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Fussball: Spritzkanne

publiziert: Montag, 4. Aug 2003 / 14:44 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 5. Aug 2003 / 10:21 Uhr

Davide Taini, Torhüter des FC Zürich, meinte es in der vierten Runde der Axpo Super League sehr gut mit dem Gast aus St.Gallen. Trotzdem gelang den Zürchern noch der Ausgleich. Er war aber nur ein schwacher Trost nach turbulentem Spiel.

David Taini sorgte für die Lachnummer der vierten Runde.
David Taini sorgte für die Lachnummer der vierten Runde.
Pögg: Ich glaube, der Favre leidet sehr stark unter dem Ozonloch.

Tschägg: Was hat denn das Ozonloch mit dem Fussball zu tun?

Pögg: Die Hitze hat ihm den Realitätssinn geraubt.

Tschägg: Warum das denn?

Pögg: Schon vor Meisterschaftsbeginn bat er um Geduld. "Ich brauche Zeit für den Aufbau", war seine Devise.

Tschägg: Jeder Neuaufbau braucht Zeit.

Pögg: Ja, aber der Schällibaum von Servette sagt: „Als Profitrainer hast du keine Zeit. Das ist in diesem Job eine reine Illusion.“

Tschägg: Und genau zwischen diesen beiden Sätzen ist Sven Hotz im Moment hin- und hergerissen.

Pögg: Das versteh ich jetzt nicht ganz?

Tschägg: Er kann doch nicht in der Matchvorschau schreiben: „Man muss Trainer Lucien Favre jetzt Zeit lassen, die Mannschaft nach seinen Ideen zu formen“, und erwarten, dass er das nach vier Spielen bereits wieder in Abrede stellt.

Pögg: Hast du eine Ahnung wie schnell das im Fussball geht: Das „Volk“ ist bereits unruhig.

Tschägg: Auch das Gesicht des Präsidenten sah nach dem Spiel aus, als ob es soeben fünf Zitronen verschluckt hätte. Ich sah ihn schon lange nicht mehr so erregt lamentieren und seine Handbewegungen hätten seine Gedanken beim „heiteren Beruferaten“ sofort entlarvt.

Pögg: Ja soll er denn nach einem solchen Spiel einen Jubelgesang anstimmen?

Tschägg: Keineswegs, ich begreife ganz gut, dass er seine Enttäuschung nicht versteckte.

Pögg: Jedenfalls eines ist klar: von einem optimistischen und offensiven Fussball konnte keine Rede sein.

Tschägg: Da muss ich dir doch ein bisschen widersprechen. Gut, Keita hat in der ersten Minute auf einen viel versprechenden Steilpass gar nicht reagiert, aber in der vierten Minute ist er nur den Bruchteil einer Sekunde zu spät in die Flanke von Guerrero hineingegrätscht. Und auch sonst hatte der FCZ mindestens zehn hochkarätige Chancen.

Pögg: Den Angriffen fehlte die Ruhe und die Übersicht; der letzte Pass missriet wegen dieser Hektik allzu oft.

Tschägg: Na ja, der Gegner schlief keineswegs. Die blitzschnellen Konter von Naldo warenvon feinster Klasse, der startete ja wie eine 1.August-Rakete.

Pögg: Ja, da begannen die „Buschtrommeln“ der St. Galler zu dröhnen.

Tschägg: Jedenfalls war die Antwort der Zürcher Fans nicht zu überhören, sie riefen immer wieder: „Scheiss Sangalle.“

Pögg: Sie verstummten sofort, als Taini in der elften Minute einen unerklärlichen Blackout hatte. Anstatt den Ball über die Linie zu schlagen, wartete er, bis Naldo zu ihm aufschloss, wollte ihn elegant umspielen, schenkte ihm dann aber gastfreundlich den Ball, dieser flankte und Alex schob allein stehend ein.

Tschägg: Das hat die Nerven der Zürcher Anhänger arg strapaziert und sie begleiteten fortan jedes Missgeschick mit Pfiffen und Schmähungen.

Pögg: Und als dem Gygax auch in der zweiten Halbzeit immer noch zahlreiche Fehler unterliefen, schrien sie: „Nimm doch de Tubel äntli vom Platz!“

Tschägg: Anstatt anzuerkennen, dass ihre Mannschaft einen zweifachen Rückstand aufholte, trösteten sie sich mit der GC-Schlappe: „Wenigschtens en Punkt und d’Hauptsach isch: GC hät scho wieder uf d’Schnöre übercho.“

(Hans-Jörg Walthard/fussball.ch)

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