Servette hat nach der deutlichen Niederlage im Auswärtsspiel
nichts mehr zu verlieren. Trainer Lucien Favre kann deshalb getrost
etwas wagen und offensiver als vor neun Tagen im Mestalla-Stadion
spielen lassen. Die Genfer Personalsorgen sind allerdings noch
grösser geworden. Obwohl die Eintrittspreise verdoppelt wurden, ist
die Charmilles ausverkauft. Die Mehrheit der 8892 Karten gingen an
Iberer, womit die Mannschaft von Rafael Benitez quasi ein zweites
Heimspiel geniesst.
Bei Servette fallen neben den Langzeitverletzten Bratic,
Comisetti und Thurre auch Oruma (Oberschenkelzerrung) und Hilton
(Wadenblessur) aus; Fournier ist gesperrt, Lombardo nicht
spielberechtigt. «Lulu» Favre wird wie beim 2:0 am Sonntag in
Zürich den talentierten Nachwuchs-Internationalen Miéville für
Hilton und Bah für Fournier nominieren. Im Angriff müsste Alex Frei
nach seiner Doublette gegen den FCZ im Letzigrund gesetzt sein. An
seiner Seite dürfte Robert stürmen, obwohl sich die beiden laut
Favre nicht ideal ergänzen. Dahinter könnte der Serbe Obradovic,
der im Hinspiel in Valencia überzeugte, als «hängende Spitze»
offensive Impulse geben. Favre setzt den Russen Mitschkow nicht von
Beginn weg ein. «Er ist etwas müde, wird aber voraussichtlich zu
einem Teileinsatz gelangen», begründet Servettes Trainer.
Auch Valencia mit Ersatzleuten
Valencia, der Champions-League-Finalist der beiden letzten
Jahre, wird ebenfalls nicht in Wunschformation auflaufen. Baraja
und Angloma sind weiterhin verletzt, der argentinische Superstar
Aimar gesperrt. Auch Salva, mit fünf Toren Valencias bester
Torschütze in der «Primera Division», und der Rumäne Ilie traten
die Reise nach Genf nicht an. Der spanische Nationaltorhüter
Cañizares ist angeschlagen (Riss im grossen Zeh des linken Fusses)
und wird durch Palop (28), der schon 51 Meisterschaftsspiele
bestritt, vertreten.
Zudem hat Trainer Benitez durchblicken lassen, dass er
verschiedene Spieler für das Meisterschaftsspiel am Wochenende in
Saragossa schonen wird. So hat der Teamchef angekündigt, dass
vorerst die Stammspieler Ayala, Rufete und Kily Gonzalez auf der
Ersatzbank Platz nehmen. Der erste Titelgewinn seit 31 Jahren hat
Priorität. Im UEFA-Cup werden sich die Spanier kaum am Einzug in
den Viertelfinal (vermutlich gegen Inter Mailand) hindern lassen.
Zu Hause ohne Gegentor
Nach Siegen gegen Slavia Prag, Real Saragossa und Hertha Berlin
möchte sich Servette mit Würde aus dem Europacup verabschieden. In
den bisherigen Auftritten vermochten die Genfer mit Ausnahme des
Gastspiels an der Costa Blanca vor allem defensiv zu überzeugen. In
den drei Heimpartien blieben sie ohne Gegentreffer. «Das soll so
bleiben, und vorne möchten wir das eine oder andere Tor schiessen»,
wünscht sich Lucien Favre, der Realist genug ist, um nicht an
Wunder zu glauben.
Zu krass sind die Unterschiede zwischen den beiden Teams.
Valencia ist eine europäische Spitzenmannschaft, die in horrendem
Tempo den Ball zirkulieren lässt, über eine stabile Abwehr verfügt
(nur 21 Gegentore in 27 Meisterschaftsspielen) und im Abschluss
immer effizienter wird. Seine Qualitäten hat Valencia zuletzt beim
2:0-Heimsieg über den FC Barcelona bewiesen. Rufete und Aimar
markierten zwei spektakuläre Tore.
Die voraussichtlichen Startformationen:
Servette: Pédat; Jaquet, Miéville, Wolf, Bah; Lonfat, Londono,
Marcelo; Obradovic; Frei, Robert.
Valencia: Palop; Curro Torres, Djukic, Pellegrino, Carboni;
Angulo, De Los Santos, Marchena, Vicente; Mista, Juan Sanchez.
Schiedsrichter: Iwanow (Russ).
(kil/sda)