Das 37. Länderspiel gegen den Partner in der EM-Kandidatur für
2008 wird für beide Mannschaften Test und Hauptprobe für die WM-
Ausscheidungsspiele am 1. September sein.
Die Schweiz trifft in
Basel auf Jugoslawien und muss gewinnen, um die geringe WM-Chance
für 2002 in Japan und Südkorea aufrecht zu erhalten.
Österreich
tritt als Gruppenzweiter bei Leader Spanien an und hat schlechte
Erinnerungen. Im April 1999 unterlag der Nachbar ebenfalls in
Valencia in der EM-Qualifikation mit 0:9, was zum Rücktritt von
Herbert Prohaska und zum Neubeginn unter dem Kroaten Otto Baric
(68) führte.
Beide Teams nicht komplett
"Die Schweiz und Österreich lassen sich auch im Fussball
vergleichen. Beide Länder verfügen über dasselbe Niveau und sind
nicht überall gleich stark besetzt. Österreich hat derzeit nicht
die besseren, aber die erfolgreicheren Fussballer", meint Köbi
Kuhn, der die Nachfolge des gescheiterten Argentiniers Enzo
Trossero angetreten hat.
Dem legendären ehemaligen FCZ-Spieler wird
überall viel Vertrauen und Sympathie entgegen gebracht. "Aber auch
ich werde an Resultaten gemessen. Vorschusslorbeeren sind schön. Es
zählen aber allein die Erfolge. Da bin ich Realist genug", ergänzt
Kuhn.
Er kann aber wie Otto Baric nicht aus dem Vollen schöpfen. Mit
dem freigestellten Stéphane Henchoz (sechs wichtige Spiele mit
Liverpool in 19 Tagen) und Rückkehrer Kubilay Türkyilmaz
(mangelhafte körperliche Verfassung) sowie den verletzten Stéphane
Chapuisat (Kapselverletzung) und Johann Lonfat (Nasenbeinbruch)
fehlen ihm vier wichtige und erfahrene Spieler.
Dazu haben einige
Akteure wie Raphäel Wicky, Bernt Haas oder die «Italiener» David
Sesa und Giuseppe Mazzarelli den Spielbetrieb noch nicht
aufgenommen oder verfügen über geringe Wettkampfpraxis - wie
Bayern Münchens Ersatzspieler Ciriaco Sforza.
"Jeder Kandidat fürs Nationalteam kriegt eine Chance. Ich
sichte, fühle den Puls und wäge ab, wer ins Team passt. Meine
Regeln und Vorstellungen habe ich der Mannschaft bekannt gegeben.
Ich verlange Präsenz auf dem Rasen und das Einhalten wichtiger
Prinzipien im Zonenspiel, Einhalten von Distanzen,
Kampfbereitschaft und so weiter. Die Spieler sollen etwas
riskieren, aber intelligenten Fussball spielen", führt Kuhn weiter
aus.
Er wird am bewährten 4-4-2-System festhalten und ändert
gegenüber dem Aufgebot gegen Slowenien (0:1) wenig.
Otto Baric' Sorgen
Auch Otto Baric konnte nicht sein Wunschkader einberufen. Nach
Cerny und Stranzl (1860 München), Schopp (Graz) und Prilasnig
(Transfer zu Saloniki) fällt auch Mayrleb (zweifacher
Torschütze beim 2:1 von Austria im Wiener Derby gegen Rapid) wegen
eines Bänderanrisses aus.
Baric stützt sich hinten auf Libero Baur
von Meister und Leader Tirol, im Mittelfeld auf seine Bundesliga-
Legionäre Herzog (Werder Bremen) und Kühbauer (Wolfsburg) und vorne
auf das Duo Vastic (Sturm Graz) und Brunmayr.
Der 26-jährige
Stürmer des Grazer AK ist der Shooting-Star Österreichs, hat in
sieben Meisterschaftsspielen schon zehn Tore geschossen und soll
Österreich zum 25. Sieg im 37. Duell verhelfen.
"Die Schweiz ist
ein ernsthafter Gegner, liegt aber in unserem Bereich. Ich glaube,
wir sind derzeit ein bisschen eingespielter und daher stärker",
glaubt Trainer Baric.
Nur einmal hat die Schweiz in Österreich in 16 Spielen gewonnen:
Unter Ulli Stielike wurde am 21. August 1990 mit dem 3:1 in Wien
der Bann gebrochen. Kubilay Türkylimaz glänzte damals als
zweifacher Torschütze.
Im Frühjahr 1999 erteilte Österreich der
Schweiz unter Gilbert Gress in St. Gallen eine Lektion punkto
Effizienz. 4:2 gewann der Nachbar, damals war Andy Herzog
zweifacher Torschütze.
Fournier, Sforza - oder beide?
Nach dem ersten Training unter dem neuen Coach fällt es schwer,
Köbi Kuhns Gedanken zu lesen. Wem vertraut er als Spielgestalter
und offensivem Antreiber im zentralen Mittelfeld? Aggressivleader
Fournier oder Sforza? Fournier scheint die besseren Karten zu
haben. Wahrscheinlich wird Kuhn auch versuchen, beide
Führungsspieler vor den Karren zu spannen: Sforza vor Vogel in der
Mitte, Fournier im linken Mittelfeld.
Ungewiss ist auch, wer als
linker Verteidiger beginnt. Quentin hätte den Vorzug, meldete sich
aber erst von einer Verletzungspause zurück. Berner (GC) gilt als
Zukunftshoffnung auf dieser Position, und sogar Mazzarelli (Bari)
wäre denkbar.
Im Abwehrzentrum erhält Murat Yakin neben Patrick
Müller eine erneute Bewährungschance. Zellweger scheint gesetzt. Im
Tor dürften sich Pascolo und Stiel ablösen, und im Angriff werden
alle drei verfügbaren Stürmer (Frei/Thurre und Hakan Yakin) zum
Einsatz gelangen.
(Peter Wyrsch/sda)