«Tous ensemble...!»

20.37 Uhr: Über Handy kommt die Mitteilung, dass vor der Schweizer Botschaft spontan eine Leinwand aufgezogen wurde, und die Partie dort zu sehen ist. Die Botschaft liegt zehn Fahrrad-Minuten vom «Nola» entfernt.

20.52 Uhr: Rechtzeitig zum Einmarsch der Spieler erreichen die Fans ihr Ziel. Etwa 200 Personen sitzen und stehen bereits vor der Leinwand. Einige haben sich Schweizer Flaggen auf die Wangen gemalt, viele tragen das rote Nati-Dress. An der Botschaft wurde ein «Hopp Schwiiz»-Banner befestigt.

20.59 Uhr: Welsche Schlachtenbummler singen vom Reichstag her kommend die Nationalhymne und erreichen die Botschaft rechtzeitig zum Anpfiff.

21.07 Uhr: Die «Hopp Schwiiz»- und «Hopp Suisse»-Rufe werden nach der ersten Chance von Frei lauter.

21.20 Uhr: Ein deutscher Presse-Fotograf schnappt sich die Welsche Fraktion, und gibt Anweisungen, in welcher Formation sie in die Kamera blicken sollen. Die Jungs mit den rot-weissen Plüschkappen stehen zuvorderst, dahinter schwenkt einer die Schweizer Flagge.

21.23 Uhr: Die Schweiz hat soeben das 1:0 erzielt und vor der Schweizer Botschaft liegen sich die Fans in den Armen.

21.24 Uhr: «Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!» Was Fan-Gruppen in Anspielung auf den Finalspiel-Ort seit Tagen singen – insbesondere die Deutschen – wird nun auch vor der Schweizer Botschaft intoniert.

21.29 Uhr: Die Welschen fragen: «Où sont les coréens?»

21.35 Uhr: Fast nach jeder Parade ertönen Zubi-Rufe.

21.53 Uhr: Pause auch in Berlin. Die Fans holen sich gegenüber am Kiosk ihr Getränk, und eine kleine Gruppe Zürcher schreit: «Schwiizer Stürmer, zeigets denä Würmer!»

22.22 Uhr: Frankreich ist in Führung gegangen. Die Schweiz muss nun gewinnen, um im Achtelfinale nicht auf Spanien zu treffen. Obwohl mittlerweile über 300 Fans und Schaulustige mitfiebern, ist es ruhig geworden vor dem Betonklotz. Auch eine Gruppe Südkorea-Fans ist da. Ihre Fahne halten sie aber nicht hoch.

22.32 Uhr: Frei trifft zum 2:0, der Lärmpegel steigt schlagartig und die Fans singen davon, dass die Schweizer am 9.Juli dabei sein werden.

22.46 Uhr: Für die letzten Minuten werden die Sitzplätze vor der Leinwand aufgegeben. Die Masse steht oder hüpft, und die welsche Fraktion, zwischenzeitlich leise geworden, tönt: «Tous ensemble, tous ensemble, hey, hey!»

22.59 Uhr: Das Erste Deutsche Fernsehen führt Interviews mit Schweizer Fans. Im Hintergrund stimmt die Romandie erneut die Nationalhymne an.

23.01 Uhr: Keine Viertelstunde nach Spielschluss, stehen plötzlich Ukrainische Anhänger vor der Schweizer Botschaft. Sie feiern mit den Schweizern und stellen sich für gemeinsame Erinnerungsfotos auf.

23.23 Uhr: Der Beamer ist längst abgeschaltet, doch die Welschen singen noch immer lauthals. Und während die Polizei, die im Laufe der Partie vorgefahren ist, den Motor ihres Kastenwagens startet, tauschen ein Ukrainer und ein Schweizer ihre Shirts.

(Romano Paganini/news.ch)