Nigeria
Erfolgreich, aber umstritten
publiziert: Mittwoch, 25. Jun 2014 / 16:00 Uhr
Das einzige afrikanische Team, das noch ungeschlagen ist: Nigeria.
Nigeria ist als einziges afrikanisches Team an der WM in Brasilien noch ungeschlagen. Gewinnen die «Super Eagles» heute in Porto Alegre gegen Argentinien, wären sie als Sieger der Gruppe F der mögliche Gegner der Schweiz in den Achtelfinals.
Ein Remis oder je nach Ausgang der Partie Bosnien-Herzegowina gegen Iran sogar eine Niederlage würde den Westafrikanern im heutigen Duell gegen Argentinien reichen, um als Gruppenzweiter zum dritten Mal nach 1994 und 1998 an einer Endrunde die Gruppenphase zu überstehen. Im mit rund 170 Millionen Einwohnern grössten Land Afrikas hat die Stimmung nach dem 1:0 gegen Bosnien-Herzegowina wieder umgeschlagen, nachdem das 0:0 gegen den Iran zum Auftakt noch als grosse Enttäuschung gewertet worden war. Von Abuja bis Lagos wird ein Erfolg gegen Argentinien und der damit verbundene Gruppensieg nun sogar als realistisch angesehen.
Baumeister des Erfolgs ist Trainer Stephen Keshi, der in seiner Heimat eine kontroverse Figur ist. Fans, Medien und Funktionäre wissen nicht, ob sie den 52-Jährigen mögen sollen oder nicht. Keshis Verdienste für den nigerianischen Fussball sind unbestritten. Als «Big Boss», wie die Teamkameraden ihren damaligen Captain nannten, führte er das Team 1994 erstmals an eine WM und in den USA sogleich in die Achtelfinals. Kurz nach seinem Amtsantritt als Trainer gewann er Anfang 2013 mit den «Super Eagles» etwas überraschend den Afrika-Cup; er war damit erst der Zweite überhaupt, dem dies als Spieler und Trainer gelang.
Keshi galt als wichtigster Spieler seiner Ära, und auch seine Qualitäten als Trainer werden durchaus anerkannt. Die grosse Liebe zwischen ihm und der Öffentlichkeit ist aber nicht entflammt. Seine distanzierte und kompromisslose Art - Spieler wie Kalu Uche, Sunday Mba oder Obafemi Martins sortierte er aus - wird nicht überall goutiert. Keshi gilt als beratungsresistent und lässt sich weder manipulieren noch in seine Arbeit reinreden. Und er sagt, wenn ihm etwas nicht passt, was gerade bei den Verbandsfunktionären nicht immer gut ankommt.
Trotz der anhaltenden Erfolge - Nigeria überstand die Qualifikation für Brasilien ohne Niederlage - stand die Liaison zwischen Keshi und Nigeria immer wieder vor der Auflösung. In den Tagen vor dem Argentinien-Spiel machte das Gerücht die Runde, Keshi habe sich bereits mit dem südafrikanischen Verband über einen Vertrag nach der WM geeinigt. Keshi gibt sich bedeckt: «Das Angebot von Südafrika ist eines von vielen, die ich habe.» Momentan gelte sein Fokus aber nur der WM und der Partie gegen Argentinien.
Enyeama als starker Rückhalt
Nach den mässigen Auftritten Argentiniens ist Nigeria der Coup heute gegen den zweifachen Weltmeister durchaus zuzutrauen. Die Afrikaner sind als einziges Team an dieser von Offensivfussball geprägten WM noch ohne Gegentreffer. Das liegt einerseits am taktischen Konzept des Trainers, andererseits aber auch an Torhüter Vincent Enyeama. Der 31-Jährige vom OSC Lille gilt als bester Torhüter Afrikas und auch weltweit als einer der Besten seines Fachs. In der Ligue 1 blieb er in der letzten Saison in 21 Spielen ungeschlagen und zwischenzeitlich 1062 Minuten ohne Gegentreffer.
Auch beim 1:0 gegen Bosnien-Herzegowina, dem ersten Sieg Nigerias an einer WM seit 1998, als die «Super Eagles» zum letzten Mal die K.o.-Runde überstanden hatten, spielte Enyeama stark. Allerdings bekundete der Keeper auch das Glück des Tüchtigen: Ein regulärer Treffer Edin Dzekos wurden wegen Offside aberkannt, zudem verhinderte einmal der Pfosten den ersten Gegentreffer Nigerias an diesem Turnier. Weitere wichtige Eckpfeiler in Keshis System sind Mittelfeldspieler John Obi Mikel von Chelsea und Stürmer Emmanuel Emenike (Fenerbahçe Istanbul).
