Fussball: Personalsorgen bei Schweizer EM-Gegnern

publiziert: Donnerstag, 1. Apr 2004 / 16:28 Uhr

Zweieinhalb Monate vor dem Beginn der EM tat sich nicht nur die Schweiz schwer. Auch ihre Gruppengegner in Portugal überzeugte nicht. Weder Frankreich (0:0 in Holland) noch Kroatien (2:2 gegen die Türkei) und England (0:1 in Schweden) gelang ein Sieg.

Reals David Beckham war der grosse Abwesende der englischen Nationalmannschaft.
Reals David Beckham war der grosse Abwesende der englischen Nationalmannschaft.
Wie die Schweiz in Heraklion gegen Griechenland (1:0) mussten auch ihre EM-Gegner auf einige Teamstützen verzichten. Bei Frankreich fehlte das Mittelfeldtrio Zinedine Zidane/Robert Pires/Patrick Viera, bei England David Beckham, Michael Owen, Gary Neville, Paul Scholes, Andy Cole und Sol Campbell und bei Kroatien die Brüder Nico und Robert Kovac sowie Ivan Klasnic. Trotzdem gewannen die jeweiligen Nationaltrainer einige Erkenntnisse.

England: Eine Entdeckung

Die Rückkehr von Englands Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson in sein Heimatland verlief enttäuschend. Steven Gerrard, der dank der Ausfälle zum Captain avanciert war, verlor in seinem 22. Einsatz für England erstmals. Dabei hatte sich das B-Team aus Grossbritannien angriffslustig gezeigt, mit zwei Pfostenschüssen das Glück jedoch nicht auf seiner Seite. Von den 19 Spielern, die gegen Schweden zum Einsatz kamen, stach einer heraus: Jermaine Defoe, ein 19-jähriger Stürmer von Tottenham, brachte die schwedische Defensive wiederholt in Verlegenheit. Der in der 12. Minute eingewechselte Nationalmannschafts-Neuling traf 80 Sekunden später die Torumrandung.

Für Eriksson waren jedoch hinterher weniger Defoe oder das Resultat Gesprächsstoff, sondern der Spielplan für gewisse englische Spitzenteams, insbesondere für Arsenal. Die Londoner müssen ab Samstag innerhalb von acht Tagen vier Spiele bestreiten -- gegen Manchester United (FA-Cup), Chelsea (Champions League), Liverpool und Newcastle (Premier League). Bei diesem Pensum geht verständlicherweise die Angst vor Verletzungen um.

Frankreich: Nur starke Abwehr

Frankreich verpasste es, in Holland mit dem 15. Sieg in Folge einen "Weltrekord" aufzustellen. Die Absenzen der Kreativspieler im Mittelfeld wogen zu schwer. Die Leistung im ausverkauften Feyenoord-Stadion in Rotterdam erinnerte zeitweise an die WM-Auftritte in Südkorea: phantasielos und mit vielen technischen Mängeln. Dass die Ungeschlagenheit gewahrt blieb, verdanken die Franzosen ihrer Abwehrreihe. Die Innenverteidigung mit Marcel Desailly und Lilian Thuram agierte überragend und ist seit mittlerweilen 770 Minuten ohne Gegentor.

Kroatien: Konzentrationsschwächen

Kroatien, am 13. Juni in Portugal der erste Gegner der Schweiz, bewies auch gegen die Türkei seine spielerische Klasse. Der WM-Dritte von 1998, von den Stärken her vergleichbar mit Griechenland, offenbarte aber in den jüngsten Testspielen Konzentrationsschwächen. Wie im ersten Länderspiel des Jahres gegen Deutschland (1:2) mussten die Kroaten auch am Mittwoch nach einem Tor einen raschen Gegentreffer hinnehmen. Nicht zum ersten Mal scheint ein kroatischen Nationalteam mental nicht auf der Höhe seiner technischen Fertigkeiten zu sein.

(rr/Si)

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