Offiziell beginnt das letzte SFV-Camp vor der Sommerpause in Thun/Spiez erst Anfang nächster Woche. Das Gros der Nationalmannschaft hält sich aber bereits in der temporären Basis mit Sicht auf den Thunersee auf. Geplant sind während der ersten Tranche bis Donnerstag fünf Einheiten auf dem Kunstrasen in der Thuner Stockhorn-Arena.
Stephan Lichtsteiner, der am kommenden Samstag mit Juventus Turin im Champions-League-Final den FC Barcelona herausfordert, wird aus höchst erfreulichem Anlass später zum Team stossen - wie übrigens auch die FCB-Cupfinalisten Fabian Frei, Fabian Schär und Breel Embolo sowie Galatasaray-Professional Blerim Dzemaili und der Hamburger Vize-Captain Johan Djourou.
In der Lobby des legendären Hotels Belvédère - vor ihrem WM-Coup 1954 beschwor die DFB-Auswahl den Geist von Spiez - tauschten die Nationalspieler ihre Eindrücke der turbulenten letzten Tage aus. Der Bundesliga-Absteiger Roman Bürki herzte die Wolfsburger Cupsieger-Fraktion. Gökhan Inler parlierte ein paar Takte mit dem Nationalcoach über die jüngste Entwicklung in Neapel, Pajtim Kasami nahm Glückwünsche entgegen - einerseits für das Double mit Olympiakos Piräus, primär aber zum 23. Geburtstag.
Klose mit dem Euphorieschub
Beste Laune verbreiteten selbstredend Timm Klose und Ricardo Rodriguez. Das Wolfsburger Duo zelebrierte am letzten Samstag im Cup-Endspiel gegen Borussia Dortmund einen bemerkenswerten 3:1-Erfolg. Bei Klose hallte der Triumph speziell nach. Eineinhalb Jahre lange stand er beim VfL bestenfalls in der zweiten Reihe, entsprechend genoss der 27-Jährige das grandiose Comeback: "Ich hatte eine schwierige Zeit und musste lange auf diesen Moment warten. Manchmal sind schon auch Zweifel aufgekommen. Als ich den Pokal in der Hand hielt, war ich enorm glücklich."
Klose sprach von der grossen Genugtuung, für seine Geduld belohnt worden zu sein. Zweimal sei er kurz vor einem Wechsel gestanden. Klose blieb und kam mit einem Euphorieschub zurück. Auch im Nationalteam zeichnet sich nun eine Rückkehr ab. Im September 2013 stand er beim 4:4 gegen Island letztmals als Joker ein paar Sekunden im SFV-Dress auf dem Platz.
Auf kecke Sprüche verzichtet Klose bewusst, er sei nicht mehr "grün hinter den Ohren", und habe die unberechenbare Seite des Fussballs zur Genüge kennen gelernt. Er habe sich zwar in den Fokus spielen können, aber ihm sei klar, "dass ich auch hier wieder auf meine Chance warten muss". Er stehe bestimmt nicht hin und verkünde, Schär oder Djourou oder sonst jemand anzugreifen. "Sie spielten in den letzten Jahren und ich nicht - das ist der Unterschied."
Bürki bereits wieder abgereist
Nicht alle der Camp-Teilnehmer dürften im Test gegen Liechtenstein am kommenden Mittwoch in Thun und am Sonntag darauf in Litauen zur Verfügung stehen. Valon Behrami reiste mit Kniebeschwerden an. Und der Freiburger Keeper Roman Bürki leidet noch immer an einer Knochenhaut-Entzündung im linken Ellbogen. Bürki verliess das Trainingslager nach einem klärenden Gespräch mit Nationalcoach Vladimir Petkovic und Teamarzt Hans-Ulrich Backes bereits wieder. Der Torhüter sprach von einer Vorsichtsmassnahme. "Wenn ich jetzt zehn Tage auf Kunstrasen arbeite, besteht die Gefahr, dass die Entzündung nicht abklingt und ich die Verletzung in die neue Saison mitnehme." Neben Yann Sommer verbleiben Marwin Hitz und Yvon Mvogo im Trainingscamp.
(fest/Si)