Nach dem 2:2 im Hinspiel in Manchester genügt den Deutschen ein
tiefes Unentschieden zur Finalteilnahme am 15. Mai in Glasgow. ManU
dagegen muss gewinnen oder bei einem Remis mindestens drei Tore
erzielen, um zum zweiten Mal nach 1999 das Endspiel der Champions
League zu erreichen.
Mit eineinhalb Beinen bereits im Final in zwei Wochen in
Schottland steht Real Madrid nach dem 2:0-Auswärtssieg in
Barcelona. Die Königlichen dürften am Mittwoch keine Probleme
haben, im eigenen Stadion gegen den Erzrivalen ihre dritte
Finalteilnahme nach 1998 und 2000 sicherzustellen.
Nur drei Tage nach dem bitteren 0:1 in Nürnberg und dem Verlust
der Tabellenführung in der Bundesliga kann Leverkusen dem grössten
Triumph in der Vereinsgeschichte einen grossen Schritt näher
kommen. Nach dem 2:2 im Old Trafford vor Wochenfrist ruhen die
besseren Karten in Händen der Deutschen, die in der Champions
League in dieser Saison erst ein Heimspiel gegen Lyon (2:4)
verloren haben. Umso mehr, als Manchester United auf deutschem
Terrain seit 37 Jahren kein Spiel mehr gewonnen hat.
Hoffnungen ruhen auf Roy Keane
Die Engländer aber haben eine Parallele zur heutigen Situation
gefunden und hängen daran ihre Hoffnungen auf, zum zweiten Mal den
Final der Königsklasse zu erreichen. Vor drei Jahren reiste ManU
nach einem 1:1 im Halbfinal-Hinspiel ohne grosse Hoffnungen zur
Juventus nach Turin und schaffte einen überraschenden 3:2-
Auswärtserfolg. Grosser Star der damaligen Aufholjagd vom 0:2 nach
elf Minuten bis zum 3:2 war Roy Keane, der den ersten Treffer der
Engländer selber erzielte.
«Wir können es auch diesmal wieder schaffen, obwohl wir nach dem
2:2 noch stärker unter Druck stehen als damals in Italien», sagt
Keane, der nach einer Sehnenverletzung im Knie rechtzeitig für die
heutige Partie wieder fit wurde und am Sonntag beim knappen Sieg
über Ipswich Town (1:0) der überragende Spieler war.
Übermotivation wäre jedoch ein schlechter Ratgeber für Keane,
denn bei einer weiteren Verwarnung im heutigen Spiel wäre er für
den Final in Glasgow gesperrt. Dieses Schicksal wiederfuhr dem Iren
bereits vor drei Jahren, als er den dramatischen Final in Barcelona
gegen Bayern München (2:1) wegen einer Sperre verpasste. «Wir
dürfen keine Rücksicht auf diese Situation nehmen», sagt ManU-Coach
Alex Ferguson, der nur ein Ziel kennt. Beim Endspiel in seiner
Heimatstadt Glasgow auf der Trainerbank und nicht auf der Tribüne
zu sitzen.
Insgesamt 13 Spielern droht Sperre
Neben Keane droht heute auch Laurent Blanc, Nicky Butt und Ruud
van Nistelrooy nach der dritten Verwarnung eine Spielsperre. Noch
ungemütlicher ist die Situation jedoch für Leverkusen, das gleich
neun Spieler (Lucio, Nowotny, Placente, Zivkovic, Ballack, Brdaric,
Neuville, Zé Roberto und Sebescen) von einer Sperre bedroht sieht.
Ferguson: «Ich kann darauf keine Rücksicht nehmen, hoffe aber auf
einen Schiedsrichter, der versteht, was es bedeutet, einen Final zu
verpassen.»
Ballack fraglich
Während Ferguson in der BayArena auf die verletzten David
Beckham und Gary Neville verzichten muss, bangt Klaus Toppmöller um
seinen Spielmacher und Topskorer Michael Ballack. Der 25-Jährige
zog sich gegen Nürnberg eine schwere Prellung am rechten Fuss mit
einem schmerzhaften Bluterguss zu. Die Zeit bis zum Spiel ist
derart knapp, dass erst ein letzter Test unmittelbar vor der Partie
über einen Einsatz des künftigen Bayern-Spielers entscheiden wird.
(sk/sda)