Magnin: «Es gibt keine internen Probleme»

publiziert: Donnerstag, 31. Mai 2007 / 00:01 Uhr / aktualisiert: Donnerstag, 31. Mai 2007 / 02:27 Uhr

In der «Nacht des Schweizer Fussballs» musste Ludovic Magnin am Dienstag dem Dortmunder Topskorer Alex Frei den Vortritt lassen. Am Samstag im EM-Test gegen Argentinien wird er den «Fussballer des Jahres» als Captain vertreten und will nicht nur die Platzwahl gewinnen.

Ludovic Magnin: «Wir müssen wieder zur Bescheidenheit zurückfinden, die uns auszeichnete.»
Ludovic Magnin: «Wir müssen wieder zur Bescheidenheit zurückfinden, die uns auszeichnete.»
1 Meldung im Zusammenhang
Köbi Kuhn hat das Nationalteam am Jura-Südfuss einquartiert, nicht am «End der Welt», wie der Name der wunderbaren Bundessportanlage in Magglingen suggeriert.

Die Schweizer nahmen es am Tag nach der noblen Fussball-Gala im Berner Kursaal mit dem Zeitplan nicht so genau. Mehr als eine Stunde später als angekündigt fuhr der Bus mit dem Team vor. In Eile geriet deswegen niemand.

«Los gehts, Männer.» Das Zeichen zum «Platzsturm» gab nicht Köbi Kuhn, sondern Ludovic Magnin. Der Szene am Turnhallenrand ist zumindest ein gewisses Mass an Symbolkraft beizumessen. Magnin interpretierte seine Rolle im Team schon immer offensiv - auf und neben dem Rasen.

Sein Wort hat innerhalb der Equipe nicht nur in der welschen Fraktion Gewicht. Anecken und artikulieren gehören für den Verteidiger nicht nur auf dem Platz zum täglichen Geschäft. Er pflegt in einer sehr direkten Art zu formulieren, was er denkt.

Zu früh alles in Frage gestellt

Zu erzählen hat Magnin seit Wochen überdurchschnittlich viel. In Stuttgart lernte der linke Aussenverteidiger innert sechs Monaten die aufregendsten Facetten des Profi-Fussballs «neu» kennen.

Schäumend vor Wut bewies er seinem Trainer Armin Veh, dass es töricht war, so lange nicht auf ihn zu setzen. Mit seinem angeborenen Speed und ohne Rücksicht auf defensive Verluste stürmte der Schweizer zunächst in die Stammformation und dann ohne Zwischenstopp zum deutschen Meistertitel.

Mit «viel Kraft und Moral» sei er ins Trainingscamp der Nationalmannschaft eingerückt, aber auch im Wissen, dass es «schwierig sein kann, nach einem solchen Saisonabschluss die Konzentration wieder zu finden». Er sprach deshalb vom Glück, dass kein normales Freundschaftsspiel im Programm stehe, sondern der Match gegen ein Weltklasseteam. Und Magnin sinnierte auch: «In einem grossen Moment können wir auch eine grosse Mannschaft schlagen.»

Magnin weiss aus eigener Stuttgarter Erfahrung im Detail, wie man den Ausweg aus einer unübersichtlichen Lage findet. Vergleiche mit seiner Situation im Winter (Ersatzbank) und jener des Nationalteams mag er gleichwohl nicht hören: «Das sind doch zwei verschiedene Welten. Meine Situation war unterirdisch schlecht. In der Schweiz wird nach ein paar Niederlagen in Freundschaftsspielen alles in Frage gestellt. Das ist doch lächerlich.» Zur Relativierung: Vier der letzten fünf Partien hat die Landesauswahl verloren - meistens nach kläglichen Auftritten notabene.

Teamberater-Diskussion überbewertet

Der Vertreter von Captain Frei spricht von einer völlig normalen Entwicklung. Nach sechs mehrheitlich guten Jahren und der WM in Deutschland habe ein Spannungsverlust nichts Aussergewöhnliches zu bedeuten. «Wir werden wohl noch weitere Spiele verlieren. Deswegen mache ich mir überhaupt keine Sorgen.» Der Trainer müsse die Zeit nutzen, um zu testen, das passende System zu entwickeln. «Wann soll Kuhn denn überhaupt testen, wenn nicht jetzt?»

Auch wenn Magnin die Kritik am Team als «teilweise berechtigt» akzeptiert, zweifelt er keine Sekunde am Willen und Stolz der Mannschaft. Von internen Problemen will der 28-Jährige nichts gespürt haben: «Es gibt keine Probleme im Team.» Magnin denkt sogar, die Diskussion um den Teamberater sei masslos überbewertet worden. «Für mich als Spieler ändert sich gar nichts. Manchmal musste ich lachen, als ich die Artikel gelesen habe.» Adrian Knup, der Neue im EM-Bund, werde in erster Linie Kuhn entlasten.

Ein Jahr vor dem EM-Kick-off im eigenen Land ist Magnin spürbar bestrebt, die Atmosphäre zu entkrampfen. Bewusst oder ohne Absicht versucht er, die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit zu schmälern. «Wir sind die Schweiz und müssen wieder zur Bescheidenheit zurückfinden, die uns auszeichnete.» Gegen die klar zu favorisierenden Argentinier wünscht sich der Champion aus Stuttgart vor allem eine einwandfreie Einstellung; er sprach explizit nicht vom Resultat, sondern vom Auftritt.

(von Sven Schoch, Magglingen/Si)

Lesen Sie hier mehr zum Thema
 
Stellenmarkt.ch
Kreditrechner
Wunschkredit in CHF
wetter.ch
Heute Mi Do
Zürich 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Basel 6°C 18°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
St. Gallen 2°C 14°C recht sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Bern 4°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Luzern 4°C 17°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wechselnd bewölkt, Regen
Genf 6°C 17°C freundlichleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig freundlich wolkig, aber kaum Regen
Lugano 7°C 18°C sonnigleicht bewölkt, ueberwiegend sonnig wechselnd bewölkt freundlich
mehr Wetter von über 8 Millionen Orten