Kuhn-Abschied mit erstem EM-Sieg dekorieren

publiziert: Samstag, 14. Jun 2008 / 00:00 Uhr / aktualisiert: Freitag, 19. Aug 2011 / 16:17 Uhr

Das dritte und letzte EM-Spiel der Schweizer Nationalmannschaft gegen Portugal soll am Sonntagabend in Basel doch noch ein Erfolgserlebnis einbringen. Gegen den bereits qualifizierten Viertelfinalisten wird der erste EM-Sieg anvisiert.

Kommt Pascal Zuberbühler nochmal abschliessend zum Einsatz?
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Der Abschied von Köbi Kuhn als erfolgreichstem Schweizer Nationalcoach aller Zeiten und von der Nationalmannschaft aus dem Turnier im eigenen Land war eigentlich für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen. Die bitteren Niederlagen gegen Tschechien (0:1) und die Türkei (1:2) haben jedoch das Drehbuch neu geschrieben. Nun soll das letzte Spiel gegen Portugal die Schweizer Fans über die grosse Enttäuschung hinwegtrösten. «Gegen den möglichen späteren Titelgewinner zu punkten, wäre ein kleiner Trost», brachte es Ricardo Cabanas in Feusisberg auf den Punkt.

Abschiedsgeschenk für Kuhn

Die Schweizer Spieler wollen mit einem Erfolgserlebnis von der europäischen Bühne abtreten und ihren Coach in dessem 73. Länderspiel einen würdigen Abschied bereiten. Cabanas: «Wir sind es Köbi und unserem fantastischen Publikum schuldig, nochmals eine starke Leistung abzuliefern und alles zu geben.»

Noch immer lässt der erste Schweizer Sieg an einer EM-Endrunde auf sich warten. 1996 in England und 2004 in Portugal setzte es jeweils zwei Niederlagen und ein Unentschieden ab. Die beiden Niederlagen hat Kuhns Equipe diesmal bereits eingezogen, mit einem Vollerfolg über die Portugiesen würde sie wenigstens als erfolgreichste Schweizer EM-Mannschaft in die Geschichtsbücher eingehen. Diesem Unterfangen entgegenkommen könnte die Tatsache, dass sich der letzte EM-Finalteilnehmer bereits für die K.o.-Runde qualifiziert hat und auch schon als Gruppensieger feststeht.

Portugal mit B-Team

Portugal-Trainer Luiz Felipe Scolari wird gegen die Schweiz Kräfte schonen und eventuell einzelne Spieler auch vor einer Sperre im Viertelfinal bewahren wollen. Auch die Verletzungsgefahr könnte eine Rolle spielen, obwohl es in diesem Kehrausspiel für beide Teams um nichts mehr geht. Doch die Aussicht, gegen eine B-Auswahl spielen zu können, lässt Kuhns Aussistenztrainer Michel Pont nicht euphorisch werden: «Das darf für uns keine Rolle spielen. Auch die Ersatzspieler in Portugals EM-Kader bewegen sich auf hohem Niveau. Wir müssen uns nur auf unser Spiel konzentrieren. Es gilt, mental nochmals bereit zu sein und vor allem die herausgearbeiteten Torchancen zu nutzen. Fehler in der Abwehr müssen auf ein absolutes Minimum reduziert werden.»

Positive Bilanz

Die Schweizer Bilanz gegen den letzten Finalteilnehmer präsentiert sich erstaunlicherweise positiv: Aus 19 Begegnungen resultierten 8 Siege, 5 Unentschieden und 6 Niederlagen. Auch die Heimbilanz ist erfreulich: Von zehn Partien haben die Schweizer deren fünf gewonnen und nur zwei verloren. Der letzte Vollerfolg liegt jedoch über 26 Jahre zurück (2:1 in Lugano). Und in Ernstkämpfen gab es bisher erst einen Schweizer Sieg zu feiern: Am 15. April 1969 in der erfolglosen Ausscheidung für die WM-Endrunde 1970 in Mexiko.

Kein Jekami

Wie gewohnt, wollte sich Coach Kuhn im Vorfeld seines Abschiedsspieles nicht zu möglichen Änderungen im Team äussern. «Es wird sicherlich keine Jekami-Formation auf dem Platz stehen. Die Mannschaft ist es dem Publikum schuldig, sich mit einer tadellosen Leistung zu verabschieden», sagte Kuhn, der einzig den Heilungsverlauf von Eren Derdiyoks Knöchelverletzung und Marco Strellers Leistenproblemen als Möglichkeit für mögliche Änderungen in Betracht zog. Gemäss Teamarzt Rudolf Roder sei jedoch ein Einsatz von Derdiyok möglich, während Streller nicht spielen könne.

Es ist demnach davon auszugehen, dass Kuhn mit der gleichen Startformation wie gegen die Türkei beginnen wird. Falls nicht, ist am ehesten eine Schonung von Tranquillo Barnetta denkbar, der nach seiner Knöchelverletzung nicht wieder zur Bestform auflaufen konnte. Für ihn müsste Johan Vonlanthen eine Bewährungschance von Beginn weg erhalten. Für die anderen, bisher nur kurz oder überhaupt nicht eingesetzten Spieler wird sich wohl nur in der Schlussphase eine Chance ergeben, zu weiteren oder ersten EM-Minuten zu gelangen.

Abschiedsspiel von Zuberbühler?

Erhält zumindest Ersatzgoalie Pascal Zuberbühler (37), der nach der EM zurücktritt, von Kuhn ein Abschiedsgeschenk in Form eines letzten Einsatzes? Auch diese Ehrung des 50-fachen Internationalen, der an der WM 2006 mit vier Shut-outs und einem abgewehrten Penalty gegen die Ukraine brilliert hatte, erscheint aufgrund der obigen Äusserungen Kuhns unwahrscheinlich. Ein ähnlicher Abschied war vor vier Jahren bereits Stéphane Chapuisat im letzten EM-Spiel gegen Frankreich verwehrt geblieben.

Zuberbühler selber würde ein solches Abschiedsgeschenk selbstredend gerne akzeptieren: «Es wäre sehr schön, wenn ich nochmals spielen könnte. Aber das entscheidet nur der Trainer. Er weiss, wie ich mich hier verhalten und wie verbissen ich auf dieses Turnier hingearbeitet habe. Ich wechselte letztes Jahr nicht ohne Grund von West Bromwich Albion in die Schweizer Challenge League. Ich wollte unbedingt an die EM. Das weiss der Coach und er wird sich bestimmt seine Überlegungen machen.»

(René Baumann, Feusisberg/sda)

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