Almen Abdi, Sie spielen kommende Saison in der Liga, welche von vielen als beste Liga der Welt bezeichnet wird. Sind Sie gleicher Meinung?
Almen Abdi: Ja, denn die Premier League ist die ausgeglichenste Top-Liga. Im Vergleich zu Spanien, wo seit Jahren nur drei Mannschaften um die Meisterschaft spielen, können in England mehr Teams den Titel gewinnen. Ich habe die Premier League schon als Kind verfolgt. Nun freue ich mich riesig, selbst ein Teil davon zu sein.
In knapp drei Wochen geht's los. Sind Sie schon nervös?
Nervös nicht, aber schon aufgeregt und angespannt. Die Vorbereitungen sind noch in vollem Gange. Wir trainieren momentan viel, weshalb keine Zeit für Nervosität vorhanden ist. Diese wird dann wohl wenige Tage vor Saisonstart einkehren.
Auf welche Gegner freuen Sie sich am meisten?
Arsenal. Und auf das Spiel im Old Trafford bei Manchester United. Dort sei die Stimmung am besten, sagt man hier. Unsere Fans freuen sich natürlich auf die zahlreichen Londoner Derbys.
Sie spielen seit drei Jahren bei Watford. Wurden auf Anhieb Stammspieler. Das war zuvor in Frankreich und Italien nicht der Fall.
Bei Le Mans und Udinese war es sehr schwierig für mich. Ich bekam nicht genug Einsätze und konnte meine Leistungen nicht bringen. In England genoss ich vom ersten Tag an das Vertrauen des Trainers. Und hat man das Vertrauen vom Coach, spielt man automatisch besser.
Was hat Sie damals dazu bewegt, von der Serie A in die zweithöchste Liga Englands zu wechseln?
Ich war mit meiner Situation bei Udinese unzufrieden, also äusserte ich meinen Wechselwunsch. Durch meinen Berater kam der Kontakt mit dem FC Watford, der wie Udinese der Pozzo-Familie gehört, zustande. Im Nachhinein war es richtig, diesen Schritt in eine tiefere Liga zu wagen.
Nach einer starken ersten Saison hatten Sie ein kompliziertes zweites Jahr in England. Wie schwierig war es für Sie, nach dieser langwierigen Fussverletzung in der Saison 2013/14 zurück ins Team zu finden?
Es war nicht einfach. Ich war länger verletzt, als ich zunächst annahm und verpasste mehr als die halbe Saison. Der Klub stand aber immer hinter mir und unterstützte mich, so dass ich nach der Verletzung noch stärker war als zuvor. Zum Glück blieb es bis heute die einzige längere Verletzung in meiner Karriere.
In der Aufstiegssaison waren Sie dann wieder Stammspieler. Welchen Status geniessen Sie bei Klub und Fans?
Wir haben ein tolles Team. Ich verstehe mich mit jedem Mitspieler sehr gut, was extrem wichtig ist. Jetzt, nachdem wir den Aufstieg geschafft haben, lieben mich die Fans noch mehr. Auch das ist sehr wichtig fürs Selbstvertrauen und die Leistung auf dem Platz.
Watford hat mit Quique Flores einen neuen Trainer engagiert. Was bedeutet das für Sie und die Mannschaft?
Das bedeutet, dass die Karten neu gemischt werden. Für jeden im Team. Ich will ihm zeigen, dass ich unbedingt einen Stammplatz will und werde darum kämpfen. In der Premier League wird es natürlich schwieriger werden als zuvor. Aber wir haben genügend Qualität in der Mannschaft, um den Klassenerhalt zu schaffen.
Sie haben am Dienstag einen neuen Vertrag über drei Jahre unterschrieben. Was war der entscheidende Faktor für diesen Schritt?
Ich bin nun auch bereits seit drei Jahren beim Verein und der Club ist mir mittlerweile stark ans Herz gewachsen. Ich fühle mich sehr wohl hier in Watford, die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist ausgezeichnet und ich möchte nach dem direkten Aufstieg mit meinen Teamkollegen weiterhin auf der bestehenden Euphoriewelle reiten. Die Entscheidung, meinen Vertrag zu verlängern, ist mir deshalb sehr leicht gefallen.
Sie sind mit 28 Jahren im besten Fussball-Alter. Trauen Sie sich einen Wechsel zu einem Top-Klub zu?
Zutrauen ja, aber daran denke ich zurzeit nicht. Stimmt die Leistung, kommt alles von alleine. Man weiss nie, was die Zukunft bringt.
Die Young Boys buhlten schon letzten Sommer heftig um Sie. Eine Rückkehr in die Schweiz wird aber nicht in Frage kommen.
Hat man als Schweizer die Chance in der Premier League zu spielen, will man diese natürlich wahrnehmen. Ich schliesse eine Rückkehr in die Schweiz zu einem späteren Zeitpunkt aber nicht aus.
Mit Valon Behrami spielt neu ein zweiter Schweizer bei Watford.
Ich habe mich sehr über die Verpflichtung von Valon gefreut. Wir kennen uns ja noch aus gemeinsamen Zeiten mit der Nati. Er wird uns auf jeden Fall verstärken.
Bisher haben Sie sechsmal für die Schweizer Nationalmannschaft gespielt. Ihr letzter Einsatz ist allerdings schon über sechs Jahre her. Jetzt, wo sie in einer Top-Liga spielen, werden Sie wieder interessant für die Nati.
Diese Entscheidung liegt nicht bei mir. Ich konzentriere mich voll auf Watford und die Premier League, alles andere kommt von alleine.
(mic/fussball.ch)