Der Knüller findet für einmal an einem Donnerstagabend statt und wird von DAZN, wie rund 60 Prozent der Premier League-Spiele, live übertragen (die übrigen Partien gibt es zeitversetzt als Re-Live ebenfalls auf der Plattform zu sehen). Wir tauchen um 20.45 Uhr ein und erfahren beim Einstieg in einem Videobeitrag, dass sich die beiden Klubs und vor allem Fans von ManCity und ManUtd überhaupt nicht mögen. Die Entscheidung, zu welchem Lager man gehört, fällt schon bei der Geburt.
Was dieses insgesamt 174. Derby noch spezieller und wichtiger macht, ist die Tatsache, dass noch mehr auf dem Spiel steht als sonst. Der Zug für den Meistertitel ist für die beiden Teams zwar abgefahren, doch es geht um die Champions League-Qualifikation und diese ist von elementarer Bedeutung. Das Leben ohne Königsklasse ist alles andere als leicht, wie ManUtd in dieser Spielzeit erfahren muss.
Viele Talking Points
Die 15 Minuten Vorspann vor dem Anpfiff vergehen wie im Flug. Natürlich bietet die Partie auch eine Menge Gesprächsstoff, ehe der erste Ball überhaupt gespielt ist. Studio-Moderator Alex Schlüter und Experte Ralph Gunesch gehen, begleitet von weiteren Videobeiträgen, unter anderem auf den Ibrahimovic-Ausfall, das Trainerduell Pep vs. Mou, den Kampf um die Top 4-Platzierung, die Aufstellung und die Verletzten ein.
Auch taktisch werden dem Zuschauer interessante Einblicke gegeben - in diesem Fall über die Rolle von Ander Herrera, der beim Sieg gegen Chelsea deren Superstar Eden Hazard auf beeindruckende Art und Weise aus dem Spiel genommen hat - auf Geheiss von José Mourinho, der mit der alten «Manndecker-Taktik» fungierte und erfolgreich war. Wir lernen, dass vor allem Kevin de Bruyne in diesem Spiel gefährdet ist von Herrera in die Mangel genommen zu werden.
Keine nervigen Werbeunterbrechungen
Nach dem kompakten Einstieg geht's direkt los: Ohne Werbeunterbrechung werden wir in den Tunnel geschaltet, wo die Spieler einlaufen. Kommentator Marco Hagemann übernimmt. Er greift noch einmal interessante Talking Points auf und bespricht die Aufstellungen.
Im Kommentar bleibt er meist nah am Geschehen, versteht es aber auch gut, die Atmosphäre zu beschreiben oder mitunter Erzählungen zur historischen Dimension des Spiels zu machen. Zudem flechtet er Transfergerüchte ein, wenn Platz und Zeit dafür da ist.
Eine besondere Erwähnung verdient Experte Ralph Gunesch. Der ehemalige Bundesliga-Verteidiger besticht durch sein Expertenwissen. Was besonders angenehm ist: Er drängt sich nicht in den Vordergrund und sagt nur wirklich dann etwas, wenn er etwas beizutragen hat oder zur Analyse eingeladen wird. Diese ist dann immer messerscharf.
Viel Zeit für die Pausenanalyse
Abgesehen von einem Trailer, bei dem auf weitere Sportübertragungen von DAZN im kommenden Monat hingewiesen wird, geht es in der Pause sofort mit der Analyse weiter, die wieder von Alex Schlüter und Experte Gunesch bestritten wird. Die wichtigsten Statistiken und sehenswertesten Aktionen des Spiels werden rasch aufgearbeitet. Zugegeben: In diesem Spiel gab es in der ersten Halbzeit wenige echte Topchancen. Kurzweilig ist die «Pausenunterhaltung» dennoch und natürlich Gold wert für alle, die nicht die komplette Partie sehen konnten. Zudem besteht die Möglichkeit auch mal Szenen abseits der Torszenen zu begutachten. In diesem Fall beispielsweise die Laufwege und Aktionen von «Zlatan-Ersatz» Marcus Rashford.
Reporter Sebastian Benesch liefert uns schliesslich einen Hintergrundbericht mit Stimmen von Fans direkt aus der Stadt. Im Fokus steht der Ausfall von Ibrahimovic und wie man damit jetzt umgeht. Keine Frage: Beiträge dieser Art sind willkommen und eine sehr nette Ergänzung.
Die Rolle des Reporters vor Ort ist sicherlich ausbaufähig. Interviews mit den Akteuren oder auch mal einem «Experten» von einem der Teams, die im Einsatz stehen, fehlen bei der Übertragung noch. Das ist dann allerdings technisch, finanziell und vor allem auch logistisch noch einmal eine neue Kategorie.
Schlüter und Gunesch gehen schliesslich noch einmal auf den Kampf um die Top 4 und das Meisterrennen ein.
Twitter und die «Wenger In»-Plakate
Dann wird wieder an Hagemann abgegeben. Und der Kommentator verrät uns, dass ein Flugzeug mit einem «Wenger In»-Plakat über dem Ettihad Stadium kreisten. Informationen, die wir im Social Media-Zeitalter in einer solchen Übertragung erfahren wollen und es hiermit auch tun.
Der Aufreger der zweiten Halbzeit schlechthin ist die Rote Karte gegen Marouane Fellaini kurz vor Schluss nach einer angeblichen Kopfnuss an Sergio Agüero. Hier wird eine «Schwäche» deutlich, die die Übertragungen von DAZN derzeit noch aufweisen: Die Kommentatoren und Experten sitzen nicht direkt im Stadion, sondern kommentieren aus dem Studio und einzig und allein über das TV-Bild. Dort wird die Fellaini-Aktion zunächst nicht eingefangen. Deshalb können Hagemann und Gunesch die Situation auch erst analysieren als die Wiederholung eingeblendet wird. Bei einer guten TV-Regie fällt das kaum mal ins Gewicht, aber in bestimmten Situationen wie im vorliegenden Fall ist es nicht günstig.
Das Spiel geht schliesslich 0:0 zu Ende. Nach einer turbulenten Schlussphase wird im Anschluss an das Spiel noch einmal über die Aufreger gesprochen und eine Analyse vorgenommen. Dabei kommt auch zur Sprache, dass ManCity zumindest statistisch deutlich dominiert hat, ManUtd mit dem Auswärts-Remis aber gut leben kann. Mit dem Blick auf die Tabelle und dem Ausblick auf die weiteren Spiele schliessen wir den Abend, der trotz einem torlosen Remis sehr vergnüglich war.
Navigation auf der Playstation 4 problemlos
Noch ein Wort zur technischen Umsetzung: DAZN kann mittlerweile über zahlreiche Geräte empfangen werden. Wir testen die Playstation 4-Version. Was dabei besonders positiv auffällt, ist die einfache Navigation. Im Unterschied zur Benutzung des Menüs am PC oder über ein Tablet oder Smartphone geschieht die Navigation bei der PS4 über ein Gamepad. Trotzdem gibt es keine Probleme, das Menü zu bedienen. Wir können sofort und einfach in die Übertragung einsteigen. Auch das Zurückspulen zu interessanten Situationen oder die Rückkehr ins Live-Bild gehen einfach und mit nur wenigen Knopfdrücken zur Hand.
Von Peter Schneiter
(psc/fussball.ch)