ihm bereits im Herbst das komplette Mannschafts-Konzept um Rosicky vorgestellt, was kein anderer Interessent getan habe. «Im Vergleich dazu hat Bayern München sehr aggressiv verhandelt, ohne dass ich mich aber ärgere», sagte Kostal. Bayern-Manager Uli Hoeness habe am Montag 24 Millionen Mark geboten, er aber habe 30 Millionen gefordert, sagte Kostal. Daraufhin unterschrieb Rosicky am Dienstag einen Fünfjahresvertrag in Dortmund.

Bereits 72 Stunden nach seiner Verpflichtung nimmt Rosicky beim BVB die Arbeit auf. Heute Freitagnachmittag wird er mit der kurz zuvor aus dem Trainingslager im spanischen Jerez zurückgekehrten Mannschaft in Dortmund trainieren. Welche Wertschätzung die Borussen ihm entgegen bringen, dokumentiert die Auswahl seines Trikots. Rosicky erhält die seit dem Wechsel vom Spielmacher Andreas Möller zum Revierrivalen Schalke 04 verwaiste Nummer 10. Der achtfache tschechische Internationale verabschiedete sich gestern von seinen bisherigen Mitspielern. «Sie haben mir viel Glück und hauptsächlich Gesundheit gewünscht», sagte Rosicky in Prag.

Rosicky deutete an, dass der Wechsel während der laufenden Saison nicht ganz freiwillig erfolgte: «Sparta Prag machte ungemein Druck, den konnte mein Manager Pavel Paska und ich nicht mehr aushalten.» Die forsche Verhandlungspolitik seines ehemaligen Arbeitgebers führte er auf dessen finanzielle Probleme zurück.

«Zum einen brauchte Sparta Geld. Zum anderen hatten die Verantwortlichen Angst, dass ich mich noch verletzen könnte. Und schliesslich könnte sich das Transfersystem noch derart ändern, dass die Ablöse-Entschädigung dann völlig wegfallen», sagte Rosicky. Aufgrund dieser Überlegungen sei Dortmund gegenüber der Konkurrenz im Vorteil gewesen: «Die Dortmunder wollten mich unbedingt sofort, Bayern und Liverpool erst vom 1. Juli 2001 an.»

Die Auswahl des neuen Vereins von Rosicky, der dem Vernehmen nach noch am Montagmorgen mit Bayern München Einigung über einen Transfer erzielt hatte, sei mehr oder weniger fremdbestimmt gewesen. «Bayern war mit meinem bisherigen Verein nicht einig, also konnte ich mit den Bayern auch nicht einig sein. Und ich selbst konnte sowieso nichts machen, weil ich eigentlich noch einen Vertrag bis 2002 in Prag hatte. Also hatte ich keinen Einfluss darauf, dass die Sparta-Führung den Preis für mich noch einmal erhöhte. Diese Frage mussten die beiden Vereine klären.»

(dpa)