Wie Antonin Panenka Deutschland entthronte

publiziert: Freitag, 16. Mai 2008 / 08:26 Uhr

Sein Penaltytreffer im EM-Final 1976 verblüffte die ganze Fussball-Welt. Mit einem frechen Lupfer mitten ins Tor zum 5:3-Erfolg im Penaltyschiessen entthronte der Tscheche Antonin Panenka Titelverteidiger Deutschland und ging in die Geschichte ein.

... und plötzlich war er drin: Antonin Panenka schrieb Fussball-Geschichte.
... und plötzlich war er drin: Antonin Panenka schrieb Fussball-Geschichte.
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Der Penalty von Antonin Panenka
Die Geburt einer Legende: Antonin Panenkas Penalty noch einmal zum geniessen.
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Die entscheidenden Szenen im Maracana-Stadion in Belgrad sind noch immer unvergessen. Nach einem 2:2 nach Verlängerung hatten die ersten sieben Penaltyschützen ihre Versuche allesamt verwertet.

Dann trat Uli Hoeness an und jagte den Ball über die Latte.

Mittelfeldspieler Panenka von Bohemians Prag konnte nun alles entscheiden und der Tschechoslowakei den grössten Erfolg der Verbandsgeschichte bescheren.

Noch nie gesehener Kunstschuss

Im Westen nur den versiertesten Fussball-Insidern bekannt, rief sich der untersetzte Mann mit Scheitelfrisur und Schnurrbart allen Fussballfans mit einem vorher noch nie gesehenen Kunstschuss für immer ins Gedächtnis.

Nach einem langen Anlauf und einer kleinen Körpertäuschung schickte er Bayerns Weltklasse-Goalie Sepp Maier in die linke Ecke und lupfte den Ball dann frech und wie in Zeitlupe in einem kleinen Bogen mitten ins Tor.

«Ich hatte schon einen Monat vorher prognostiziert, dass ich das Siegtor erzielen werde», bekannte der am 2. Dezember 60 werdende Prager kürzlich den Medien.

Seinen historischen Schuss habe er schon zwei Jahre vor der EM erstmals im Training geübt und danach auch in Freundschafts- und Meisterschaftsspielen - bis auf eine Ausnahme stets mit Erfolg - angewandt.

«Ich wusste, dass Maier in die Ecke springt. Es war für ihn deshalb unmöglich, auf meinen Schuss noch reagieren zu können.»

Absolute Nervenstärke

Panenkas unglaublicher Kunstschuss entzückte die Welt nicht deshalb so sehr, weil er damit den Deutschen die Titelverteidigung verwehrte, sondern weil er ihn in einem EM-Final und dann noch im Penaltyschiessen mit dem allerletzten Schuss zeigte - in einem Moment also, der ihm punkto Nervenstärke alles abverlangte.

«Ich war ein Spezialist und hätte auch reagieren können, wenn Maier stehen geblieben wäre. Ich bin stolz, dass ich ein Vater dieser Idee bin.»

Tatsächlich fand der aktuelle Präsident seines Stammvereins Bohemians Prag seither zahlreiche Nachahmer. Frank Ribéry war diese Saison für die Bayern auf gleiche Art erfolgreich, und selbst Zinédine Zidane schrieb sich in die Liste der Kunstschützen ein.

Der Franzose erzielte im WM-Final 2006 in Deutschland mit seinem Chip-Penalty die 1:0-Führung gegen Italien. Panenka: «Dass mein Lupfer von solchen Stars kopiert wird, macht mich mit stolz. Meine Idee stirbt nicht.»

Gute Angebote

In der heutigen Zeit wäre Panenka unmittelbar nach diesem Tor mit einem Millionen-Vertrag in eine grosse europäische Liga transferiert worden. Für den damals 28-Jährigen gab es ebenfalls gute Angebote.

Er durfte das kommunistische Land indessen nicht verlassen, bevor er 32 Jahre alt war und mindestens 45 Länderspiele bestritten hatte. Frustriert darüber wechselte er unmittelbar nach seinem 32. Geburtstag 1981 nach Österreich zu Rapid Wien, wo er in vier Saisons in 172 Pflichtspielen 77 Tore erzielte.

Trotz Angeboten aus Spanien, der Schweiz und Belgien blieb Panenka in Österreich, spielte dort für vier weitere Vereine und beendete seine Karriere erst als 45-Jähriger.

In seinem Heimatland wird der einstige Co-Trainer der Bohemians neben vielen anderen als Nachfolger von Nationalcoach Karel Brückner gehandelt. Vielleicht kann er in dieser Funktion dereinst den Tschechen zu einem weiteren EM-Titel verhelfen.

(von René Baumann/Si)

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