Schweizer Spektakel in der Kälte

Was denkbar schlecht und mit einem schweren Abspielfehler des erstmals eingesetzten FCZ-Keepers Johnny Leoni begann, endete nach zahlreichen spektakulären Höhepunkten zur vollen Zufriedenheit der gut 1500 Zuschauer.

Sie verabschiedeten die ältesten SFV-Junioren mit gutem Grund stehend und mit Ovationen in die Garderoben. Die Schweizer hatten dem Publikum trotz eisiger Kälte eine im Wortsinn herzerwärmende Vorstellung geboten.

Beeindruckende Reaktion

Vom ersten Gegentreffer liessen sich die Schweizer nicht einmal ansatzweise beunruhigen. Stattdessen reagierten sie mit einer verblüffenden Stilsicherheit auf den Fehler Leonis in der 6. Minute, der Michail Afansjeu die Führung ermöglichte. 18 weitere Minuten genügten den Gastgebern, die Schieflage nachhaltig zu korrigeren.

Zunächst fälschte ein Weissrusse einen Schuss des aufgerückten Arsenal-Verteidigers Philipp Senderos ins eigene Tor ab, ehe Baykal einen wegen Handsspiels (zu Recht) gepfiffenen Penalty souverän zum 2:1 verwertete.

Spätestens nach dem dritten Tor der Schweizer unmittelbar vor der Pause schwand die Aussicht der Osteuropäer auf ein ähnlich positives Resultat wie im vergangenen April (4:1 in Minsk) vollends.

Grosser Willen

Wie sich der Xamaxien Xavier Margairaz trotz intensiver "Bearbeitung" seines Gegenspielers entledigte und die energische Vorarbeit seiner Kollegen perfekt abschloss, stand für die Hartnäckigkeit, für den immensen Willen und die Klasse der Schweizer gleichermassen.

Mit ihren präzisen Passfolgen und dank ihrer selbst für gehobene europäische (Nachwuchs-)Verhältnisse überdurchschnittlichenen Ballsicherheit trieb die Auswahl von Bernard Challandes die keineswegs schwachen Widersacher an den Rand zur Überforderung.

Viele Fouls

Beleg dafür waren die vielen Frustfouls der Weissrussen, die in einer regelrechten Schlägerei und einer roten Karte gegen Pawel Plaskonny ausuferten. In jener Phase drohte dem ansonsten sicheren Schiedsrichter die Kontrolle völlig zu entgleiten.

Gefreut haben wird sich Challandes inbesondere über die Tatsache, dass ihm trotz der Beförderung von Johan Vonlanthen sowie Tranquillo Barnetta und der Unpässlichkeit Davide Chiumientos unerwartet viel Personal mit respektablem Potenzial zur Verfügung.

Niveau beibehalten

"Früher hat man sich in der Schweiz immer beklagt, dass bei einer Auswechslung das Niveau sinkt, jetzt sind wir glücklicherweise in einer anderen Situation. Wir haben zur Zeit 14 bis 15 gleichwertige Spieler", brachte es der Schweizer Selektionär exakt auf den Punkt.

Für die qualitativ hochstehende Breite stand im Stade de Copet auch einer wie Manuel Bühler. Der 21-jährige Debütant aus Sion, dem seit Jahren die Möglichkeiten zu einer grossen Karriere nachgesagt werden, schoss mit einem wunderbaren Weitschuss das 4:1 und bestach nach seiner Einwechslung nach der Pause mit gefühlvollen Aktionen.

So spielte es praktisch keine Rolle, dass ausgerechnet die ansonsten starken Couloir-Spieler Ziegler (Tottenham) und Callà (Servette) für einmal nur geringfügig in Erscheinung traten.

Schweiz U21 - Weissrussland U21 4:1 (3:1)
Stade de Copet, Vevey. -- 1540 Zuschauer. -- SR Jonsdorf (Lux). -- Tore: 6. Afansjeu 0:1. 16. Senderos 1:1. 24. Baykal (Handspenalty) 2:1. 43. Margairaz 3:1. 66. Bühler 4:1.

Schweiz: Leoni; Philipp Degen (46. Lichtsteiner), Von Bergen (68. Maric), Senderos, Rochat; Callà (46. Bühler), Baykal (46. Dzemaili), Margairaz, Ziegler (46. Marazzi); Zambrella; David Degen (46. Weber).

Weissrussland: Logwinow; Liantsewitsch (54. Makarau), Popel, Michnjuk (46. Aspowitsch), Plaskonnj; Afansjeu, Schahrjkovic (53. Bjchonak), Schkabara, Skwerniuk (46. Jazerski); Kontsewoj, Rubnenka (63. Radzku).

Bemerkungen: Schweiz ohne Shala, Behrami (beide verletzt), und Benaglio (Rückenbeschwerden). 45. Rot gegen Plaskonnj (Tätlichkeit). Verwarnungen: 43. Schkabara (Reklamieren), 59. Bjchonak (Foul), 65. Aspowitsch (Foul), 72. Senderos (Foul).

(bsk/Si)