Die Grasshoppers liessen dem Basler 2:0-Coup in der
Champions League beim UEFA-Cup-Auftakt einen problemlosen 3:1-
Heimsieg gegen Zenit St. Petersburg folgen. Baturina, Barijho und
Nuñez trafen gegen den enttäuschenden Widersacher.
Die Kulisse, nur gerade 2300 Zuschauer -- nicht wenige davon aus
St. Petersburg angereist -- hatte die Affiche an diesem kalten
Septemberabend aus der Stube gelockt -- war nicht nur für den
Rahmen einer Europacup-Partie erbärmlich. Kaum viel ansehnlicher
war das phasenweise konzeptlose Geschehen auf dem
regendurchtränkten Terrain.
Dennoch reichte die Leistung der nicht sonderlich überzeugenden
Grasshoppers aber bei Weitem, den Neunten der russischen
Meisterschaft einigermassen sicher zu bezwingen und in zwei Wochen
mit einem respektablen Polster in der fraglos besser gefüllten
Petrowski-Arena antreten zu können. «Leider haben wir nach der
Pause nur noch einen Treffer geschossen», bemängelte GC-Coach
hinterher, ehe er anfügte, «dass das 3:1 doch ein gewisses Polster
ist».
Zum Mann der höchst mässigen, abschnittsweise konfusen Partie
avancierte Antonio Barijho. Der nicht nur seiner bulligen
Erscheinung wegen hölzern, aber gleichsam effizient wirkende
Stürmer erhöhte nach dem unnötigen Ausgleich der Russen in der 44.
auf die wichtige Marke von 2:1, ehe er den dritten Treffer durch Richard Nuñez mustergültig vorbereitete (53.).
Die Gelegenheiten zu einem noch deutlicheren Triumph gegen einen
Gegner von diesem durchschnittlichen Format hätten die Hoppers
trotz klarer Führung und regendurchtränktem Terrain entschlossener
und vorab konzentrierter anstreben können, ja sogar müssen. Diesen
Vorwurf liess sich in der Spielanalyse auch Koller gefallen: «Wir leisteten uns gegen vorne zu viele Nachlässigkeiten und hätten noch
mehr Druck machen müssen.»
Optimaler Start
GC war exakt so gestartet, wie man sich das von einem
ambitionierten Gastgeber (Koller forderte einen 3:0-Sieg)
vorstellt: In der 6. Minute traf Mate Baturina aus geringer
Entfernung mit einem scharfen und präzisen Flachschuss am
machtlosen Russen-Keeper Slawa Malafejew vorbei zum vermeintlich
wegweisenden 1:0.
Dass sich die Defensivabteilung St. Petersburgs Sekunden vor
Baturinas Treffer bei einem weiten Zuspiel von Tararache völlig
verspekulierte und den arbeitssamen Ricci Cabanas solange gewähren
liessen, bis er den Kroaten Baturina perfekt bediente, brauchte die
Hoppers nicht zu kümmern. Schon eher wäre zu kritisieren, nach dem
Traumbeginn nicht dezidierter nachgesetzt zu haben; zumal die im
eigenen Championat seit Wochen sieglosen St. Petersburger lange
nicht sonderlich viel unternommen hatten, das Tor von GC-Hüter
Fabrice Borer zu bedrängen.
Nun gut, bei etwas mehr Fortune hätte selbst der begrenzte
Aufwand schon nach den ersten 20 Minuten zu einer komfortableren
Führung gereicht; Richard Nuñez beklagte bei seinem herrlich
gedrehten Freistoss aber nur einen Pfostenschuss und der zuvor
umjubelte Baturina schoss kläglich übers leere Gehäuse.
Fehler begingen die Hoppers, insbesondere in der Abwehr,
gleichwohl wenige. Umso ärgerlicher war deshalb, dass Mitreski
ausgerechnet nach einem unnötigen Ballverlust Nuñez im
Rückwärtslaufen ausglitt und den bis dahin inexistenten
Osteuropäern in der 33. den angestrebten Auswärtstreffer durch
Valentin Filatow ermöglichte. Die Entstehung wie Vollendung
bezeichnete GC-Trainer Marcel Koller gleichermassen «als völlig
unnötig».
Nachhaltig beeindrucken liessen sich die Stadtzürcher von diesem
«Missgeschick» nicht. Stattdessen erhöhte Barijho unmittelbar vor
der Pause nach einem kraftvollen Vorstoss des Jungen Kim Jaggy auf
2:1. Als der von der geradezu antiquiert organisierten St.-
Petersburg-Verteidigung -- mit Libero und Manndeckern -- nie zu
kontrollierende Gaucho Barijho massgerecht zu seinem
südamerikanischen Kollegen Nuñez passte, der mühelos zum 3:1 traf,
war der Mist geführt.
Kerschakow allein auf weiter Flur
Im russischen Team bestätigte Alexander Kerschakow als Einziger
mit einer engagierten Vorstellung die ihm zugedachten Lorbeeren
nicht vollumfänglich. In ein, zwei Szenen deutete der 20-Jährige
aber an, weshalb er die Torschützenliste Russlands derzeit anführt--
und die Hoppers im Rückspiel durchaus noch ärgern könnte.
Grasshoppers - St. Petersburg 3:1 (2:1)Hardturm. -- 2300 Zuschauer. -- SR Bozinovski (Maz).
Tore: 6.
Baturina 1:0. 33. Filatow 1:1. 44. Barijho 2:1. 53. Nuñez 3:1.
Grasshoppers: Borer; Gerber, Mitreski, Smiljanic, Jaggy; Tararache; Baturina (79. Castillo), Cabanas; Eduardo (75.
Rozental), Nuñez; Barijho (89. Petric).
St. Petersburg: Malafejew; Owsepian; Chirita, Lepechin, Swetkow;
Gorowoi (70. Ugarow); Filatow, Basajew (65. Osipow), Spiwak;
Kerschakow, Arschawin.
Bemerkungen: GC ohne Spycher und Zanni (beide verletzt). 20.
Freistoss von Nuñez an den Pfosten.
Verwarnungen: 36. Basajew
(Foul). 50. Eduardo (Unsportlichkeit). 50. Gorowoi (Unsportlichkeit). 51. Swetkow (Foul).
(von Sven Schoch/sda)