62 Minuten lang hatten die Schweizer dem meistgenannten Titel-
Favoriten nur ein Minimum an Chancen zugestehen müssen, hielten das
viel gepriesene Lyon-Sturmduo Govou/Luyindula in Schach. Mehr als
eine Stunde lang bekundete das allseits hochgelobte Ensemble von
Trainer Raymond Domenech grosse Mühe, das Schweizer Defensivkonzept
zu überwinden.
Eine einzige Nachlässigkeit genügte dem Nachwuchs aus dem Land
des Welt- und Europameisters allerdings, das bis dato zumindest
resultatmässige Geschehen in gewinnbringende Bahnen zu lenken:
Steed Malbranque kontrollierte ein Zuspiel technisch brillant,
drehte sich um die eigene Achse und düpierte dabei sowohl Remo
Meyer als auch Luca Denicolà, ehe der Regisseur Fulhams den Ball am
machtlosen Schweizer Hüter Beney vorbei zum wegweisenden 0:1 ins
Tor schlenzte.
Die Chance, den Rückstand zu korrigieren, bot sich den
Schweizern zwar postwendend -- Ricardo Cabanas und Johan Berisha,
er mit einem spektakulären Fallrückzieher, verpassten die wohl
einzigen Möglichkeiten indes. Und als der aufgerückte Aufbauer
Olivier Sorlin mit einem kaum zu haltenden Aufsetzer in der 70.
Minute das 2:0 schoss, war die nicht hochklassige Partie
entschieden.
Am Ende glichen sich die Bilder. Am Freitag vor einer Woche
hatten sich die Spieler von Bernard Challandes nach der
unverdienten 1:2-Niederlage gegen England im Zürcher Hardturm
feiern lassen, nun honorierte auch das Basler Publikum die
Leidenschaft der Schweizer und verabschiedete sie mit stehenden
Ovationen.
Mit ihren grandiosen Vorstellungen gegen Portugal und Italien
haben sich die Junioren innerhalb einer Woche in die Herzen der
Fans gespielt, erzeugten landesweit eine nicht für möglich
gehaltene Euphorie. Besser hätten sich die Mitglieder dieser
wunderbaren Mannschaft im europäischen Schaufenster den Klubs
benachbarter Ligen nicht präsentieren können.
Umstrittener Entscheid
Ein höchst umstrittener Pfiff des bemühend oft zur Theatralik
neigenden Schiedsrichter Eduardo Iturralde Gonzalez stand in der
41. Minute am Anfang des Schweizer Ausscheidens: Stephan Keller,
Sekunden zuvor schon verwarnt, schubste den Franzosen leicht und
sah für dieses Dutzendfoul Gelb-Rot. Ohne ihren umsichtigen Patron,
das war abzusehen, schwand die Schweizer Aussicht auf ein positives
Ergebnis auf ein Minimum.
Dass der Spanier dann den wenig später gegen Meyer rabiat
einsteigenden Pedretti nicht vom Platz wies, trieb den Schweizer
Coach Bernard Challandes (zu Recht) zur Weissglut und passte zum
Bild seiner kleinlichen Art. Zwei, drei Aktionen und seltsame
Entscheidungen des selbstherrlichen Referees sorgten beim Grossteil
der über 26'000 Zuschauer für Ärger und auf dem Feld für
(Schweizer) Konfusion.
Schweiz - Frankreich 0:2 (0:0)
St-Jakob-Park, Basel. -- 26 300 Zuschauer. -- SR Iturralde
Gonzalez (Sp).
Tore: 62. Malbranque 0:1. 70. Sorlin 0:2.
Schweiz: Beney; Meyer, Keller, Grichting, Magnin; Zanni (80.
Muff), Cabanas, Friedli, Melunovic (60. Berisha); Frei, Gygax (46.
Denicolà).
Frankreich:Landreau; Révéillère, Boumsong, Brechet, Escudé;
Malbranque (89. Chapuis), Pedretti (73. Meriem), Berson, Sorlin;
Luyindula, Govou (80. Frau).
Bemerkungen: Schweiz ohne Previtali (verletzt), Frankreich u.a.
ohne Cissé (im WM-Kader). 50. und 92. Beney lenkt Schüsse von
Luyindula an den Pfosten. 41. Gelb-Rote Karte Keller (2. Foul).
Verwarnungen: 14. Gygax (Foul), 40. Keller (Foul), 42. Cabanas
(Reklamieren), 45. Pedretti (Foul), 62. Grichting (Foul), 68.
Révéillère, 85. Berson (Foul).
(Sven Schoch, Basel /sda)