Fussball: Spritzkanne

Tschägg: Warum, weil GC gestern zwei Punkte liegen liess?

Pögg: Wenn man aus einer überlegen geführten ersten Halbzeit nicht mehr Nutzen zieht und von Anfang an entschlossen anstrebt, das Spieltempo zu diktieren, dann ist es nicht verwunderlich, wenn man dafür bestraft wird.

Tschägg: Du übersiehst wohl, dass da auch noch ein Gegner mitspielt!

Pögg: Keineswegs: Wenn der Meistertitel in Griffweite liegt und man sich keinen Ausrutscher erlauben darf, dann frage ich mich, ob es angebracht ist, in einem solch wichtigen Spiel zu experimentieren?

Tschägg: Von welchen Experimenten sprichst du?

Pögg: Petric musste anfänglich in einer für ihn ungewohnten Rolle spielen und wurde nachher am Stammplatz auch nicht besser.

Tschägg: Das allein kann's doch nicht gewesen sein!

Pögg: Baturina unterliefen ungewöhnlich viele Fehler und so souverän wie Nunez in der ersten Halbzeit spielte, so sehr verschwand er nach der Halbzeit von der Bildfläche.

Tschägg: Aber Petric hätte doch beinahe den erneuten Führungstreffer erzielt!

Pögg: Eben, hätte, hat er aber nicht, da kam auch noch Pech dazu!

Tschägg: Aber auf Grund der FCZ Leistung in der zweiten Halbzeit kannst du doch nicht nur von Pech reden!

Pögg: Nein, kann ich nicht, die Spieler vom Letzigrund haben sich in einer Weise gesteigert, die man von ihnen nicht unbedingt erwarten durfte.

Tschägg: Weshalb bist du denn stocksauer? Ich denke, das unentschieden sei gerecht.

Pögg: Stocksauer bin ich wegen dem Einzelrichter der Nationalliga! Ich möchte betonen, dass ich es absolut in Ordnung finde, dass man gegen Unsportlichkeiten wie sie im Spiel GC-Basel vorgekommen sind, mit aller Härte einschreitet.

Tschägg: Eben, dieser Meinung bin ich auch.

Pögg: Was mich so ärgert, ist der Zeitpunkt! Du willst mir doch nicht weismachen, dass es in allen bisherigen Spielen keine versteckten Fouls, Unsportlichkeiten oder Tätlichkeiten gab, gegen die man nicht nachträglich hätte einschreiten müssen. Ich könnte einige Fälle aufzählen, da wurden Spieler umgesäbelt und mussten zum Teil wochenlang verletzt aussetzen, es wurde nicht einmal gepfiffen.

Tschägg: Es gibt keine Schieds- oder Linienrichter auf der Welt, die alles sehen!

Pögg: Busacca hat im besagten Match GC-Basel auch nicht alles gesehen und trotzdem hat der Einzelrichter eingegriffen. Ich finde das deshalb fragwürdig, weil er bisher in keinem andern Match derart einschneidend eingegriffen hat. Und die Konsequenz fehlt, denn wenn man schon Fälle nachträglich zu ungunsten der Spieler korrigiert, dann müsste man eben auch zu ihren Gunsten korrigierend eingreifen. Konkret: Es ist mir schleierhaft, weshalb Fischer vom FCZ gestern nicht spielen konnte, der nachgewiesenermassen unschuldig die Rote Karte erhalten hatte.

Tschägg: Findest du nicht, dass du ein wenig Haarspalterei betreibst.

Pögg: Keineswegs, weil dies damit „entschuldigt“ wird, dass zugegebenermassen einige Wortlaute im Regelwerk geändert werden müssten. Und überhaupt nicht lächerlich finde ich auch die Tatsache, dass ein ausgeliehener Spieler nicht gegen seinen Stammverein spielen darf, auch wenn man mit ihm nicht gepunktet hätte. Es kommt schon drauf an, wer zu welchem Zeitpunkt spielt und wer nicht.

Tschägg: Ob von Anfang an durchgegriffen wurde oder nicht: Nichts ist voraussehbar. Ein Derby bleibt immer ein Derby!

(Hans-Jörg Walthard/fussball.ch)