Donadoni dürfte durch Lippi ersetzt werden

publiziert: Montag, 23. Jun 2008 / 20:10 Uhr / aktualisiert: Montag, 23. Jun 2008 / 20:45 Uhr

Mindestens in die Halbfinals wollte Italien kommen. Gestern reiste der Weltmeister schon nach den Viertelfinals nach Hause. Ob Coach Roberto Donadoni nun im Amt bleibt, entscheidet sich in den nächsten zehn Tagen. Vorgänger Marcello Lippi steht für die Nachfolge bereit.

Roberto Donadoni steht als Nationalcoach vor dem Ende seiner Amtszeit.
Roberto Donadoni steht als Nationalcoach vor dem Ende seiner Amtszeit.
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Jetzt haben auch die Italiener das Trauma des 22. Juni: Zum dritten Mal schied die Squadra Azzurra an diesem Datum aus dem Rennen um den EM-Titel aus -- nach der Halbfinal-Niederlage 1988 gegen die Sowjetunion (0:2) und der Vorrunden-Blamage 2004 trotz abschliessendem Sieg gegen Bulgarien.

Und wieder einmal hatte das Penaltyschiessen Roberto Donadoni kein Glück gebracht. Wie 1990 im WM-Halbfinal gegen Argentinien oder 1994 im WM-Final gegen Brasilien, als er noch als Spieler dabei gewesen war.

Einen Tag nach dem Ausscheiden gegen Spanien sass der Commisario Tecnico ein letztes Mal in der Casa Azzurri, dieser zum italienischen Medientempel umfunktionierten Bettfedernfabrik südlich von Wien, und nahm Stellung zum durchzogenen EM-Parcours des Weltmeisters.

Ruhig und sachlich

Er machte es auf seine Art; ruhig und sachlich. Donadoni suchte nicht nach Ausreden, er war aber auch nicht bereit, wegen zwei verschossenen Penaltys alles schlecht zu sehen.

«Hätten wir am Ende gewonnen, würden wir alle hier im Raum sitzen und alles wäre hervorragend gewesen.» Es sei nicht alles gut gewesen im Spiel gegen Frankreich, und es sei jetzt nicht alles schlecht, nur weil man ausgeschieden sei. Donadoni ist eben anders als viele seiner Landsleute, er kennt die Grautöne zwischen Schwarz und Weiss.

«Tutto Finito» -- auch für Donadoni?

An der EM gibt es ab den Viertelfinals jedoch nur noch Sieger und Verlierer, und Donadoni gehört seit Sonntag nicht mehr zu den Gewinnern. «Tutto Finito», titelte daher am Montag die «Gazzetta dello Sport». Die rosarote Sportzeitung zielte mit dieser Schlagzeile nicht nur auf das Ende der italienischen EM-Hoffnungen, sondern auch auf das bevorstehende Ende der zweijährigen Amtszeit von Donadoni.

Der Verband (FIGC) hat nun, da die Qualifikation für die Halbfinals verpasst wurde, zehn Tage Zeit, den Vertrag mit dem Trainer aufzulösen. Vieles deutet in diese Richtung. Man werde jetzt keine Schnellschüsse ziehen und in den nächsten Tagen in Ruhe bilanzieren, sagte FIGC-Präsident Giancarlo Abete zwar.

Doch er hat Donadoni nach dem Scheitern auch mit keinem Wort das Vertrauen ausgesprochen. Schon länger ist bekannt, dass Weltmeister-Trainer Marcello Lippi in den Startlöchern steht und die Squadra lieber heute als morgen übernehmen würde.

Das Ausscheiden in den Viertelfinals kann für den Weltmeister nicht gut genug sein, auch wenn Donadoni bilanzierte, dass «wir damit vielleicht das Maximum erreicht haben».

Angesichts der gravierenden Verletzung von Abwehrchef Fabio Cannavaro eine Woche vor der EM, den Sperren der Mittelfeldspieler Andrea Pirlo und Gennaro Gattuso im Viertelfinal gegen Spanien sowie den lamentablen Leistungen von Luca Toni während des gesamten Turniers ist diese Aussage bestimmt nicht falsch.

Gefährliche Altersstruktur

Sollte Donadoni die «Squadra Azzurra» tatsächlich an seinen Vorgänger Lippi zurückgegeben müssen, übernimmt dieser eine ihm vertraute Gruppe. Italien verfügte an der EM zwar über die älteste Mannschaft (Schnitt 29,1 Jahre), doch ein Generationenwechsel zeichnet sich (noch) nicht ab.

Aber die Altersstruktur beim Weltmeister ist gefährlich. Viele Leistungsträger der letzten Jahre haben die Jahrgänge 1976 bis 1978 (Buffon, Grosso, Zambrotta, Gattuso, Toni, Ambrosini, Perrotta, Camoranesi, Di Natale; Cannavaro ist 35-jährig, will aber weitermachen).

Sie sind zu jung, um jetzt ihre Karriere in der Nationalmannschaft zu beenden. Doch in zwei Jahren, wenn es in Südafrika darum geht, den Titel an der WM zu verteidigen, sind sie womöglich als Kollektiv überaltert (und übersättigt?), um als 32- bis 34-Jährige nochmals den grossen Coup zu landen.

(Stefan Wyss, Oberwaltersdorf/Si)

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