Ottmar Hitzfeld im Interview

«Wir haben den absoluten Team-Spirit»

publiziert: Donnerstag, 5. Jun 2014 / 12:10 Uhr
Ottmar Hitzfeld tritt die letzte Reise mit der Nati an.
Ottmar Hitzfeld tritt die letzte Reise mit der Nati an.

Ottmar Hitzfeld (65) steht vor seiner letzten grossen Herausforderung als Trainer. Der Deutsche beendet nach der WM in Brasilien seine Karriere.

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Sechs Jahre war er in Dortmund als Coach tätig (1991 bis 1997), später trainierte er auch Bayern München in der ersten Phase während sechs Jahren (1998 bis 2004). Nun folgt nach sechs Jahren in der Schweiz (2008 bis 2014) das letzte Abenteuer mit der SFV-Auswahl.

Im Interview mit der Sportinformation redet Hitzfeld über seine Beziehung zum WM-Land Brasilien und sagt, weshalb er sich als Nationaltrainer der Schweiz seine Träume erfüllt hat. Er verrät, welche Lehren er aus der letztlich misslungenen WM-Kampagne 2010 gezogen hat und wie sich das Innenleben seiner Mannschaft seither verändert hat. Und Hitzfeld spricht über die speziellen Herausforderungen, welche an einer WM-Endrunde in Brasilien auf ihn und auf das Team warten.

Ottmar Hitzfeld, Sie stehen vor Ihrer letzten grossen Aufgabe als Trainer. Was bedeutet es Ihnen, dass die letzte Herausforderung im Fussball-Land Brasilien wartet?

«Brasilien ist für mich das Ursprungsland des Fussballs. Brasilien steht für perfekten Fussball und für Spielkunst. Pelé war für meine Generation noch spezieller gewesen als es Lionel Messi heute ist. Er war der erste grosse Welt-Star des Fussballs. In diesem Land besitzt der Fussball einen enorm hohen Stellenwert. Am Strand spielen die Brasilianer den ganzen Tag Fussball, bis spät am Abend. Deshalb besitzt diese zweite WM-Teilnahme nochmals eine ganz andere Dimension als die WM vor vier Jahren in Südafrika.»

Spüren Sie bei der Mannschaft eine ähnliche Begeisterung für Brasilien?

«Ich spüre einen zusätzlichen Kick bei den Spielern. Ich habe das schon früher erlebt, als ich als Trainer von Aarau, GC oder Dortmund Trainingslager in Brasilien durchgeführt habe. Für die Spieler war damals jedes Testspiel gegen einheimische Teams etwas Spezielles.»

Eine WM in Südamerika war für die Europäer bisher aber noch nie ein Erfolg.

«Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass ein südamerikanisches Team Weltmeister wird. Sie haben auf ihrem Kontinent Vorteile, denn sie fühlen sich hier zuhause, sie haben viele Fans, sie kennen die Sprache und sie sind sich an das Klima gewöhnt. Brasilien ist der grosse Favorit, dann kommt Argentinien. Die Europäer werden Mühe haben mit dem Klima. Das hat man vor einem Jahr am Confederations Cup gesehen, als die Spanier und Italiener von Wadenkrämpfen geplagt wurden. Das sind Probleme, die man in Europa fast nicht mehr sieht.»

Und die Schweiz muss ausgerechnet schon in der Vorrunde gegen zwei Teams aus Lateinamerika antreten.

«Deshalb haben wir zwei Testspiele gegen Jamaika und Peru absolviert. Um zu sehen, dass dort ein anderer Fussball gespielt wird. Einer voller Emotionen. In Honduras und Ecuador werden die Spieler vom Staatspräsidenten empfangen, sie müssen sogar einen Eid sprechen. Das wird eine gewaltige mentale Herausforderung für uns, denn diese Gegner sind voller Kraft und Energie. Sie sind teilweise auch ungestüm und machen deshalb Fehler. Aber man muss aufpassen, sonst wird man von dieser ungestümen Art überrollt. Darüber habe ich mit der Mannschaft schon am ersten Tag der Vorbereitung in meiner Antrittsrede gesprochen.»

Eine WM in Brasilien stellt auch medizinisch eine Herausforderung dar.

«Die Regeneration wird ein wichtiges Thema sein, vielleicht sogar ein ganz entscheidendes. In Manaus (die Schweiz spielt dort am 25. Juni gegen Honduras ihr letztes Gruppenspiel - Red.) ist der Flüssigkeitsverlust fünfmal so gross wie bei einem normalen Spiel. In 90 Minuten verliert man etwa anderthalb Kilos. In Manaus aber ist man schon in der Pause leer, weil man in 45 Minuten gegen drei Kilos verliert. So viel kann man eigentlich gar nicht zu sich nehmen, um das zu kompensieren. An dieser Frage arbeiten unsere Sportwissenschaftler, Markus Tschopp und die Ärzte, schon seit wir wissen, dass wir in Manaus spielen werden.»

