Es war ein total verrücktes, intensives und erst nach der Pause einseitiges Kampfspiel im Regen und auf tiefem, kräftezehrendem Boden. Es endete mit dem Eishockeyresultat von 11:3 und schlug alle bisherigen Nationalliga-A-Rekorde. Neun Treffer fielen in der ausgeglichenen ersten Halbzeit, als die Partie zwischen den beiden Kantonsrivalen hin- und herwogte und -- so eigenartig sich dies mit dem 6:3-Halbzeitresultat liest -- auf beide Seiten hätte kippen können.
Neun Treffer bedeuteten Rekord in der Nationalliga A seit 1960. Zuvor waren in der ersten Halbzeit zehnmal sieben Tore registiert worden. Der äusserst aggressiv beginnende FC St. Gallen ging nach 125 Sekunden durch den 18-jährigen Tranquillo Barnetta in Führung, als Wils Ersatztorhüter Darko Damjanovic, der kurzfristig für den am Blinddarm operierten Stammgoalie Nicolas Beney ins Tor stehen musste, mit einem Flankenbogenball überraschte. 21 Minuten später stand es aber nach Treffern von Bamba (2), Romano, Naldo und Fabinho 5:1 für Wil, nachdem St. Gallen in der Abwehr eklatante Schwächen offenbart hatte. St. Gallens Hintermannschaft, inklusive des unsicheren Torhüters Flavio Agosti, wurde Mal für Mal düpiert, überlaufen und wirkte nie kompakt.
Doch der FC St. Gallen steckte nicht auf, stemmte sich der drohenden sechsten Auswärtsniederlage in Folge entgegen. Innert drei Minuten verkürzte der Meister von 2000 durch Tore des eingewechselten Alex und von Wolf auf 3:5 und schöpfte wieder Hoffnung. Diese knickte Bamba von der Elfenbeinküste mit seinem dritten Tor unmittelbar vor der Pause. Wil spielte aus einem Guss. Alles gelang, während St. Gallen zwei Lattenschüsse von Jairo beklagte.
Als Romano und Naldo nach dem Wechsel beide mit Kopfbällen zum 7:3 und 8:3 reüssierten, war die aussergewöhnliche Partie entschieden. Die eingewechselten Mordeku, Lustrinelli per Foulpenalty und Pavlovic zum 11:3 knockten den FCSG noch ganz aus. Der NLA-Torrekord aus dem Jahre 1962, als Servette den FC Grenchen 11:2 niederkanterte, war gebrochen. Aufsteiger Wil ist nicht nur die neue Nummer 1 im Fussball im Kanton St. Gallen, sondern steht unmittelbar vor dem verdikenten Einzug in die Finalrunde. Der FC St. Gallen liegt am Boden. Ein einst stolzes Team ist zerbrochen und muss wohl endgültig in die Auf-/Abstiegsrunde.
"Der Wille unserer Mannschaft entschied. Wir sind eine Einheit und wollten unbedingt gewinnen", meinte Wils zweifacher Torschütze Umberto Romano, während St. Gallens Präsident Thomas Müller gestand: "Die Mannschaft gab sich auf. Das tut weh. Eine solche Schmach hatten wir nie erwartet. Wir wurden gedemütigt und müssen am Montag über die Bücher."
In dieser Verfassung steigt der FC St. Gallen ab. Das Team ist total verunsichert, zusammenhanglos und auf und neben dem Spielfeld ohne Persönlichkeiten und Leader. Trainer Thomas Staub, der wie eine abgesägte Espe emotionslos im Regen und Wind stand, muss abgelöst werden. Nur ein neuer Trainer und die Trennung von einigen Störefrieden kann St. Gallen weiterhelfen. Ob bald der slowakische Nationalcoach Ladislav Jurkemik oder Andy Egli im Espenmoos Einzug halten?
Bergholz. - 7300 Zuschauer (ausverkauft, Stadionrekord). - SR Rogalla. - Tore: 3. Barnetta 0:1. 12. Romano 1:1. 17. Bamba 2:1. 24. Naldo 3:1. 30. Bamba 4:1. 33. Fabinho 5:1. 38. Alex 5:2. 40. Wolf 5:3. 45. Bamba 6:3. 49. Romano 7:3. 52. Naldo 8:3. 70. Mordeku 9:3. 76. Lustrinelli (Foulpenalty) 10:3. 90. Pavlovic 11:3.
Wil: Damjanovic; Thomas Balmer, Hasler, Mangiarratti, Rizzo (46. Dilaver); Pavlovic, Romano, Fabinho, Sutter; Naldo (55. Lustrinelli), Bamba (52. Mordeku).
St. Gallen: Agosti; Winkler, Tato (53. Chaile), Wolf, Dal Santo (21. Hejduk); Barnetta, Imhof, Jairo, Lerinc (32. Alex), Jenny; Gane.
Bemerkungen: Wil ohne Beney (krank, Blinddarm-Operation) und Zellweger (verletzt). St. Gallen ohne Guido (krank), Oberli (verletzt, Kreuzband-Operation), Colacino (gesperrt) und Berger (U21-Team St. Gallen). 7. Corner von Jairo auf die Latte. 29. Schuss von Jairo an die Latte. Verwarnungen: 12. Rizzo, 16. Imhof, 40. Hasler, 77. Sutter, 83. Hejduk und Pavlovic (alle Foul).
(Peter Wyrsch/sda)