Patzt Zürich, kann Basel bereits heute Meister werden

Am vergangenen Sonntag haben sich die Bebbi womöglich den entscheidenden Vorteil erspielt. Das Timing zumindest war perfekt. Derweil der FCB vor eigenem Anhang den FC Thun 5:1 deklassierte, liess sich Zürich im Stadt-Derby demütigen. Voreilige Schlüsse mochte in den Reihen der Sieger keiner ziehen. «Ich habe in dieser verrückten Saison schon zu viel erlebt», erklärte Marco Streller vor ein paar Wochen einmal. Seine Aussage ist nach wie vor gültig.

Und Basel wird wohl kaum den Fehler begehen, die angeschlagenen St. Galler zu unterschätzen. Die Ostschweizer sind an einem guten Tag noch immer in der Lage, einem Favoriten Punkte abzunehmen; der FCZ (2:2) hat diese Erfahrung bereits gemacht. Coach Thorsten Fink hat die entsprechende Warnung innerhalb seiner Equipe platziert. An der taktischen Ausrichtung ändert der Respekt vor dem abstiegsgefährdeten Kontrahenten selbstredend nichts: «Wir spielen überall auf Sieg.»

Das Programm am letzten Spieltag kommt «Rot-Blau» zweifelsfrei zupass. Der FCB empfängt den FC Luzern, der nach einer missratenen Rückrunde und den «Yakin-Tagen» bereits mit der Planung der kommenden Saison beschäftigt ist. Christian Brand, der Interims-Coach der Innerschweizer, rechnet offenbar auch nicht mehr mit einem Umschwung in letzter Sekunde: «Ich denke, der FCB wird Meister. Die werden sich keine Blösse mehr geben.»

«Wollen nicht alles schlechtreden»

Beim FCZ trat ausser Fredy Bickel niemand mehr als Gratulant auf. Der Manager wiederholte in der «Basler Zeitung» seine Einschätzung der Lage: «Der Final ist entschieden.» Er ist offenbar sehr daran interessiert, die Anspannung im Team zu lösen. Der smarte Sportchef will den Brennpunkt verlagern. Er hat auch registriert, dass die Equipe den zu grossen Fokus schlecht verkraftet hat.

Der Trainer kümmert sich ausschliesslich um die Partie in Luzern. «Wir müssen die Reaktion aufs Derby zeigen. Das ist keine Frage, auch wenn gegen GC nicht alles schlecht war», stellt Urs Fischer klar. Ihm hat vor allem nicht gefallen, dass «nach dem 0:2 nichts gekommen ist. Die Mannschaft muss lernen, dass man einen 0:2-Rückstand auch drehen kann.»

Fischer fordert für die restlichen Spiele der Meisterschaft einen «kühleren Kopf». Die drei Platzverweise (Aegerter, Béda und Teixeira) innerhalb von acht Tagen will er zwar nicht überbewerten, aber sie missfielen ihm: «Das war nicht förderlich.» Alles schlecht reden wolle er auf keinen Fall: «Emotionen gehören dazu. Aus Fehlern lernt man hoffentlich.»

Im obersten Teil der Liga sind die Würfel wohl gefallen. Wesentlich brisanter ist die Lage am anderen Ende der Axpo-Super-League-Tabelle. Cupfinalist Xamax (31 Punkte), St. Gallen (30) und Bellinzona (29) sind innerhalb von zwei Zählern klassiert. Jeder Pfiff, jede falsche Bewegung im Strafraum, jeder Fehlschuss, jedes Tor könnte entscheidend sein. Während die St. Galler zu Hause auf Basel treffen und die Neuenburger YB empfangen, muss Bellinzona nach Thun.

(asu/Si)