Die entscheidende Szene im Letzigrund hatte sich in der 48. Minute ereignet. Reto Ziegler brachte einen Freistoss in den Strafraum, die Zürcher konnten den Ball nicht aus der Gefahrenzone befördern, Vero Salatic leistete an der Grenze zur Irregularität erfolgreich Störarbeit gegen Philippe Koch und der ungenügend gedeckte Moussa Konaté traf aus der Drehung zum goldenen und verdienten 1:0.

Der über weite Strecken harmlose FCZ versuchte in der Folge vergeblich, die Verlängerung zu erzwingen. Die beste Möglichkeit auf den Ausgleich vergab Asmir Kajevic. Der Montenegriner schoss in der 70. Minute freistehend Goalie Andris Vanins an. Es bleibt dabei: Der "Stadtclub" wartet in diesem Jahr in einem Ernstkampf nach regulärer Spielzeit immer noch auf sein erstes Tor - welch trister Leistungsausweis! Und nach dem Cup-Out wird der FCZ wohl auch in der Meisterschaft seine Ziele verpassen. Die an zweiter Stelle liegenden Young Boys sind bereits zehn Punkte entfernt. Der Druck auf den zuletzt in die Kritik geratenen Trainer Urs Meier wächst. Die "Südkurve" stimmte gestern Abend nach dem Schlusspfiff ein gellendes Pfeifkonzert an. Der Wirbel im FCZ-Umfeld ist seit der Degradierung von Goalie und Integrationsfigur David da Costa sehr gross.

Constantins Glücksgriff

Doch was ist dieser Konaté für ein Glücksgriff für den FC Sion! Präsident Christian Constantin hatte den damals 21-jährigen Stürmer im vergangenen August - kurz vor Ablauf der Transfer-Frist - mit einem Vertrag bis 2017 verpflichtet, nachdem der Afrikaner erste Erfahrungen im europäischen Fussball bei Maccabi Tel Aviv (Isr), beim FC Krasnodar (Russ) und auf Leihbasis bei Genoa in der Serie A gesammelt hatte. An den Olympischen Spielen in London hatte er mit fünf Toren auf sich aufmerksam gemacht.

Auf Klub-Ebene kann er sich aber erst bei Sion so richtig als Goalgetter in Szene setzen. In der Meisterschaft steht er für die Walliser nach 18 Partien bei 11 Toren. So gelang ihm auch der schnellste Treffer der Super-League-Geschichte. Seine Torjäger-Qualitäten hat er inzwischen auch in der A-Nationalmannschaft unter Beweis gestellt. Sein in Kung-Fu-Manier erzielter Treffer gegen Ghana wurde sogar zum "Youtube"-Renner. Constantin holte ihn zur Belohnung mit dem Privat-Jet ins Wallis zurück. Der Präsident weiss, wie viel Wert Konaté gegenwärtig hat. "CC" rechnet damit, dass er sein Sturm-Juwel in Bälde für eine Ablösesumme von mehr als zehn Millionen Franken verkaufen könnte. Davor aber noch könnte Konaté dem FC Sion im 13. Cupfinal den 13. Titel bescheren.

Konaté liess sich gegen den FCZ auch nicht von seiner schwachen Vorstellung am vergangenen Freitag gegen GC negativ beeinflussen. Beim 0:5-Debakel hatte auch er einen schwarzen Tag eingezogen - notabene an seinem 22. Geburtstag. Insider mutmassten, dass er den um seine Person entstandenen Medienrummel schlecht verdaut hatte. Gestern nun aber war er wieder der Alte. Dass er sich gegen Ende der Partie noch unbeliebt machte mit Schauspieleinlagen, um Zeit zu schinden, dürfte ihm in der Stunde des Triumphs egal gewesen sein.

Lange Zeit war es ein Spiel gewesen ohne zwingende Torchancen. In den ersten 45 Minuten konnte sich kaum einmal ein Akteur in eine gute Abschluss-Position bringen und einen gefährlichen Schuss abgeben. In der ersten Halbzeit war Konaté einem Treffer am nächsten gestanden. Er zwang nach einer halben Stunde den erneut tadellosen Yanick Brecher zu einer Fussabwehr. In vielen Szenen fehlte es für einen entscheidenden Durchbruch in der Offensive am Tempo. Bitter war für den FCZ, dass er sich nach dem Seitenwechsel nicht markant steigern konnte.

FC Zürich - Sion 0:1 (0:0)
6883 Zuschauer. - SR Studer. - Tor: 48. Konaté (Salatic) 0:1.

FC Zürich: Brecher; Nef, Kecojevic, Djimsiti; Philippe Koch (77. Rodriguez), Schneuwly, Cédric Brunner (85. Kleiber), Kajevic; Chiumiento; Etoundi, Gavranovic (70. Chermiti).

Sion: Vanins; Zverotic, Lacroix, Ndoye, Ziegler; Kouassi, Salatic; Follonier (82. Rüfli), Edimilson (75. Herea), Carlitos; Konaté (93. Assifuah).

Bemerkungen: FC Zürich ohne Chikhaoui (gesperrt), Alesevic, Buff, Raphael Koch, Kukeli, Rikan, Schönbächler, Yapi (alle verletzt) und Da Costa (nicht im Aufgebot). Sion ohne Christofi, Pa Modou, Vanczak und Vidosic (alle verletzt). - Verwarnungen: 39. Edimilson. 59. Cédric Brunner. 73. Philippe Koch. 83. Rodriguez (alle Foul). 89. Rüfli (Unsportlichkeit).

 

(fest/Si)