Vorschau auf die Spiele vom Mittwoch

publiziert: Dienstag, 12. Okt 2004 / 16:26 Uhr / aktualisiert: Dienstag, 12. Okt 2004 / 16:49 Uhr

Nach Ausrutschern am letzten Wochenende stehen mit Holland (Gruppe 1), Portugal (Gruppe 3) und Italien (Gruppe 5) mehrere Favoriten in der WM-Qualifikation heute Mittwoch unter erhöhtem Druck. Besonders stark gefordert ist die "Grande Nation" Frankreich in der "Schweizer" Gruppe 4.

Münzen zur WM in Deutschland.
Münzen zur WM in Deutschland.
Sollte Frankreich in Zypern ohne Sieg bleiben, dürfte die Ära des neuen Coachs Raymond Domenech, der sechs Jahre Aufbauzeit für eine neue grosse Mannschaft reklamiert hatte, vorschnell zu Ende sein. Frankreich, der nächste Gruppengegner der Schweiz (26. März), war am letzten Samstag auch im zweiten Heimspiel (gegen Irland) nicht über 0:0 hinausgekommen. In Frankreich wird deshalb schon vom grössten Fehlstart in eine Kampagne seit zehn Jahren gesprochen.

Auf dem Papier sind die Zyprioten, die beim 2:2 zu Hause gegen die Färöer wenig überzeugten, für Frankreich nur ein besserer Sparringpartner. Captain Patrick Vieira kehrt nach verbüsster Sperre wieder ins Team zurück. Doch war in den bisherigen Partien weniger die neu formierte Defensive (noch kein Gegentor!) ein Problem als die bewährte und durchwegs mit Stars besetzte Offensviabteilung. Zwei Tore in drei Partien entsprechen nicht den Ansprüchen eines Welt- und Europameisters.

Irland dürfte mit einem zu erwartenden (hohen) Erfolg zu Hause über die Färöer die Schweiz, die spielfrei ist, an der Spitze der Gruppe 4 ablösen. Das Team von Brian Kerr imponierte mit dem starken Auftritt am Samstag im Stade de France beim Gruppenfavoriten, einzig ein Tor wollte den "Boys in Green" nicht gelingen.

Portugals Lachnummer

Unter Druck ist auch EM-Gastgeber Portugal nach dem 2:2 in Liechteinstein. Die Sportzeitung "A Bola" verhöhnte das Team von Luiz Felipe Scolari als "Lachnummer Europas". Gegen Russland muss Portugal gewinnen, um den Anschluss an den überraschenden, spielfreien Leader Slowakei zu halten. Scolari versuchte den pitoyablen Ausrutscher mit dem gegenüber dem EM-Final verjüngten Kader zu entschuldigen.

Derweil hofft Liechtenstein nach dem "Wunder von Vaduz" (Liechtensteiner Volksblatt), das den ersten Punkt überhaupt in einer WM-Qualifikation einbrachte, in Luxemburg nachzudoppeln. "Wir dürfen nicht glauben, dass es im nächsten Spiel einfacher wird", sagt Trainer Martin Andermatt jedoch. Gleichwohl strebt er mit seinem Team den ersten Sieg in einer Ausscheidung an.

Italiens Rückkehrer

Schwere Zeiten sind nach dem 0:1 in Slowenien auch für Italiens neuen Coach Marcello Lippi angebrochen. Gegen Weissrussland ist die "Squadra Azzurra" in Parma zum Siegen verpflichtet, denn die Osteuropäer liegen nur zwei Zähler (mit einem Spiel weniger) zurück. "Verlieren ist keine Tragödie", liess Lippi verlauten. "Wir sind am Beginn eines Neuaufbaus."

Lippi hatte der nach der Rückkehr von Francesco Totti sein System dem genialen Offensivspieler angepasst. Die Rechnung ging am letzten Samstag jedoch nur bedingt auf. Der Römer ist seit der EM sichtlich ausser Form; konditionelle Defizite lassen die spielerische Klasse im Moment kaum zur Geltung kommen. Mit einer simplen Manndeckung gelang es den Slowenen, Totti praktisch aus dem Spiel zu nehmen.

Der Leader der Gruppe 5, Slowenien, in bisher drei Spielen ohne Gegentor, muss nach Norwegen reisen. Die Skandinavier sind nach ihrem ersten Sieg gegen Schottland (1:0) seit 41 Jahren ebenfalls wieder auf Qualifikationskurs. Die neuerliche Heimniederlage hat dagegen die Position von Berti Vogts als Coach Schottlands weiter geschwächt.

Hollands Luxusproblem

Hollands Bondscoach Marco van Basten war anch dem 2:2 in Mazedonien verärgert. "Unser Passspiel war erbärmlich", sagte der frühere Weltklassestürmer, der auf zahlreiche prominente Namen hatte verzichten wollen und müssen. Immerhin kehrt Topskorer Ruud van Nistelrooy nach seinen beiden Spielsperren wegen Schiedsrichterbeleidigung für die Partie gegen Finnland ins Team zurück.

Gleichwohl wird es das Geheimnis van Bastens bleiben, weshalb er Roy Makaay und Rafael van der Vaart auf der Bank gelassen und die wenig bekannten Romeo Castelen und Dirk Kuijt (beide Feyenoord Rotterdam) eingesetzt hatte. Dazu leistete er sich den Luxus, auf Patrick Kluivert (schon sechs Tor mit Newcastle), Clarence Seedorf (AC Milan) und Andy van der Meyde (Inter Mailand) zu verzichten.

Finnlands Topskorer

Wie Mazedonien pflegt auch Finnland ein sehr auf Konter ausgerichtetes Spiel, was den Holländern kaum behagt. So hatten sie am letzten Samstag zweimal die Führung verspielt, und van Bastens Vorgänger Dick Advocaat warnte, dass Finnlands Angreifer noch gefährlicher seien. Immerhin stellen die Nordeuropäer mit dem in Lecce engagierten Aleksei Eremenko den aktuellen Topskorer der WM-Qualifikation. Sieben Tore in elf Spielen hat der 21-jährige Angreifer für die Suomi-Auswahl schon erzielt, fünf davon in der aktuellen Kampagne.

Um nicht vorzeitig den Anschluss an die Spitze in der Gruppe 1 zu verpassen, braucht auch Tschechien einen Erfolg beim bisher noch punktelosen Armenien. Die (vermeidbare) Auftaktniederlage gegen Holland korrigierte das Team von Karel Brückner am Samstag mit einem 1:0-Sieg gegen Rumänien, das mit neun Punkten aus vier Spielen gemeinsam mit Finnland die Gruppe anführt. Die beiden Favoriten Holland und Tschechien haben erst zwei Partien ausgetragen.

England muss die Reise nach Aserbaidschan ohne den verletzten und ohnehin gesperrten Captain David Beckham antreten. Mit einem Erfolg könnten die "Three Lions" ihre Spitzenposition in der Gruppe 6 konsolidieren, zumal der erste Verfolger Polen in Wales vor einer schwierigen Aufgabe steht. Schweden strebt mit einem Erfolg im skandinavischen Duell auf Island die Führung in der Gruppe 8 an.

(kst/Si)

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