Luganos Aufgabe im momentan rund 38 Grad heissen Donetsk wird
durch die Tatsache nicht erleichtert, dass die gegnerische
Klubleitung ihren Spielern eine Erfolgsprämie von umgerechnet
310 000 Franken in Aussicht stellt. Inbegriffen in diesem
beachtlichen Bonus ist allerdings auch die nächste
Qualifikationsrunde, in der der Sieger zwischen Donetsk und Lugano
auf Borussia Dortmund trifft. Auch wenn die Tessiner ebenfalls über
nicht geringe Finanzierungsquellen verfügen, vermögen sie mit einer
derartigen Erfolgsprämie nicht mitzuhalten. 80 000 Franken stehen
pro Spieler in Aussicht. Dieser Betrag würde allerdings noch
aufgestockt, wenn die Partien gegen Borussia Dortmund und damit
zusätzliche TV-Gelder anständen.
Gleich zweimal wurde der dreifache ukrainische Cupsieger, der in
seiner 65-jährigen Klubgeschichte weder in der seinerzeitigen
Sowjetunion noch ab 1992 in der Ukraine einen Meistertitel feiern
konnte, von Lugano-Spionen beobachtet. Was Assistenztrainer Cao
Ortelli dabei zu sehen bekam, entsprach ziemlich genau den
Erwartungen: «Die Spieler sind technisch sehr gut ausgebildet und
durchwegs laufstark. Das System ist offensiv ausgerichtet und
wechselt bei Ballbesitz von einem 4-4-2 zum 3-5-2.» Ortelli hat
aber auch mitbekommen, dass die Ukrainer ihre Defensive oft arg
vernachlässigen und zu viele Spieler ohne Absicherung nach vorne
stürmen. «Das müssen wir auszunützen versuchen.»
Bemerkenswert ist aber vor allem die Heimstärke der Ukrainer im
Zentralstadion, das rund 40 000 Fans Platz bietet und für heute
Abend ausverkauft sein soll. In der letzten Saison blieb Donetsk,
das zum fünften Mal in Serie hinter Rekordmeister und
Aushängeschild Dynamo Kiew den zweiten Platz belegte, in allen 13
Heimspielen ungeschlagen. Ähnlich beeindruckend ist die Bilanz in
bisher 23 Europacup-Heimspielen: 15 Siegen stehen 5 Unentschieden
und lediglich 3 Niederlagen gegenüber. Die Bezwinger hiessen
Vicenza (1:3), Slavia Prag (0:1) und Lazio Rom (0:3). Geschlagen
wurden in der mittlerweile 25-jährigen Europacup-Geschichte des
Klubs so prominente Gegner wie Juventus Turin, Monaco, Sparta Prag
und Arsenal, während Barcelona, Porto, Brügge oder Celta Vigo mit
Unentschieden davonkamen. Bei der erstmaligen Champions-League-
Teilnahme erreichte Schachtjor letzte Saison in der Gruppe mit
Lazio Rom, Arsenal und Sparta Prag den dritten Platz, was danach
noch eine UEFA-Cup-Runde gegen Celta Vigo einbrachte.
Zweimal traf Schachtjor Donetsk bisher auf Schweizer Gegner:
1983 zog Servette mit 0:1 und 1:2 den Kürzeren, und 1998 unterlag
auch der FC Zürich in der Ukraine (2:3), ehe er im Rückspiel einen
überraschenden 4:0-Heimsieg landete. «Wir sind uns bewusst, dass es
sehr schwer wird, doch wir sind überzeugt, mit einer guten
Teamleistung dagegenhalten zu können», sagt Verteidiger Markus
Brunner, der sich die Erfolge Luganos vor sechs Jahren gegen Inter
Mailand zum Vorbild nehmen will. Damals wurden die Italiener nach
einem Heim-Remis (1:1) im San-Siro-Stadion mit 1:0 geschlagen und
damit bereits in der ersten Runde aus dem Wettbewerb geworfen.
Trainer war schon damals Roberto Morinini, den zurzeit nur eine
Sorge plagt: Wird Abwehrchef Zlatomir Zagorcic nach seiner
Oberschenkelzerrung rechtzeitig fit? Beim gestrigen Test konnte er
von Beginn weg mittun. Setzt Morinini auf Zagorcic, dann müsste ihm
Verteidiger Brunner weichen. In der Offensive will Morinini dem
brasilianischen Neuzuzug Caico von Beginn weg auf der rechten Seite
eine Chance geben, was hiesse, dass der dreifache Saisontorschütze
Joël Magnin leicht nach hinten rücken und wohl Alain Gaspoz
ersetzen würde. Der zweite neue Brasilianer, Carlos Da Silva, ist
noch nicht spielberechtigt und flog gar nicht in die Ukraine mit.
Gesperrt ist Ersatzgoalie Philipp Walker, während Régis
Rothenbühler verletzt ist und Bruno Sutter aus taktischen
Überlegungen ebenfalls in der Schweiz zurückblieb.
Die voraussichtlichen Startformationen.
Schachtjor Donetsk:
Wirt; Starostjak, Timoschtschuk, Aliuta, Bacharew; Zubow, Ndiaye,
Lewandowski, Okoronkwo; Worobei, Aghahowa.
Lugano: Razzetti;
Kaba, Biaggi, Brunner; Gaspoz, Rota, Bastida, Ludovic Magnin (Joël
Magnin); Caico, Rossi; Muff.
(kil/sda)