«Wir machten zwar in der zweiten Halbzeit eine schwierige Phase
durch, die ins Auge hätte gehen können. Zum Glück aber erzielten
wir in wichtigen Momenten immer wieder Tore, die uns aus der
Verlegenheit halfen», sagte GC-Trainer Hans-Peter Zaugg und sprach
dabei die zweite Halbzeit an, die widersprüchlicher nicht hätte
verlaufen können. Die Einheimischen machten das Spiel, rannten
unentwegt gegen das Tor des fehlerlosen Stefan Huber an, doch die
Treffer fielen mehrheitlich auf der Gegenseite.
Die Zürcher hatten nach dem herrlich herausgespielten
Führungstreffer von Chapuisat und der souverän kontrollierten
Schlussphase der ersten Halbzeit den Fehler gemacht, sich nach dem
Wechsel weit in die eigene Platzhälfte zurückdrängen zu lassen. Und
dabei hätte ihnen das Supertor von Chapuisat eigentlich genügend
Sicherheit geben müssen. Der Internationale, der sich vorübergehend
aus der Schweizer Nationalmannschaft zurückgezogen hat, war auf der
linken Seite mit einer weiten Spielverlagerung von Roland Schwegler
enteilt. Wie in seinen besten Bundesliga-Zeiten vernaschte
Chapuisat dann auf engstem Raum drei Gegenspieler und fand auch
noch die Lücke zum Schuss in die freie hintere Torecke. Es war die
zweite gute GC-Chance gewesen, nachdem Slaven Petric in der 18.
Minute alleine vor Goalie Florin Prunea die Führung beinahe
fahrlässig vergeben hatte.
In der zweiten Halbzeit hätte der Ausgleich für die Rumänen aber
beinahe im Minutentakt fallen können. Niculescu (53.), Pirvu (56.),
Niculescu (60.), Kirita (61.) und nochmals Niculescu (63.) hatten
ihr Visier aber denkbar schlecht eingestellt und als Huber in der
79. Minute nach einem 25-Meter-Knaller von Kirita doch geschlagen
schien, rettete für ihn der Pfosten. Dieser Knaller rüttelte jedoch
die Schweizer nochmals auf: Chapuisat lancierte den eingewechselten
Benjamin in den freien Raum, der Simbabwer umdribbelte Goalie
Prunea und liess auch Kirita auf der Torlinie keine Abwehrchance.
Kalblütiger ging es gar nicht mehr. Und hätte Chapuisat eine Minute
später die gleiche Coolness gezeigt, es hätte 0:3 geheissen.
Ein Penaltygeschenk des isralischen Schiedsrichters brachte
dann aber Dinamo nochmals ins Spiel zurück: Huber und Zicu waren in
der Luft zusammengeprallt, der Unparteiische zeigte überraschend
auf den Elfmeterpunkt. Nur drei Minuten nach dem 1:2 führte ein
weiteres Geschenk zum 1:3-Schlussresultat: Dinamo-Goalie Prunea
liess einen 35-Meter-Freistoss von Nunez zum Entsetzen der
lautstark mitgehenden 12 000 Zuschauer ins Netz springen.
GC bot in diesem abwechslungsreichen Spiel die bessere
Kollektiv-Leistung und profitierte auch von den genialen
Geistesblitzen einiger Einzelspieler (Chapuisat, Benjamin, Huber).
Die Abwehr wirkte zu Beginn etwas sorglos, wehrte sich aber in der
Druckphase nach der Pause mit Händen und Füssen. Vor allem Marc
Hodel rettete verschiedentlich als letzter Mann in heissen Szenen.
Das Mittelfeld wirkte für einmal etwas überfordert und liess sich
zu stark nach hinten drängen.
Stimmen zum Spiel:
Hans-Peter Zaugg: «Wir haben uns zwar eine günstige Ausgangslage
geschaffen und stehen mit einem Bein bereits in der zweiten Runde,
doch entschieden ist noch nichts. Der Gegner darf im Hardturm nicht
unterschätzt werden. Wir machten in der zweiten Halbzeit schwierige
Phasen durch. Weshalb wir uns so stark zurückdrängen liessen, ist
mir noch ein Rätsel. Da hatten wir einige Probleme und kamen nur
mit Glück um den Ausgleich herum. Das Glück war dann beim dritten
Tor auf unserer Seite, nachdem der Penalty doch sehr diskutabel
war.»
Stéphane Chapuisat: «Drei Tore in einem Auswärtsspiel sind
natürlich super. Nur müssen wir nun konzentriert bleiben und auch
das Rückspiel mit dem gleichen Engagement angehen. Bei meinem Tor
hatte ich Glück, dass ich das winzige Loch fand, um den Ball im
Netz unterzubringen.»
Stefan Huber: «Wir hätten den Gegner nie so stark aufkommen
lassen dürfen. Das war brutal gefährlich. Der Penaltyentscheid war
lächerlich. Eigentlich habe ich auf einen Foulpfiff für uns
gewartet. Das Glück stand dann dafür beim Tor von Nunez auf unserer
Seite.»
Dinamo Bukarest - Grasshoppers 1:3 (0:1)
Dinamo-Stadion. -- 12 000 Zuschauer. -- SR Koren (Isr). -- Tore:
28. Chapuisat 0:1. 81. Benjamin 0:2. 84. Mihalcea (Foulpenalty)
1:2. 87. Nuñez 1:3.
Dinamo Bukarest: Prunea; Lupescu; Kirita, Nastase, Tilvan;
Bolohan (35. Semeghin), Pirvu (58. Buia), Stinga, Tames; Mihalcea,
Niculescu (64. Zicu).
Grasshoppers: Huber; Schwegler, Hodel, Smiljanic, Berner;
Spycher, Tararache (79. Gerber), Ippoliti, Nuñez; Petric (65.
Benjamin), Chapuisat (92. Morales).
Bemerkungen: Dinamo ohne Lobont (nicht spielberechtigt);
Grasshoppers ohne Papa Bouba, Baturina (beide gesperrt), Castillo,
Cabanas und Denicolà (alle verletzt). 79. Pfostenschuss Kirita.
Verwarnungen: 51. Nastase (Foul), 57. Huber (Zeitspiel).
(sda)