Die Reform sei einstimmig gutgeheissen worden,
sagte FIFA-Präsident Joseph Blatter nach einer sechsstündigen
Sitzung in Buenos Aires. Hauptziel der Revision sei, die Jugend zu
schützen. Es gilt als sicher, dass das neue Reglement am Samstag
vom FIFA-Kongress verabschiedet wird.
Laut Blatter wird das neue System zwei Wochen nach Notifizierung
aller Nationalverbände, «spätestens aber am 1. September» in Kraft
treten. «Wir hoffen aber, dass es schon Anfang oder Mitte August so
weit sein wird», sagte er. Am Samstag muss der FIFA-Kongress in
Buenos Aires noch den Artikel 63 des Verbandstatuts ändern, damit
das neue FIFA-Schiedsgericht gegründet werden kann, das in Transfer-
Streitfällen schlichtend eingreifen soll.
Das neue Transfer-Reglement war im März von der FIFA und der
UEFA zusammen mit den Kommissaren der Europäischen Union
beschlossen worden. Es sieht unter anderem auch vor, dass für
Spieler bis 23 Jahre ein System zur Berechnung von Trainings- und
Ausbildungsentschädigungen entwickelt wird, von dem vor allem
kleinere, finanzschwache Klubs profitieren sollen.
Der Kernpunkt des neuen Systems ist aber, dass Verträge mit
Spielern bis 28 Jahre drei Jahre geschützt sind und nicht einseitig
gekündigt werden dürfen. Bei Spielern über 28 Jahren sind die
Verträge zwei Jahre geschützt. Die Spieler werden ausserdem pro
Saison grundsätzlich nur einmal wechseln dürfen. Es können Verträge
mit Laufzeiten von einem bis fünf Jahren abgeschlossen werden.
Für Vertragsbrüche wird es einen Strafenkatalog geben, unter
anderem auch für die eventuell daran beteiligten Spielervermittler.
Sollte ein Spieler etwa während der «geschützten Zeit» kündigen und
zu einem anderen Klub wechseln, kann er bis zu vier Monate, im
Wiederholungsfall bis zu sechs Monate gesperrt werden. Bei
Vertragsstreitigkeiten soll das unabhängige Schiedsgericht, in dem
Arbeitgeber und Arbeitnehmer paritätisch vertreten sind, schnell
entscheiden können. Die Konsultation des Schiedsgerichts ist
freiwillig und verhindert nicht, dass nationale Gerichte
eingeschaltet werden können.
Die Transferreform wird schon 20 Tage nach der Verabschiedung
auf dem juristischen Prüfstand stehen: Dann nämlich wird die Klage
der internationalen Spielergewerkschaft FIFPRO gegen das neue
Reglement vor einem Gericht in Brüssel verhandelt. Für die FIFPRO,
die das einseitige Kündigungsrecht der Spieler zu jeder Zeit
durchsetzen will, steht die Neuregelung laut Klageschrift im
Widerspruch zu den «Menschenrechten» und den «grundlegenden Rechten
der Arbeiter».
Die Kläger verlangen deshalb, dass das Gericht die Anwendung des
Reglements weltweit oder zumindest für den EU-Raum untersagt und
die FIFA verpflichtet wird, jede internationale
Transferbescheinigung innerhalb von 24 Stunden auszustellen.
Blatter zeigte sich jüngst von der FIFPRO-Klage unbeeindruckt: «Die
Reform ist ausgearbeitet und wird verabschiedet. Davon gehe ich
aus.»
Doping-Sünder werden automatisch gesperrt
Für Dopingsünder kennt die FIFA keine Gnade. Sie bestätigte die
automatische internationale Sperre von Spielern, die der Einnahme
unerlaubter leistungsfördernder Substanzen überführt und auf
nationaler oder kontinentaler Ebene suspendiert werden. Die
Entscheidung sei trotz heftiger Gegenwehr der aktuell betroffenen
Verbände (Holland und Portugal) getroffen worden.
Die Holländer Frank de Boer und Edgar Davids sowie der
Portugiese Fernando Couto, alle drei Leistungsträger ihrer
jeweiligen Nationalteams, sind bekanntlich jüngst des Dopings
überführt und von Verbänden oder Vereinen gesperrt worden waren.
Dennoch sollten oder wollten sie bis auf weiteres weiter im
Nationalteam spielen. De Boer kündigte nach der Entscheidung
Berufung an: «Das ist ein harter Schlag. Aber ich werde bis zum
bitteren Ende kämpfen, um meine Unschuld zu beweisen», erklärte der
Holländer.
Weniger streng geht die FIFA mit den Protagonisten der jüngsten
Passfälschungsskandale um. Die in Italien gesperrten Spieler,
darunter Stars wie der brasilianische National-Goalie Dida, können
während ihrer Sperre von den jeweiligen Nationalteams eingesetzt
werden.
(sda)