Bayern gewannen in Prag auch im zweiten «Anzug »

Michael Tarnat, auffälligster und bester Akteur der Deutschen, stand am Ursprung der ersten Prager Heimniederlage in der aktuellen Champions-League-Saison. Der Mittelfeldspieler flankte scharf vors Tor der Einheimischen, wo der unsichere Jiri Novotny den Ball in Bedrängnis von Elber-Ersatz Alexander Zickler zum Missfallen der 20 000 Zuschauer ins falsche Netz köpfte.

Sie würden jedes Spiel ernst nehmen, hatte Ottmar Hitzfeld vor der Reise nach Prag noch betont. Als ob der Bayern-Coach damit unaufgefordert und präventiv den Eindruck entkräften wollte, den Münchnern sei die Pflichtaufgabe (und Anhäufung der Preisgeld- Millionen) in der tschechischen Metropole nicht mehr als die Nomination einer B-Auswahl wert.

Im Tor stand beim ersatzgeschwächten und nur deshalb optisch kaum erkennbaren Bundesliga-Leader nicht Oliver Kahn, sondern sein ewiger Ersatz Stefan Wessels, im defensiven Mittelfeld durfte nach wochenlangem Reservistendasein der Schweizer Ciriaco Sforza lenken und denken -- und tat dies, ohne einen Fehler zu begehen und gross aufzufallen, wie der Rest verblüffend stilsicher; als hätte er nie gefehlt.

Die «Lückenbüsser» -- insgesamt fehlten 13 Akteure aus dem Profi- Kader -- spielten im ausverkauften Letna-Stadion gewiss keine überragende Partie, der zweite Anzug des Champions-League-Gewinners der letzten Saison erwies sich aber zweifelsohne als eurotauglich. Hitzfeld sah ein «geordnetes Spiel», das es Prag praktisch verunmöglichte, den allseits erwarteten Druck zu erzeugen.

Je länger die mässige Begegnung dauerte, desto mehr mussten die Spartaner erkennen, dass gegen die seit Ende Juli unbesiegten Bayern mit der Brechstangentaktik und ungenauen weiten Zuspielen auf ihre isolierten Spitzen nichts auszurichten war. Wer wie der tschechische Meisterschaftsleader derart ideenlos, phasenweise gar ohne jegliches Konzept angreift, ist mit ein, zwei Zufallschancen gar noch gut bedient. Mit solchen Auftritten werden die Tschechen in der Zwischenrunde kaum mehr als eine Statistenrolle spielen.

(kil/sda)