Gruppe C - Der Welt- und Europameister im Mittelpunkt

Spanien vor Italien - oder doch eine grosse Überraschung?

publiziert: Sonntag, 10. Jun 2012 / 11:15 Uhr
Von den Iberern wird einiges erwartet.
Von den Iberern wird einiges erwartet.

Weltmeister Spanien vor Erzrivale Italien und den Aussenseitern Kroatien und Irland: Auf dem Papier hat die Gruppe C eine klare Hierarchie. Die beiden Favoriten begegnen sich bereits im ersten Spiel der Gruppe.

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Italien war während Jahrzehnten ein Reizwort für die Spanier. Italien war der Gegner, an dem die Iberer immer wieder scheiterten, obwohl sie sich spielerisch überlegen fühlten. Spanien war chronisch erfolglos, Italien aber, mit scheinbar weniger Spielkultur und Talent gesegnet, immer und immer wieder erfolgreich. Das liess die Spanier verzweifeln.

Bis sich am 22. Juni 2008 das Blatt wendete. Im EM-Viertelfinal in Wien geschah das schier Unmögliche. Spanien eliminierte Italien im Penaltyschiessen. Es war der Abend der spanischen Zeitenwende. «Nach dem Sieg gegen Italien haben wir gespürt, dass wir Triumphe feiern können. Dieser Erfolg hat uns das nötige Selbstvertrauen gegeben», sagte Spaniens Mittelfeldspieler Xavi.

Zweifel an Spaniens erneutem Triumph

Der Erfolg gegen Italien war der Anfang einer grossen Serie. Seither hat Spanien an EM- und WM-Endrunden in der K.o.-Phase sechs Siege in Folge gefeiert und war dabei immer ohne Gegentor geblieben. Die Qualifikation für die WM 2010 schloss die «Seleccion» ebenso ohne Verlustpunkte ab wie die Ausscheidung für die EM 2012. Das sind die Zahlen, welche Spanien auch in Polen und der Ukraine zum Topfavoriten machen.

Dennoch gibt es Zweifel, ob Europa- und Weltmeister Spanien als erstes Team drei Turniere in Folge gewinnt. Zum Verhängnis werden könnte weniger der fehlende Hunger nach Erfolg als die Tatsache, dass sich Spanien in den letzten 24 Monaten kaum weiterentwickelte, während die Konkurrenz aus Deutschland, Holland, Italien und Frankreich aufholte. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass mit Abwehrchef Carles Puyol und Topskorer David Villa zwei Pfeiler der letzten EM- und WM-Triumphe fehlen.

Beunruhigung wegen Barça

Zudem ist das Ausscheiden des FC Barcelona in der Champions League gegen Chelsea und die Niederlage im «Clasico» gegen Real Madrid ein beunruhigender Fingerzeig. Das katalanische Wunderteam hatte in den entscheidenden Spielen gegen bestens eingestellte Kontrahenten keinen Plan B in der Hinterhand. Es scheint, als sei gegen den «Tiqui-Taca» von Spanien und Barcelona ein Rezept auf dem Markt. Es ist in den nächsten Wochen die wichtigste Aufgabe von Trainer Vicente Del Bosque, dazu ein Gegenmittel zu kreieren.

Spaniens erster Gegner ist der frühere Klassenfeind Italien. Doch ausgerechnet die «Azzurri» werden nicht versuchen, die Spanier in einer Abwehrschlacht zu bezwingen. Nach dem WM-Debakel 2010 erzielte Italien in den vergangenen zwei Jahren unter Trainer Cesare Prandelli spielerisch markante Fortschritte. Agieren statt reagieren heisst die Taktik der einstigen «Catenaccio»-Spezialisten. In der Qualifikation wies nur Spanien mehr Ballbesitz auf als Italien.

Mario Balotelli mit an Bord

Wie sehr Prandelli auf das spielerische Element setzt, dokumentiert die Auswahl seiner Angreifer. Klassische Mittelstürmer wie Amauri, Alberto Gilardino oder Giampaolo Pazzini hat er aussortiert. Kleine, dafür technisch versierte Spieler entsprechen seinem Anforderungsprofil. Er vertraut auf Antonio Cassano, Antonio Di Natale, Sebastian Giovinco - und auf das «Enfant terrible» Mario Balotelli.

Der Stürmer von Manchester City ist Italiens Skandalnudel schlechthin. Um den dunkelhäutigen Stürmer blieb es bis anhin aber ruhig. Skandalfrei war die Vorbereitung der «Azzurri» gleichwohl nicht. Die Untersuchung der Fälle von Spielmanipulation machte auch vor dem Nationalteam nicht Halt. Der verdächtigte Domenico Criscito, Stammspieler auf der linken Abwehrseite, wurde nach Hause geschickt. Involviert ist auch Stefano Mauri, der zumindest in der Qualifikation fester Bestandteil des Teams war.

Der Manipulationsskandal

«Es ist schlimmer als 2006», wagte Daniele de Rossi einen Vergleich zum Manipulationsskandal, der an der WM vor sechs Jahren auf dem Weg zum Titel ständiger Begleiter der Italiener war. Ob die neuerlichen Unruhen das Team hemmen oder beflügeln, ist schwer abzusehen. Trotz der Routiniers Gigi Buffon und Andrea Pirlo ist die aktuelle «Squadra Azzurra» aber eher weniger gefestigt als das Team von Marcello Lippi 2006.

Für die Aussenseiter Kroatien und Irland hat das erste Gruppenspiel wohl wegweisenden Charakter - zumindest im negativen Sinn. Wer den Auftakt verpatzt, hat es schwer, sich die Qualifikation für die Viertelfinals später gegen Spanien und Italien zu sichern. Kroatiens Trainer Slaven Bilic, der nach der EM zu Lokomotive Moskau wechselt, setzt auf einen Bundesliga-Block mit sieben Spielern. Nur die DFB-Auswahl selber hat mehr Akteure aus Deutschland in ihren Reihen.

Nur Modric Weltklasse

Trotz Danijel Pranjic, Mario Mandzukic oder Ivan Perisic hängt bei Kroatien vieles von Luka Modric ab. Der Regisseur von Tottenham ist der einzige Kroate, der an einem guten Tag in die Kategorie Weltklasse gehört. Insgesamt scheint die kroatische Auswahl weniger gut besetzt als vor vier Jahren, als sie Deutschland bezwang, Gruppensieger wurde und die Halbfinals nur hauchdünn verpasste. Vor allem in der Defensive fehlen Spieler, die mit ihren Klubs auf europäischem Top-Niveau agieren.

Andere Stärken weist Irland auf. Der Italiener Giovanni Trapattoni hat ein Team aufgebaut, das im Kollektiv defensiv hervorragend arbeitet. Die Auftritte der «Boys in Green» sind frei von Glamour, aber kein Gegner hat es gegen die Iren leicht. Irland verkörpert auch im Jahr 2012 soliden Insel-Fussball. Zwei von drei Toren in der Qualifikation erzielte Irland nach stehenden Bällen.

Robbie Keane - kein «Handwerker»

Das Gros der Spieler kommt von Klubs aus der zweiten Tabellenhälfte der Premier League. Aus der Reihe der «Handwerker» tanzt einzig Robbie Keane. Der 31-Jährige spielt mittlerweile an der Seite von David Beckham bei Los Angeles Galaxy. Im Nationalteam ist der Rekordtorschütze (54 Treffer) aber noch immer unverzichtbar. Auch in der Qualifikation war er wieder bester Skorer.

(pad/Si)

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