In Brasilien endet nicht nur Ihr sechsjähriges Engagement als Schweizer Nationalcoach, sondern auch Ihre Karriere als Trainer. Wie ordnen Sie Ihre letzte Trainerstation ein?

«Nationaltrainer der Schweiz zu sein hat meine Träume erfüllt. Meine ersten grossen Spiele, die ich mit meinem Vater besucht habe, waren die Spiele des FC Basel und der Schweizer Nationalmannschaft. Ich war immer ein Fan der Nati. Jetzt als Trainer ist es für mich jedes Mal ein Erlebnis, wenn die Schweizer Hymne gespielt wird. Dann spüre ich, dass ich dieses Land repräsentiere. Diese sechs Jahre waren ein spezieller Lebensabschnitt. Es ist umso schöner, diesen ausgerechnet in Brasilien abzuschliessen.»

Keine Angst vor der Aussicht, dass das Ganze sehr wahrscheinlich irgendwann mit einer Niederlage endet?

«Ich denke noch nicht daran, dass ich mit einer Niederlage aufhören könnte. Der Fokus liegt auf der Gruppenphase. Sie ist unsere grosse Hürde. Darin wird die ganze Kraft investiert. Wenn wir die Gruppe überstehen, haben wir ein grosses Ziel erreicht. Und wenn wir in den Achtelfinals stehen, sind immer die anderen die Favoriten, dann haben wir nichts mehr zu verlieren und können Geschichte schreiben.»

Vor vier Jahren hat die Schweiz die Achtelfinals verpasst. Was spricht dafür, dass es diesmal anders wird?

«Unsere Stärken sind die taktische Disziplin auf der einen und die Kreativität in der Offensive auf der anderen Seite. Dann stimmt die Mischung im Team. Wir haben viele erfahrene Spieler, die aber nicht zu alt sind. Und wir haben den absoluten Team-Spirit als grosses Plus. In diesem Team akzeptiert jeder den anderen.»

Hat sich dieser Spirit entwickelt oder haben Sie die Gruppe von Beginn an so zusammengestellt, dass er stimmt?

«Es ist nicht so, dass das einfach eine Super-Truppe ist, die sich mag. Am Team-Spirit muss man immer arbeiten. Nur so erreicht man, dass Respekt und Disziplin da sind. Als Trainer muss ich auch immer wieder soziale Basisarbeit leisten, weil wir manchmal zwei oder drei Monate Pause haben. Gerade jetzt während der WM ist Sozialkompetenz gefragt. Wenn man sechs Wochen zusammen ist, kann die Gruppe nur funktionieren, wenn Disziplin von allen gelebt wird.»

Bildet diese Mannschaft eine grössere Einheit als die WM-Mannschaft von 2010?

«Wir hatten vor vier Jahren mehr Strömungen. Das strahlte aus. Jetzt gibt es nicht einen Spieler, der von der Gruppe nicht voll akzeptiert ist. Die Typen in der heutigen Mannschaft sind offen und locker. Es herrscht auch dank den Spielern mit Migrationshintergrund eine andere Mentalität. Die Jungen bringen mehr Spass rein.»

2010 war das Team in der Vorbereitung auch mehr abgeschottet.

«Das war halt eine andere Generation. Deshalb hatten wir uns generell etwas zurückgezogen. Diesmal haben wir in Weggis bewusst mehr Volksnähe gesucht, weil die vielen Jungen sich freuen, wenn etwas Trubel herrscht.»

Geben Sie der Mannschaft ganz bewusst mehr Freiheit?

«Die Spieler haben mehr Freiräume, aber sie können trotzdem nicht machen, was sie wollen. Die Regeln, die es einzuhalten gilt, sind immer die gleichen. Die Mannschaft zeigt in Bezug auf diese Team-Regeln viel Solidarität. Aber wie gesagt: Wir haben uns im Vergleich zur WM 2010 etwas mehr geöffnet. In Südafrika wohnten wir etwas im Abseits. Im Nachhinein muss man sagen, dass der Standort des Hotels nicht ideal war. In Brasilien sind wir in einem Hotel am Meer. Die Spieler haben Auslauf. Sie können an den Strand gehen oder auch mal ausserhalb des Hotel-Resorts einen Kaffee trinken. Es ist wichtig, dass man zwischendurch den Kopf leeren kann. In Südafrika waren wir zu isoliert.»

(bg/Si)

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