Im kämpferischen und taktischen Bereich schloss Bernard
Challandes' Equipe an die tadellose Leistung im Startspiel gegen
England an. Entscheidend war indes, dass diesmal die Effizienz
wesentlich besser ausfiel. In der ersten Halbzeit vergingen zwar 40
Minuten, ehe die Schweizer erstmals für Gefahr vor dem
portugiesischen Goalie Leite sorgten. Gygax war nach einem feinen
Pass von Zanni einen Schritt zu spät. Es folgte eine kurze
Schweizer Druckphase mit Chancen für Gygax und Frei, dessen
Kopfball Tiago vor der Torlinie wegschlug, noch vor der Pause.
Effiziente zweite Halbzeit
In den ersten 45 Minuten hob sich bei Portugal, das in den
Neunzigerjahren mehrere EM- und WM-Titel errang, Hugo Viana vom
Kollektiv ab. Der Regisseur, der zuletzt mit der AC Milan in
Verbindung gebracht wurde, setzte in der 30. Minute einen
Foulfreistoss genau ans Lattenkreuz. In der 11. prallte ein Lobball
von Miguel analog dem ersten Spiel der Portugiesen in Basel von der
Latte ins Feld zurück.
Als die Portugiesen in der zweiten Halbzeit nachliessen, packten
die Schweizer die Gelegenheit beim Schopf. 13 Minuten nach Cabanas'
Führungstreffer verwertete Alex Frei, der beste Schweizer
Torschütze in der abgelaufenen NLA-Saison, einen Kopfball nach
einer Freistoss-Flanke von Cabanas zum 2:0. Für den (Noch?)-
Servettien war es der achte Treffer im 15. U21-Ernstkampf. Portugal
gelangte erst in der Schlussphase, als die Schweizer den
Kräfteverschleiss merkten, noch zu Torchancen. Viana scheiterte per
Freistoss (83.) abermals am souveränen Goalie Beney, in der
Nachspielzeit traf Paulo Costa den Pfosten, Semedo im Nachschuss
anstatt das leere Tor die Latte.
Die Leistung der ältsten Schweizer Nachwuchs-Auswahl verdient
grössten Respekt. Knapp 72 Stunden nach dem kräfteraubenden Spiel
gegen England überliessen die Eidgenossen das Spieldiktat nie dem
Gegner, hielten die Räume eng und boten, mit wenigen Abstrichen,
eine mannschaftlich sehr geschlossene Leistung. Bemerkenswert ist
die Coolness, die Ricardo Cabanas beim Penalty bewahrte. Der U21-
Captain, der nach der starken Performance gegen England etwas
abgebaut hatte, verwandelte den nach einem «Zupfer» von Briguel
gegen Zanni streng geahndeten Elfmeter souverän zu seinem 13. Tor
im 27. U21-Länderspiel.
Weiter herauszuheben gilt es Stephan Keller, Remo Meyer und
Roman Friedli. Innenverteidiger Keller (Zürich) gewann gegen die
sprunggewaltigen Portugiesen praktisch jedes Kopfballduell, ebenso
setzte sich Rechtsverteidiger Meyer gegen Miguel, den in der ersten
Halbzeit neben Regisseur Hugo Viana klar besten Portuiesen, zumeist
durch. Friedli, der «Abräumer» des FC Aarau, hat nach sechswöchiger
Verletzungspause eindrücklich bewiesen, dass er auf hohem
internationalem Niveau mithalten kann. Die Laufarbeit des Murteners
kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Den Schweizern bleibt nach dem 2:0-Sieg gegen Portugal die
Erkenntnis, dass sie mit ihrem erfrischenden Offensiv-Fussball mit
den grossen europäischen Fussball-Nationen nicht nur Schritt
halten, sondern diese auch schlagen können. Mit einem Sieg gegen
Titelverteidiger Italien am Mittwoch in Basel könnte die Schweizer
U21, die nach der EM einschneidende personelle Änderungen erfahren
wird, ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Halbfinal-
Qualifikation krönen.
Schweiz -Portugal 2:0 (0:0)
Hardturm, Zürich. -- 16 066 Zuschauer (ausverkauft). -- SR
Ovrebo (No).
Tore: 60. Cabanas 1:0 (Foulpenalty). 73. Frei 2:0.
Schweiz: Beney; Meyer, Keller, Grichting, Magnin (58. Rochat);
Zanni, Cabanas, Friedli (81. Oppliger), Melunovic (70. Berisha);
Frei, Gygax.
Portugal: Leite; Tiago, Tonel, Vasco Faisca, Briguel; Paulo
Ferreira, Ednilson (64. Paulo Costa); Candido Costa (74. Semedo),
Hugo Vaina, Miguel; Helder Postiga (31. Makukula).
Bemerkungen: Portugal ohne Jorge Ribeiro (gesperrt).
Verwarnungen: 17. Cabanas, 26. Tiago (beide wegen Fouls), 28. Tonel
(Ballwegschlagen), 45. Keller (Foul), 78. Ersatzspieler Muff
(Ballwegschlagen beim Einlaufen!). 11. Lattenschuss Miguel, 30.
Freistoss von Hugo Viana ans Lattenkreuz. 45. Tiago wehrt Kopfball
von Frei auf der Linie ab. 93. Schuss von Paulo Costa an den
Pfosten, im Nachschuss trifft Semedo die Latte.
(Stefan Baumgartner, Zürich /sda)