In der 96. Minute zahlte sich der immense Aufwand des FCZ reichlich spät aus. Franck Etoundi schüttelte seinen überforderten Gegenspieler Levent Gülen abermals ab, Joker Francisco Rodriguez, mit 19 der Unerfahrenste der Schwamendinger Fussball-Familie um den Wolfsburg-Star Ricardo, vollendete die Vorarbeit mühelos mit dem 1:0.
Ausgerechnet der jüngste Akteur auf dem Platz setzte der 46-jährigen FCZ-Cup-Flaute gegen GC ein Ende. Seit dem letzten Erfolg im Oktober 1969 hatte der FC Zürich im Knock-Out-Wettbewerb gegen die Hoppers sechs teils epochale Niederlagen - u.a. ein 5:6 nach verspielter 5:2-Führung im Halbfinal vor elf Jahren - zu verkraften.
Zürich steht dichter als auch schon vor dem möglichen Gewinn einer nächsten Trophäe, GC hingegen hat eine weitere Chance verspielt, das neben dem Feld arg ramponierte Image aufzubessern. Die vierte Derbyniederlage in dieser Saison dürfte dem schlingernden Verein wehtun. Und Aussicht auf Besserung besteht nicht. Im Gegenteil: Am Samstag droht im tristen Alltag mit einem weiteren negativen Ergebnis gegen Luzern gar der Fall ans Ende der Super-League-Tabelle.
Der Minimalismus von GC
Das Bemühen, die nur 11'494 Zuschauer nach zuletzt fünf sieglosen Heimspielen im Championat für ihre Leidensfähigkeit zu entschädigen, war dem FCZ nicht abzusprechen. Er investierte an einem eiskalten Abend lange deutlich mehr, ausser einer Flut von Eckbällen resultierte allerdings nichts.
Und GC begnügte sich bis zum 0:1 damit, keine Angriffsfläche zu bieten. Der schleichende oder je nach Optik geräuschvolle Niedergang in der Liga hat tiefe Furchen hinterlassen. Der Rekordmeister traute sich praktisch nichts zu und überliess die Gestaltung des Viertelfinal-Drehbuchs nahezu vollumfänglich dem Stadtrivalen.
Weil aber eben auch Urs Meiers Equipe nach einem teilweise berauschenden Herbst mittlerweile in eine Sinnkrise abgedriftet ist, beanspruchte sie selbst gegen einen derzeit schmalbrüstigen Herausforderer ohne jegliches Selbstvertrauen die Verlängerung.
Das Comeback von Gavranovic
Weit vor dem Beginn der Zusatzschicht hatte Schönbächler für eine der wenigen guten Szenen gesorgt - sein Volleyschuss touchierte den Pfosten. Mehr an Spektakel hatte Zürich in der regulären Spielzeit einer gemessen an der Brisanz der Partie erstaunlich emotionslosen Angelegenheit nicht zu bieten.
Angesichts des lange tiefen Unterhaltungswerts war allein schon die Einwechslung von Mario Gavranovic ein Ereignis. Acht Monate nach seinem Kreuzbandriss am Ende der WM-Vorrunde gewährte ihm Urs Meier in einem wichtigen Moment die Rückkehr auf die grosse nationale Bühne.
Tamis wertlose Signale
Zumindest mit einer personellen Rochade war seitens der Hoppers nicht zu rechnen gewesen: Daniel Davari, seit dem 1:3 im vorletzten Derby im vergangenen Oktober nur noch zweite Wahl, erhielt von Pierluigi Tami überraschend eine Chance. Für den iranischen WM-Teilnehmer war das unverhoffte Comeback zunächst vor allem eine Belastung.
In der Startphase wirkte Davari in mehreren Szenen unsicher und übertrug seine Nervosität auf die ebenfalls umgestellte Defensive der Hoppers. Tami verzichtete auf Stéphane Grichting, der seit seinem Wechsel von Auxerre zu GC nahezu ununterbrochen zum Stamm des Rekordmeisters gehörte. Der Tessiner schenkte im Zentrum dem Nachwuchs-Duo Wüthrich (20) und Gülen (21) das Vertrauen. Primär Gülen rechtfertigte den Vorzug gegenüber der von Tami nicht berücksichtigten Routiniers Grichting und Dingsdag indes in kaum einer Situation.
Kurzum: Tamis Massnahmen lohnten sich nicht. Derweil die Hoppers sich vorwiegend und vergeblich mit ihrer Suche nach Stabilität zu befassen hatten und in der Offensive kaum zum Zug kamen, verschaffte sich der FCZ früh ein Übergewicht. Yassine Chikhaoui und der zentral operierende Oliver Buff beschleunigten das Spiel. Nach 27 weitgehend einseitigen Minuten hatte sich der angriffigere Gastgeber ein imposantes Cornerverhältnis von 8:1 erarbeitet.
Und doch: Die beste Chance, einen anderen Verlauf zu erzwingen, vergab in der ersten Hälfte Munas Dabbur. Nach einem 50-m-Sprint scheiterte er mit einem unplatzierten Schuss an Da Costa.
Nebel im März
Nach einer torlosen Hälfte sah sich die Pyro-Fraktion der Kurve der FCZ-Anhänger veranlasst, das Feld einzunebeln. Minutenlang inszenierten sich ein paar Feuerwerker selber - zu Lasten der Spieler und der übrigen Matchbesucher. Erst als der Speaker mit einem möglichen Abbruch drohte, hielten sich die «Brandstifter» zurück.
Zürich - Grasshoppers 1:0 (0:0) n.V.
11'494 Zuschauer. - SR Klossner. - Tor: 96. Rodriguez (Etoundi) 1:0.
Zürich: Da Costa; Nef, Kecojevic, Djimsiti; Schneuwly, Kajevic; Rikan (72. Rodriguez), Buff (92. Gavranovic), Schönbächler; Etoundi (106. Philippe Koch), Chikhaoui.
Grasshoppers: Davari; Bauer, Wüthrich, Gülen, Pavlovic; Lang, Vadocz (99. Ravet); Ben Khalifa (46. Brown), Abrashi, Caio (85. Ngamukol); Dabbur.
Bemerkungen: FCZ ohne Cédric Brunner (gesperrt), Chiumiento, Kukeli, Yapi, Raphael Koch, Oberlin (alle verletzt), Elvedi (krank), GC ohne Fedele, Merkel, Tarashaj (alle nicht im Aufgebot). 56. Schuss von Schönbächler touchiert den Pfosten. Verwarnungen: 38. Schneuwly, 62. Wüthrich, 101. Abrashi, 108. Lang (alle Foul).
(bert/Si)