IOC-Präsident Rogge unterstützt Blatter

Blatter, seit 1999 IOC-Mitglied, war nach der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2018 wegen verbandsinterner Verpflichtungen abgereist. Durch seine Abwesenheit verpasste Blatter am Freitag die Abstimmung über den verfeinerten IOC-Ethik-Code, der den internationalen Fachverbänden vorschreibt, einen eigenen oder zumindest IOC-ähnlichen Ethik-Code zu haben. Eine entsprechende Empfehlung war aus dem olympischen Kongress im Oktober 2009 in Kopenhagen entstanden.

«Die internationalen Verbände sehnten sich nach einer grösseren Harmonisierung des Ethik-Codes. Das hat mit der FIFA nichts zu tun», betonte der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach. Nach den Bestechungsvorwürfen gegen zahlreiche Mitglieder der FIFA-Exekutive hatte Blatter angekündigt, die eigene Ethik-Kommission stärken zu wollen. Konkrete Vorschläge hat der 75-jährige Schweizer bisher noch nicht vorgelegt. Nahezu die Hälfte seiner Topfunktionäre steht unter Korruptionsverdacht. Der suspendierte FIFA-Vizepräsident Jack Warner trat zurück, Blatters Gegenkandidat Mohamed bin Hamamm steht vor dem Ausschluss.

«Gute Chance für Blatter»

Weitere Fälle werden derzeit von Ex-FBI-Chef Louis Freeh untersucht. «Wenn ich als Präsident des olympischen Sommersportverbände die Möglichkeit habe, einem Verband zu helfen, werde ich das gerne tun», sagte der Schweizer Denis Oswald, Mitglied der IOC-Exekutive, «ich bin überzeugt, dass Blatter bereit ist, etwas zu ändern. So etwas möchte er nicht ein zweites Mal erleben.» Auch der Kanadier Richard Pound, nach dem IOC-Bestechungsskandal 1999 sogar Vorsitzender der damals einberufenen ad-Hoc-Kommission zur Aufklärung der Affäre, würde Blatter helfen: «Er weiss, wie er mit mir in Kontakt treten kann. Die FIFA muss die Situation lösen, das ist klar, und Blatter hat jetzt eine gute Chance. Nach seiner Wiederwahl hat er genügend Zeit.»

Rogge wollte weder als Besserwisser auftreten, noch mit dem Finger auf die FIFA deuten. Die eigene, dunkle Vergangenheit verlange Bescheidenheit, betonte der Belgier. Dafür lederte die US-Amerikanerin Anita de Frantz los und kritisierte die FIFA in der Session dafür, noch immer keine Frau in ihrer Exekutive zu haben. «Jetzt wäre die Gelegenheit günstig», meinte die 58-Jährige, seit 1986 im IOC. Auch diesen Punkt wollte Blatter angehen. «Ich glaube es erst, wenn ich es sehe», zweifelte de Frantz.

(bg/Si)