Seit den beschwingten Auftritten in der Europa League, die den Schweizer Meister bis in den Halbfinal der Europa League gegen den späteren Sieger Chelsea trugen, sind es erst gut drei Monate her. Nun ist die Rede wieder vom wesentlich bedeutenderen der beiden europäischen Klubwettbewerbe. Begonnen hatte die letztjährige Europacup-Saison mit zwei lockeren Siegen gegen Flora Tallinn, dem knappen Weiterkommen gegen Molde (dank Yann Sommers Penaltyparade in der Nachspielzeit des Rückspiels) und dem Out in den Playoffs gegen Rumäniens Meister Cluj. Statt auf direktem Weg an die Honigtöpfe der UEFA zu gelangen, waren mehrere Efforts in der Europa League nötig, damit sich die Teilnahme auch finanziell lohnte. Fünf Millionen Euro, dazu 2,1 Millionen aus den Partien gegen Cluj, erhielt Basel in der letzten Saison vom europäischen Verband an Prämien.
Heuer will Murat Yakin den Schweizer Meister wieder dahin führen, wo er zuletzt in der Saison 2011/12 finanziell (16,6 Mio Euro allein an Prämien) und sportlich (Achtelfinal-Qualifikation) spielte: in die Champions League. Mit Maccabi Tel-Aviv stellt sich in der vorletzten Runde der Ausscheidung die mutmasslich höchste der möglichen Hürden in den Meister-Weg. «Ich wette, dass Basel nicht besonders erfreut darüber ist, gegen diese Ausgabe von Maccabi antreten zu müssen», frotzelte Paulo Sousa, der portugiesische Trainer des israelischen Champions. «Yakin hat bereits zu meiner Zeit bei Videoton erfahren, dass eine von mir trainierte Mannschaft nur schwer zu schlagen ist.» 1:2, beim internationalen Debüt Yakins als FCB-Coach, und 1:0 hatten die Resultate gegen das Team aus Szekesfehervar in der letzten Europa-League-Gruppenphase gelautet.
Durch den besten Meisterschaftsstart seit drei Jahren mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien steigt Basel ohne sportliche Sorgen in die erste Europacup-Partie der Saison. Schauplätze gab es in der letzten Woche andere, weniger erfreulichere. Etwa die irre Autofahrt von Raul Bobadilla und die daraus resultierenden Konsequenzen für den offenbar unbelehrbaren Argentinier. Oder das Hickhack um den nun vollzogenen Wechsel von Abwehrchef Aleksandar Dragovic zu Dynamo Kiew. Oder die zur Politik gewordene Frage um die Einsätze der Ägypter Mohamed Salah und Mohamed Elneny im Rückspiel in Israel. All diese Störfaktoren hat der FCB am Wochenende mit Erfolg ausgeblendet. Auch wenn Lausanne der schwächere Wiedersacher war, als es Maccabi Tel-Aviv sein wird.
Maccabis Ansage
Maccabi wird im Sankt-Jakob-Park mit viel Selbstvertrauen und ohne Furcht antreten. «Damit unser Gegner uns besiegt, muss er deutlich besser sein als wir», sagte Trainer Sousa. Die Favoritenrolle schiebt der einstige Mittelfeldstratege von Juventus Turin und Borussia Dortmund genüsslich dem FCB zu. «Auf dem Papier ist der Gegner der deutliche Favorit. Die Qualität des Basler Spiels in den europäischen Wettbewerben ist deutlich besser als die unsere.» Den Vorstoss in die 3. Runde realisierte Maccabi durch zwei ungefährdete Siege (2:0, 2:1) gegen das ungarische Team von Györ.
Yakin beobachtete den Gegner beim Rückspiel am letzten Dienstag vor Ort, auffallend waren laut «Tageswoche» vor allem zwei Elemente: «eine kleine, wendige, schnelle und dribbelstarke Offensive» und die Übersicht von Mittelfeldmann Gal Alberman. «Er lanciert seine Mitspieler und macht keine Fehler. Ein Typ, auch vom Aussehen, wie früher Pep Guardiola beim FC Barcelona.» Yakin sah ein «Team von Nonames, in dem sich keiner über den anderen stellt.»
In der heimischen Liga stand Maccabi in den letzten Jahren stets im Schatten von Lokalrivale Hapoel oder anderen Teams. Seit 2009 pumpt der kanadische Milliardär Mitch Goldhar viel Geld in den grössten Sportverein Israels. Das Budget von 30 Millionen Dollar ist landesweit unerreicht, die ersten drei Saisons unter dem ausländischen Investor korrespondierten aber weder mit den Erwartungen noch dem massiven monetären Aufwand. Der Erfolg stellte sich erst in der letzten Saison ein, der ersten und einzigen unter dem spanischen Trainer Oscar Garcia. Dieser führte Maccabi nach zehnjähriger Durststrecke zum 19. Titel der Vereinsgeschichte. Mitte Juni wurde Sousa von Sportchef Jordi Cruyff als Nachfolger Garcias präsentiert, der sich aus «persönlichen Gründen» aus der pulsierenden Mittelmeer-Metropole verabschiedete.
(asp/Si)