Druck dürften sich die Schweizer Talente allenfalls selber
aufbürden, denn seitens des Verbandes hält sich die
Erwartungshaltung im Vergleich zu den drei Kontrahenten in Grenzen.
Die Protagonisten auf und vorab jene neben dem Feld sind sich
bewusst, dass schon der Vorstoss ins Turnier der besten acht
europäischen Nachwuchs-Mannschaften höchste Anerkennung verdient.
Gleichwohl werden die Schweizer alles daran setzen, die
einmalige Gelegenheit zu packen, vor eigener Kulisse mit einem
weiteren Coup zu verblüffen. Wie ein vermeintlich nicht zu
erklimmender Gipfel erreicht werden kann, hat die U17-Auswahl
soeben in Dänemark demonstriert.
Zur erwünschten, aber bestimmt nicht budgetierten Halbfinal-
Qualifikation wäre bei der Premiere nach den drei Partien in Zürich
und Basel Rang 2 von Nöten.
Challandes kein Magier
Bernard Challandes, seit bald einem Jahr Coach der ältesten SFV-
Junioren, mag keine grossen Prognosen stellen: «Ich kann als
Trainer doch nicht einfach den Einzug in die Halbfinals oder den
Titel fordern. Das wäre töricht. Wichtiger scheint mir, die Frage
zu stellen, was wir tun müssen, um eine Medaille zu gewinnen.
Welchen Schritt müssen wir machen?»
Das hochkarätig besetzte Turnier sei für alle Beteiligte ein
höchst spannendes Ereignis, schwärmte Challandes. Die Lust und die
Leidenschaft, welche die Schweizer auf dem Weg zur Endrunde
auszeichneten, könnte die EM gar zum «Superchallenge» werden.
Beim Ergründen der Erfolge seiner Equipe schweift Challandes
kaum je ins Reich der Magie ab. Natürlich, sagt der Romand, ab und
an biete sich durchaus die Gelegenheit, die Spieler mit einer
speziellen Idee oder einer kleinen Provokation aus der Reserve zu
locken. «Aber grundsätzlich bildet immer eine Topleistung die Basis
zum Erfolg. Wir müssen unsere Grenzen sogar übersteigen.»
Freundeskreis als Erfolgsbasis
In der EM-Ausscheidung war Challandes' Ensemble ohne Niederlage
geblieben, im Playoff setzte es sich mit erstaunlich soliden,
abgeklärten Auftritten gegen die nicht zu unterschätzende Ukraine
mit zwei 2:1-Siegen durch. Erst beim letzten Test gegen Tschechien
(0:3) verliessen die Schweizer das Terrain wieder einmal als
Verlierer.
Dem Vergleich mit den zwar überdurchschnittlich guten, Mitte
April indes nicht in bester Besetzung angereisten Tschechen ist aus
Schweizer Optik zweifellos ein kritischer Aspekt abzugewinnen.
Fällt ein Leistungsträger wie Roman Friedli aus oder sticht der
Sturmtrumpf Alex Frei nicht wie gewohnt, stossen selbst die
vornehmlich dem Kollektiv verbundenen Schweizer an ihre Limiten.
Grundsätzlich, und da ändert der Fehltritt gegen Tschechien
wenig am positiven Eindruck, ist aber festzuhalten, dass der SFV im
U21-Sektor im Gegensatz zum A-Team über eine intakte Gruppe
verfügt. Die Spieler betonten im Vorfeld der Euro stets, einen
Freundeskreis zu bilden. «Wir verstehen uns auch privat bestens.
Der Zusammenhalt ist sehr gross, das ist wohl unsere grösste
Stärke», beschreibt Frei, der schon für die Mannschaft von Köbi
Kuhn Tore geschossen hat, die wichtigste Qualität der Schweizer.
Arbeitsbiene dabei
Hervorzuheben ist im Weiteren die taktische Reife der U21-
Equipe. Selbst dem englischen Selektionär David Platt ist dieser
Vorzug nicht entgangen: «Die Schweizer treten geschlossen und
perfekt organisiert auf.» Die Rolle des antreibenden Regisseurs
spielt Ricardo Cabanas meist mit Bravour. Der technisch und
physisch gleichermassen versierte Grasshopper ist in Challandes'
Konzept nicht zu ersetzen.
Defensiv abgesichert wird Captain und Leitfigur Cabanas vom
Aarauer Friedli. Obschon er dem FC Aarau aus Verletzungsgründenden
wochenlang fehlte und den Abstieg des Teams in die Nationalliga B
nicht zu verhindern helfen konnte, rechnet Challandes mit seinem
«Staubsauger», zumal er im ersten Teil des Trainingscamps in
Ovronnaz einen fitten Eindruck hinterlassen hat. «Er spielt in
unserer Strategie eine enorm wichtige Rolle», unterstreicht der
Trainer den Wert seiner Arbeitsbiene.
(Sven Schoch /sda)