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Fussball: Italienisches Hängen und Würgen

publiziert: Dienstag, 22. Jun 2004 / 09:40 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 22. Jun 2004 / 10:15 Uhr

Der Rechenschieber war in der Vergangenheit ein treuer Begleiter der Italiener in ihren Bemühungen, die Vorrunde an Welt- und Europameisterschaften zu überstehen. In den letzten 22 Jahren standen die "Azzurri" nur zweimal (1990 und 2000) schon nach zwei Spielen in der nächsten Runde.

Bei der WM 2002 erzielte Alessandro Del Piero in der 85. Minute den Ausgleich gegen Mexiko zum 1:1.
Bei der WM 2002 erzielte Alessandro Del Piero in der 85. Minute den Ausgleich gegen Mexiko zum 1:1.
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Die Italiener scheinen mit diesem (selbst auferlegten) Druck jedoch gut umgehen zu können. Nur 1996 scheiterten sie an der letzten Hürde der 1. Phase. Erschwerend kommt in diesen Tagen in Portugal indes hinzu, dass die Squadra Azzurra erstmals die Qualifikation für die nächste Runde nicht aus eigener Kraft schaffen kann. Die Ausgangslage ist allen klar: trennen sich Schweden und Dänemark 2:2 (oder 3:3 etc.), können die Italiener den Kalkulator versorgen und müssen die Heimreise antreten.

So war die Ausgangslage der Italiener in der Vergangenheit (an den EM-Endrunden 1984 und 1992 nahm Italien nicht teil):

WM 1982 (2-Punkte-Regel)
. Stand nach zwei Runden: 1. Italien und Peru, je 2 (1:1). 3. Polen und Kamerun, je 2 (0:0).
Nach Remis gegen Polen (0:0) und Peru (1:1) trennte sich Italien im letzten Spiel von Kamerun 1:1. Dieses Unentschieden reichte den Italienern nur, weil Polen gegen Peru 5:1 gewann. Bei einem hohen Remis zwischen diesen beiden Teams wäre Italien ausgeschieden. So gings in die nächste Runde und letztlich kehrte Italien mit dem (bislang letzten) Titelgewinn nach Hause.

WM 1986 (2).
1. Argentinien 3 (4:2). 2. Italien 2 (2:2). 3. Bulgarien 2 (1:1). 4. Südkorea 1 (1:3).
Wieder starteten die "Azzurri" mit zwei Unentschieden (Bulgarien und Argentinien jeweils 1:1). Im abschliessenden Spiel gegen Südkorea brauchte Italien einen Sieg, um sicher die Achtelfinals zu erreichen. Mit 3:2 fällt der Erfolg äusserst knapp aus.

EM 1988 (2).
1. Deutschland und Italien, je 3 (3:1). 3. Spanien 2 (3:3). 4. Dänemark 0 (2:5).
Diesmal war die Ausgangslage komfortabel. Gegen das bereits eliminierte Dänemark genügte ein Unentschieden für die Halbfinal-Qualifikation. Dank späten Toren gewann Italien 2:0.

WM 1990 (2).
1. Tschechoslowakei 4 (6:1). 2. Italien 4 (2:0). 3. Österreich 0 (0:2). 4. USA 0 (1:6).
Nach knappen 1:0-Siegen gegen Österreich und die USA standen die "Azzurri" an der Heim-WM schon vor dem letzten Gruppenspiel als Achtelfinalist fest.

WM 1994 (3).
1. Irland und Mexiko, je 3 (2:2). 3. Italien und Norwegen, je 3 (1:1).
Unter Arrigo Sacchi verloren die Italiener zum Auftakt gegen Irland 0:1 und schlugen dann zu zehnt Norwegen mit dem gleichen Resultat. Italien musste die letzte Partie gegen Mexiko gewinnen, um sicher weiter zu kommen. Das 1:1 reichte letztlich nur, weil sich Italien als einer von vier Gruppen-Dritten für die nächste Runde qualifizieren konnte.

EM 1996 (3).
1. Deutschland 6 (5:0). 2. Italien 3 (3:2). 3. Tschechien 3 (2:3). 4. Russland 0 (1:5).
Dem Auftaktsieg gegen Russland (2:1) folgte ein 1:3 gegen Tschechien. Deshalb war Italien gegen den späteren Europameister Deutschland zum Sieg gezwungen. Trotz permanenter Belagerung des gegnerischen Strafraums und eines Penaltys (verschossen von Gianfranco Zola) bezwangen die Italiener Andreas Köpke jedoch nicht. Die Partie endete 0:0. Gleichwohl konnte Italien bis fast am Ende hoffen. Das bereits ausgeschiedene Russland führte gegen Tschechien überraschend 3:2. Dann glich Vladimir Smicer in der 89. Minute zum 3:3 aus. Italien musste heimfliegen.

WM 1998 (3).
1. Italien 4 (5:2). 2. Chile 2 (3:3). 3. Österreich 2 (2:2). 4. Kamerun 1 (1:4).
Italien brauchte einen Punkt, letztlich hätte sogar eine Niederlage zum Abschluss gegen Österreich gereicht. Doch zwischenzeitlich fehlte beim Stande von 0:0 (und bei der 1:0-Führung Chiles gegen Kamerun) nur ein Gegentor, und Italien wäre ausgeschieden.

EM 2000 (3).
1. Italien 6 (4:1). 2. Belgien 3 (2:3). 3. Türkei und Schweden, je 1 (1:2).
Die Siege gegen die Türkei (2:1) und Gastgeber Belgien (2:0) sicherten Italien schon nach zwei Spielen die Viertelfinal-Qualifikation.

WM 2002 (3).
1. Mexiko 6 (3:1). 2. Italien 3 (3:2). 3. Kroatien 3 (2:2). 4. Ekuador 0 (1:4).
Nach der Pleite in der zweiten Runde gegen Kroatien (1:2) benötigte Italien gegen Leader Mexiko einen Erfolg, um die nächste K.o.-Phase aus eigener Kraft zu schaffen. Bis zur 85. Minute lagen die "Azzurri" 0:1 zurück. Dann erzielte Alessandro Del Piero den Ausgleich. Das Remis schien zunächst zu wenig zu sein, wäre letztlich jedoch nicht einmal nötig gewesen, denn Kroatien verlor sensationell gegen das bisher punktelose Ekuador 0:1. Italien stolperte weiter, schon im nächsten Spiel aber über Südkorea und Schiedsrichter Moreno aus... Ekuador.

(Stefan Wyss /Si)

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