Und wieder geht es um Alles oder Nichts

publiziert: Mittwoch, 11. Jun 2008 / 06:56 Uhr

Das zweite EM-Gruppenspiel der Schweizer heute Abend in Basel gegen die Türkei erinnert frappant an die beiden WM-Barrage-Partien vor zweieinhalb Jahren. Wieder geht es für beide Teams um Alles oder Nichts. Zu hoffen ist, dass die Fairness obsiegt.

Sind die Schweizer bereit?
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Achtmal trafen die Schweiz und die Türkei bisher in WM- und EM-Ausscheidungsspielen aufeinander, die Bilanz spricht mit vier Siegen und zwei Unentschieden deutlich für die Türken.

Wichtiger aber ist, wie oft die Schweiz danach das grosse Ziel erreichte: 1973 (0:0/0:2) wurde die WM-Endrunde in Mexiko und 1974/75 (1:2/1:1) die EM in Jugoslawien verpasst.

1994/95 (2:1/1:2) aber konnte am Ende der Ausscheidung die EM-Qualifikation für England und im November 2005 (2:0/2:4) die WM-Teilnahme in Deutschland gefeiert werden.

Erinnerungen an Istanbul

Die jüngsten Erinnerungen an Finalspiele gegen die Türkei sind also positiv geprägt, obwohl vor allem die Skandalnacht von Istanbul im Barrage-Rückspiel für alle Zeiten unvergesslich bleiben wird.

Diese Begegnung im Sücrü-Saraçoglu-Stadion, welche nach Spielschluss (4:2 für die Türkei) in wüsten Prügel-Szenen zwischen den beiden Teams und Funktionären sowie harten Strafen durch die FIFA endete, dominiert seit Tagen die Vorberichterstattung.

«Natürlich haben wir nicht vergessen, was damals passiert ist», sagt Tranquillo Barnetta, der damals ebenfalls Tritte abbekommen hatte, «aber wir müssen uns in diesem Spiel nur auf uns konzentrieren. Auch diese Partie ist ein Finalspiel, es geht um den Verbleib im Turnier und nur das zählt in Basel.»

Auch Zuschauer müssen sich steigern

Das Team von Köbi Kuhn hatte nicht nur in jener Barrage im Heimspiel gegen die Türkei (2:0), sondern schon zwei Jahre zuvor gegen Irland (2:0), als die EM-Qualifikation für Portugal gesichert wurde, gezeigt, dass sie in Finalspielen bestehen und dem hohen Erwartungsdruck durch die eigenen Fans standhalten kann.

Auch jetzt kann die Schweiz wieder auf den eigenen Anhang zählen, wobei die Zuschauer - wie die Mannschaft - gegenüber dem Tschechien-Spiel noch über Steigerungs-Potenzial verfügen.

Barnetta: «Es wird eine heisse Atmosphäre herrschen, sowohl auf als auch neben dem Platz. Die Schweizer Fans sind gefordert, dass sie die Übermacht auf den Rängen nicht abgeben.»

Wie weiter nach dem Frei-Out?

Dasselbe gilt auch für den Schweizer Coach und die Spieler auf dem Spielfeld. Kuhn ist gefordert, die ideale Formation nach dem bitteren Out von Captain Alex Frei zu finden. Eine schwierige und heikle Angelegenheit.

Soll er in einem Spiel um Alles oder Nichts zum totalen Angriff blasen oder mit angezogener Handbremse beginnen und vorerst auf Sicherheit in der Defensive setzen?

Sicher ist, dass die Offensive verstärkt werden muss. Gegen die - defensiv allerdings sehr starken - Tschechen blieb man ohne Torerfolg.

Sowohl in der ersten Halbzeit, als mit Frei und Marco Streller zwei Stürmer auf dem Platz standen, als auch nach der Pause mit Sturmspitze Streller und dem zurückhängenden Hakan Yakin wurden zwar einige gute Möglichkeiten erarbeitet, doch zwingend waren einzig der Kopfball Yakins und der Lattenschuss von Johan Vonlanthen.

Terims Rede

Die Türken sind nach dem überraschenden Ausfall von Captain Emre primär mit sich selber beschäftigt. Am Abend vor dem temporären Umzug nach Basel schwor Fatih Terim seine Spieler auf dem durchnässten Rasen des Challenge-League-Aufsteigers Nyon ein.

Der Chef aller türkischer Auswahlen kauerte über einem Ball und hielt eine längere Ansprache. Die zehn Betreuer hörten ebenso gebannt zu wie die im Halbkreis sitzenden Akteure. Ob alle den Ernst der Lage begriffen haben, wird heute Abend im ausverkauften Basler St.-Jakob-Park geklärt.

Zu besprechen gab es für die Türken einige Punkte. Beim verlorenen Auftakt in Genf wirkten sie konfus - allein mit der Stärke der Portugiesen war der ungenügende Auftritt nicht zu erklären.

Terim hatte sich in der Wahl des Personals verspekuliert und Hamit Altintop auf die Aussenverteidiger-Position fehlgeleitet. Der Bayern-Star rechnet mit einer Korrektur: «Ich werde wohl im Mittelfeld spielen.»

Emre definitiv out

Terims taktischer Spielraum hängt wesentlich vom medizinischen Bulletin ab. Captain Emre Belözoglu fällt definitiv aus. Der Aggressiv-Leader verletzte sich Montagabend im Training an der Wade.

Sein Forfait wiegt für das türkische Team sehr schwer. «Er ist unersetzlich», erklärte Terim beim Pflichttermin mit den Medien. Servet und Gökhan Zan sind zwei weitere Problemfälle. Beide klagten nach dem Startspiel über Bänderdehnungen im Knie.

Wieviel Kalkül sich hinter den Verletzungsmeldungen verbirgt, ist schwer abschätzbar. Sollten die Innenverteidiger tatsächlich ausfallen, würden Emre Asik und Emre Güngör nachrücken und der Champion Galatasaray Istanbul so die komplette Viererkette stellen.

Mögliche Aufstellungen
Schweiz - Türkei. -- Mittwoch, 20.45 Uhr. -- St.-Jakob-Park, Basel. -- SR Lubos Michel (Slk).

Schweiz: 1 Benaglio; 5 Lichtsteiner, 20 Müller, 4 Senderos, 3 Magnin; 8 Inler; 19 Behrami, 16 Barnetta; 10 Yakin; 11 Streller, 22 Vonlanthen.

Türkei: 22 Volkan; 20 Sabri, 15 Emre Asik, 13 Emre Güngör (2 Servet), 3 Hakan Balta; 6 Topal, 7 Aurelio, 22 Hamit Altintop; 18 Kazim, 17 Tuncay; 8 Nihat.

(rr/Si)

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