Fussball: Zidanes doppelte Lust auf Wiedergutmachung

publiziert: Montag, 5. Mai 2003 / 22:17 Uhr

Vor fünf Jahren stand er erstmals in einem Champions-League-Final und verlor mit Juventus Turin gegen Real Madrid mit 0:1. Inzwischen hat er die Seiten gewechselt und möchte im heutigen Halbfinal nicht wieder als Verlierer vom Platz gehen.

Zinedine Zidane.
Zinedine Zidane.
Zidane sinnt nicht nur deshalb auf Wiedergutmachung. Nur drei Tage vor dem Gipfeltreffen in der Champions League gegen seinen früheren Verein, den er vor bald zwei Jahren für die Rekordsumme von rund 75 Millionen Euro Richtung Spanien verliess, hat Real Madrid am Samstag im eigenen Stadion seine zweieinhalbjährige Ungeschlagenheit in der Primera Division unfreiwillig und abrupt beendet. Die 1:5-Blamage gegen Real Mallorca war auch zwei Tage danach noch nicht vergessen. "Ich habe verdammt schlecht geschlafen und mag mich nicht erinnern, jemals so untergegangen zu sein", wollte Zidane den peinlichen Tiefschlag nicht einfach so wegstecken.

Real will heute Abend alles unternehmen, um den schwarzen Fleck schnellstmöglich zu tilgen. "Wir haben auch nach dem 1:5 gegen Mallorca keine Angst vor Juventus", erklärte Zidane, der froh darüber ist, das die Turiner mit den gesperrten Edgar Davids, Paolo Montero und Alessio Tacchinardi gleich auf drei Stammspieler verzichten müssen. Zidane: "Wir sind froh über diese Ausfälle, denn damit verliert Juve viel von seiner Gefährlichkeit."

Was für Auswirkungen der 1:5-Flop und die anschliessenden Pfiffe durch das Publikum auf die Psyche der "Königlichen" hat, wird von aussen unterschiedlich bewertet. "Wenn eine Mannschaft daheim mit 1:5 verliert, dann stimmt mit ihr etwas nicht", macht sich Juve-Coach Marcello Lippi Hoffnungen auf ein gutes Resultat im Bernabeu-Stadion. Der italienische Erfolgstrainer, der mit der "alten Dame" bereits dreimal den Champions-League-Final erreicht hat und 1996 in Rom nach einem 1:1 und dem mit 4:2 gewonnen Penaltyschiessen gegen Ajax Amsterdam den wertvollsten Klubpokal in die Höhe stemmen konnte, will den Angriffswirbel der Spanier mit italienischem "catenaccio" stoppen.

Eine Taktik, von der ihm sein Trainerkollege Fabio Capello von der AS Roma vehement abrät. "Wenn du im Bernabeu einfach hinten dicht machen willst, bist du erledigt. Juventus muss die Real-Stars auf jedem Quadratmeter des Feldes bedrängen und darf nicht aufhören, selber Fussball zu spielen." Und Capello muss es wissen: Schliesslich gewann er 1997 mit Real Madrid den spanischen Meistertitel und bezwang die Spanier mit der AS Roma in der ersten Gruppenphase der diesjährigen Champions League in Madrid mit 1:0, nachdem er das Hinspiel in Rom gleich mit 0:3 verloren hatte.

Capello glaubt auch, dass es für Juventus nach Reals Niederlage gegen Mallorca schwieriger wird, ein gutes Resultat in Madrid zu erzielen. "Real ist aus einem bösen Traum erwacht und wird sehr viel konzentrierter ans Werk gehen als noch am Samstag. Juventus sollte sich nicht dem Irrtum hingeben, dass Real in Schwierigkeiten stecken könnte."

Genau gleich sieht es auch Reals Coach Vicente Del Bosque, der gegen Juventus einzig auf den rekonvaleszenten Stürmerstar Raul verzichten muss: "Es war einfach ein schlechter Abend. Gegen Turin wird alles anders. Wir sind immer noch Leader in Spanien und stehen zum 20. Mal in einem Europacup-Halbfinal. Es gibt keinen Grund, uns schämen zu müssen."

Champions League. Halbfinals. Hinspiele:
Am Dienstag:
20.45 Uhr: Real Madrid - Juventus Turin

Am Mittwoch:
20.45 Uhr: AC Milan - Inter Mailand

Rückspiele am 13./14. Mai.

(fest/Si)

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