Die drei Teamstützen werden auch gegen das von Lionel Messi angeführte Argentinien gefordert sein. «Alle sprechen über Messi, doch Argentinien hat noch andere tolle Spieler wie Angel Di Maria oder Gonzalo Higuain», sagte Enyeama. Mit weiteren Paraden will er zumindest die Achtelfinal-Qualifikation sicherstellen, der Gegner in der ersten K.o.-Runde ist sowohl für ihn als auch für den Trainer zweitrangig. Während für die Menschen in der Heimat das Erreichen der Viertelfinals das Mindestziel ist, befindet sich Keshi auf eigener Mission: «Ich versuche das Team wieder dorthin zu bringen, wo wir 1994 waren.» Das Turnier 1994 in den USA war der Beginn der besten Jahre Nigerias im Weltfussball: 1996 folgte der Olympiasieg in Atlanta, 1998 die Achtelfinal-Qualifikation an der WM in Frankreich.
Baumeister des Erfolgs ist Trainer Stephen Keshi, der in seiner Heimat eine kontroverse Figur ist. Fans, Medien und Funktionäre wissen nicht, ob sie den 52-Jährigen mögen sollen oder nicht. Keshis Verdienste für den nigerianischen Fussball sind unbestritten. Als «Big Boss», wie die Teamkameraden ihren damaligen Captain nannten, führte er das Team 1994 erstmals an eine WM und in den USA sogleich in die Achtelfinals. Kurz nach seinem Amtsantritt als Trainer gewann er Anfang 2013 mit den «Super Eagles» etwas überraschend den Afrika-Cup; er war damit erst der Zweite überhaupt, dem dies als Spieler und Trainer gelang.
Keshi galt als wichtigster Spieler seiner Ära, und auch seine Qualitäten als Trainer werden durchaus anerkannt. Die grosse Liebe zwischen ihm und der Öffentlichkeit ist aber nicht entflammt. Seine distanzierte und kompromisslose Art - Spieler wie Kalu Uche, Sunday Mba oder Obafemi Martins sortierte er aus - wird nicht überall goutiert. Keshi gilt als beratungsresistent und lässt sich weder manipulieren noch in seine Arbeit reinreden. Und er sagt, wenn ihm etwas nicht passt, was gerade bei den Verbandsfunktionären nicht immer gut ankommt.
Trotz der anhaltenden Erfolge - Nigeria überstand die Qualifikation für Brasilien ohne Niederlage - stand die Liaison zwischen Keshi und Nigeria immer wieder vor der Auflösung. In den Tagen vor dem Argentinien-Spiel machte das Gerücht die Runde, Keshi habe sich bereits mit dem südafrikanischen Verband über einen Vertrag nach der WM geeinigt. Keshi gibt sich bedeckt: «Das Angebot von Südafrika ist eines von vielen, die ich habe.» Momentan gelte sein Fokus aber nur der WM und der Partie gegen Argentinien.
Enyeama als starker Rückhalt
Nach den mässigen Auftritten Argentiniens ist Nigeria der Coup heute gegen den zweifachen Weltmeister durchaus zuzutrauen. Die Afrikaner sind als einziges Team an dieser von Offensivfussball geprägten WM noch ohne Gegentreffer. Das liegt einerseits am taktischen Konzept des Trainers, andererseits aber auch an Torhüter Vincent Enyeama. Der 31-Jährige vom OSC Lille gilt als bester Torhüter Afrikas und auch weltweit als einer der Besten seines Fachs. In der Ligue 1 blieb er in der letzten Saison in 21 Spielen ungeschlagen und zwischenzeitlich 1062 Minuten ohne Gegentreffer.
Auch beim 1:0 gegen Bosnien-Herzegowina, dem ersten Sieg Nigerias an einer WM seit 1998, als die «Super Eagles» zum letzten Mal die K.o.-Runde überstanden hatten, spielte Enyeama stark. Allerdings bekundete der Keeper auch das Glück des Tüchtigen: Ein regulärer Treffer Edin Dzekos wurden wegen Offside aberkannt, zudem verhinderte einmal der Pfosten den ersten Gegentreffer Nigerias an diesem Turnier. Weitere wichtige Eckpfeiler in Keshis System sind Mittelfeldspieler John Obi Mikel von Chelsea und Stürmer Emmanuel Emenike (Fenerbahçe Istanbul).
Die drei Teamstützen werden auch gegen das von Lionel Messi angeführte Argentinien gefordert sein. «Alle sprechen über Messi, doch Argentinien hat noch andere tolle Spieler wie Angel Di Maria oder Gonzalo Higuain», sagte Enyeama. Mit weiteren Paraden will er zumindest die Achtelfinal-Qualifikation sicherstellen, der Gegner in der ersten K.o.-Runde ist sowohl für ihn als auch für den Trainer zweitrangig. Während für die Menschen in der Heimat das Erreichen der Viertelfinals das Mindestziel ist, befindet sich Keshi auf eigener Mission: «Ich versuche das Team wieder dorthin zu bringen, wo wir 1994 waren.» Das Turnier 1994 in den USA war der Beginn der besten Jahre Nigerias im Weltfussball: 1996 folgte der Olympiasieg in Atlanta, 1998 die Achtelfinal-Qualifikation an der WM in Frankreich.
(ig/Si)
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