Noch bevor Trossero seiner Mannschaft die Startaufstellung
bekannt gegeben hat, schockte er die Spieler gestern Vormittag mit
der Besichtigung des Stadions in Toftir. Nach einer 75-minütigen
Busfahrt auf die Nachbarinsel Eysturoy fanden sich die Schweizer
Internationalen auf einem Platz wieder, der kaum FIFA-Anforderungen
genügt. Minimale Ausmasse, ein holpriger Boden und ein stark
wehender Wind dürften den Stärken der kampfstarken Färinger
Mannschaft ideal entgegenkommen. Bei diesen Verhältnissen hatten
sie im bisher einzigen Heimspiel -- ebenfalls in Toftir -- schon
die Slowenen (2:2) nahe an eine Blamage geführt.
Trainer Allan Simonsen und sein Team rechnen sich auch gegen die
Schweiz eine gute Chance aus, liegt die Schweiz im FIFA-Ranking
doch 20 Plätze hinter Slowenien auf Position 58. Mit einem Sieg
würden sie -- bei einem Spiel weniger -- bis auf einen Punkt an die
Schweiz heranrücken. Und bereits am Mittwoch könnten sie im
nächsten Heimspiel auch Jugoslawien ein Bein zu stellen versuchen.
Diese Partie findet jedoch in der Hauptstadt Torshavn statt: In
einem Stadion, das diesen Namen auch verdient und nur fünf
Fahrminuten vom Schweizer Mannschaftshotel entfernt liegt. Dort,
auf einem bestens präparierten Rasen, dürften sich die
Einheimischen gegen den härtesten Schweizer Konkurrenten um Platz
zwei wohl wesentlich schwerer tun.
Danach haben die Färinger auch noch die Heimspiele gegen
Luxemburg und Russland auf dem Programm und müssen noch nach
Jugoslawien und Slowenien reisen. Es könnte die beste
Qualifikationsphase der Färöer-Inseln in der Verbandsgeschichte
werden, nachdem bereits jetzt vier Punkte auf dem Konto liegen.
Enzo Trossero hat angekündigt, in der verbleibenden Zeit bis zum
Anpfiff viel Zeit in die mentale und taktische Vorbereitung der
Spieler zu investieren. Nur einer Einheit, die fähig ist, die
negativen Aspekte rund um die missliche Platz-Situation
wegzustecken und die gewillt ist, sich dem kampfstarken und
aggressiven Gegner mit gleichen Mitteln entgegenzustemmen, wird
hier der unbedingt anzustrebende Sieg möglich sein.
Nach intensivem Videostudium der Färöer-Spiele gegen Slowenien
und in Russland (0:1) hat sich Trossero entschieden, seine
Formation gegenüber dem letzten Test in Genf gegen Schweden (0:2)
auf vier Positionen zu verändern. Dies auch aus der Tatsache
heraus, dass ihm mit Stéphane Henchoz, Patrick Müller und Ciriaco
Sforza drei Spieler wieder zur Verfügung stehen, die damals
verletzt waren oder aus vereinspolitischen Gründen (Henchoz) nicht
eingesetzt worden waren. Henchoz und Müller ersetzen in der
zentralen Abwehr Giuseppe Mazzarelli und Marco Zwyssig, Captain
Sforza rückt für Johann Lonfat ins Mittelfeld-Zentrum. David Sesa
schliesslich, der für den verletzten Stéphane Chapuisat
nachnominiert wurde, kommt im Sturm für den ebenfalls verletzten
Léonard Thurre zum Einsatz.
Sesa sei die bessere Ergänzung zu Alex Frei als Blaise N'Kufo,
der wie Frei gerne in der Spitze spiele, sagte Trossero gestern.
Der Napoli-Söldner müsse auch auf die Seiten ausbrechen und sei
etwas flinker als der stämmige Angreifer von Mainz 05. Im
Mittelfeld erhielt Raphaël Wicky wohl deshalb den Vorzug vor
Lonfat, weil er aus vereinspolitischen Überlegungen spielen muss.
Wickys Verein Atletico Madrid trägt am Sonntag ein kapitales Spiel
gegen Albacete um den Aufstieg in die Primera Division aus und
wollte Wicky nicht ziehen lassen. Trossero und der SFV beharrten
jedoch auf dem Aufgebot des Wallisers.
In der sicherlich kampfbetonten Partie in Toftir sind vier
Schweizer sperregefährdet. Wicky, Zellweger, Frei und Henchoz
müssten bei einer weiteren Verwarnung am Mittwoch in Basel gegen
Slowenien zuschauen. Dann jedoch ist Sébastien Fournier wieder mit
dabei: Der Servettien sitzt heute Abend seine gegen Luxemburg
eingehandelte Sperre ab.
Die voraussichtlichen Startformationen. Färöer: Mikkelsen;
Johannesen; Hans Frodi Hansen, Johan Byriel Hansen; Benjaminsen,
Jakup a Borg, Johnsson, John Petersen, Össur Hansen; Arge,
Christian Jacobsen.
Schweiz: Pascolo; Zellweger, Henchoz, Müller, Quentin; Wicky,
Vogel, Sforza, Lombardo; Sesa, Frei. -- Ersatz: Stiel; Berner,
Mazzarelli, Vega, Zwyssig; Lonfat, Joël Magnin; N'Kufo. --
Gesperrt: Fournier. -- Verletzt: Cabanas, Chapuisat, Thurre, Hakan
Yakin, Zuberbühler, Comisetti.
(sda)